Bad Berleburg. Die Bad Berleburger Fachärztin für Dermatologie, Dr. Agata Nowicki hat Tipps für das richtige Sonnenbaden aber auch für die Arbeit im Freien.

Hautkrebs! Eine Diagnose, die schockiert. In vielen Fällen aber können Menschen im Vorfeld sehr viel tun, damit es nicht so weit kommt – im Urlaub aber auch am Arbeitsplatz im Freien. Wie man sich vor Sonnenbrand und damit auch vor Hautkrebs schützen kann, darüber haben wir mit Dr. Agata Nowicki gesprochen. Sie ist Fachärztin für Dermatologie und im Medizinischen Versorgungs Zentrum (MVZ) Bad Berleburg als Hautärztin tätig.

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Viele zieht es jetzt wieder in die Sonne. Bräune ist dabei nach wie vor gefragt. Wie gefährlich ist das eigentlich?

Dr. Agata Nowicki Grundsätzlich brauchen wir die Sonne und die Bewegung im Freien. Beides ist für ein gesundes Immunsystem, den Knochenbau und auch für unser psychisches Wohlbefinden von essenzieller Bedeutung. Es kommt, wie so oft, auf das richtige Maß an – und das ist je nach Hauttyp, Alter oder bestimmten Erkrankungen sehr individuell. In jedem Fall sollten Sie alle Möglichkeiten ausnutzen, um die Entstehung eines Sonnenbrandes zu vermeiden.

Das Problem des Sonnenschutzes betrifft aber nicht nur Urlauber, sondern auch Menschen, die in der Sonne arbeiten müssen. Wie kann ich mich am besten vor Sonnenbrand schützen?

Am effektivsten wirkt der Textilschutz gegen die aggressiven UV-Strahlen. Dazu zählen Kopfbedeckungen sowie luftige Bekleidung mit langen Ärmeln. Auch auf das Eincremen mit einer Sonnencreme mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor sollte nicht verzichtet werden.

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Worauf muss ich bei Sonnenschutzmitteln achten?

Bei Sonnenschutzmitteln spielt die richtige Höhe des Lichtschutzfaktors eine große Rolle: Die Höhe, die wir wählen sollten, ist von unserem Hauttyp abhängig und davon, ob unsere Haut bereits vorgebräunt ist oder wir etwa unter einer Sonnenallergie leiden. Helle Hauttypen mit blonden oder rötlichen Haaren sowie blauen oder grünen Augen sollten das Haus im Sommer beispielsweise nicht ohne Lichtschutzfaktor 50 verlassen. Neben dem Lichtschutzfaktor ist ausschlaggebend, dass der Sonnenschutz sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen abblockt, da UVA-Strahlen mit verantwortlich sind für eine erhöhte Hautkrebsgefahr sowie eine vorzeitige Hautalterung. Zusätzlich sollten Sie eine ausreichende Menge an Sonnenschutz auftragen und das Eincremen wiederholen, wenn Sie Sport treiben oder Schwimmen gehen. Das Nachcremen verlängert zwar die schützende Wirkung nicht, sorgt jedoch dafür, dass die angegebene Schutzdauer aufrechterhalten wird. Auch die Inhaltsstoffe spielen – vor allem bei Allergikern oder Menschen mit einer empfindlichen Haut – eine große Rolle. Für sie gibt es Produkte mit speziellen Inhaltsstoffen, die beispielsweise in Apotheken erhältlich sind.

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Wenn ich vergessen habe, mich einzucremen und bereits einen Sonnenbrand habe. Was kann ich tun um die Folgen zu lindern?

Ein Sonnenbrand ist in erster Linie eine Verbrennung – und da hilft Kühlung zum Beispiel in Form von kühlenden Umschlägen. Sie können die Haut bei der Regeneration zusätzlich unterstützen, indem Sie Lotionen auftragen, die die Wundheilung fördern und die Feuchtigkeit spenden. Außerdem sollten Sie Ihrer Haut Ruhe gönnen, bis der Sonnenbrand vollständig verheilt ist. Das bedeutet: kein Sonnenbaden, auch nicht mit Sonnencreme!

Man sagt, die Haut vergisst nicht. Wie gefährlich ist ein Sonnenbrand langfristig?

Der Zusammenhang zwischen UV-Strahlen und der Entstehung von weißem Hautkrebs ist wissenschaftlich nachgewiesen. Aus diesem Grund werden bestimmte Formen des weißen Hautkrebses bei Menschen, die hauptsächlich im Freien arbeiten, auch als Berufskrankheit anerkannt. Doch auch der schwarze Hautkrebs kann durch Sonnenstrahlung mitverursacht werden. Vor allem Sonnenbrände in der Kindheit schädigen die Zellen nachhaltig und erhöhen das Risiko, im Erwachsenenalter an schwarzem Hautkrebs zur erkranken.

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Es gibt unterschiedliche Hauttypen. Was bedeutet das für das Thema Sonnenbaden?

Wir unterscheiden bis zu sechs Hauttypen voneinander: Menschen mit einer sehr hellen Haut, Sommersprossen und hellen Haaren verfügen über eine andere Pigmentierung und auch über eine andere Hautbeschaffenheit als beispielsweise Menschen, die einen natürlichen, dunklen Hautton haben und die fast nie einen Sonnenbrand bekommen. Einfach ausgedrückt kann man sagen: Je heller die Haut ist und je mehr Sommersprossen Sie haben, desto höher sollte ihr Sonnenschutz ausfallen. Das bedeutet jedoch nicht, dass dunklere Hauttypen auf Sonnenschutz verzichten sollten. Die Haut ist das größte Organ unseres Körpers und für Pflege und einen schonenden Umgang vor allem in späteren Jahren dankbar.

Stichwort Vorsorge? Wann sollte ich nach einer Vorsorgeuntersuchung wegen Hautkrebs kümmern?

Grundsätzlich ist eine Kontrolle der Muttermale in allen Altersgruppen sinnvoll, gerade dann, wenn sich Größe, Form oder Farbe verändern. Eine regelmäßige Hautkrebsvorsorge gilt meist ab dem 35. Lebensjahr als Regelleistung der Krankenkassen. Sie sollte dann alle zwei Jahre wiederholt werden. Die wichtigste Aufgabe haben Sie selbst: Achten Sie auf sich und auf Ihren Körper, seien Sie aufmerksam, ob sich etwas verändert und suchen Sie im Zweifelsfall einen Arzt auf.