Fördermittel der „Aktion Mensch“ machen es möglich, am und im Gebäude eine Rampe, ein Geländer und Klebemarkierungen zu installieren.

Bad Berleburg. Stufen – sie überwinden einerseits Höhen-Unterschiede, schaffen aber gleichzeitig neue Barrieren. In den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass solche Hindernisse – Treppen sind da nur ein Beispiel – überwunden werden müssen. Die Aktion „Mensch“ ist als vom ZDF gegründete Sozialorganisation und Nachfolgerin der „Aktion Sorgenkind“ seit Jahrzehnten eine feste Größe, um Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen beim Barriere-Überwinden finanziell zu unterstützen. Deshalb hat sich die evangelische Kirchengemeinde Bad Berleburg jetzt an die „Aktion Mensch“ gewandt.

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Mit Katrin Spies-Gußmann hat das Presbyterium eine Blinde in seinen Reihen, die Hindernisse, an denen Sehende geflissentlich vorbeigucken, ganz handfest im Alltag erlebt. Menschen mit einer eigenen Einschränkung sind zudem meist aufmerksamer bei allen Hindernissen, mögen diese auch ganz andere Gruppen betreffen. Darüber hinaus hat sich Katrin Spies-Gußmann als Physiotherapeutin mit Zusatz-Qualifikationen für Schwerbehinderten-Arbeit fortgebildet. Auch das eröffnet weitere Perspektiven.

Die Problemzonen

Drei mögliche Problemzonen hatte das Presbyterium mit dieser geschulten Wahrnehmung in der Stadtkirche, die ja nicht nur für gemeindliche, sondern auch für weltliche Veranstaltungen wie Konzerte genutzt wird, ausgemacht.

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So ist erstens der Zugang zum Gotteshaus nur über Treppen möglich – und deren alte Sandstein-Stufen sind unregelmäßig und so eine zusätzliche Herausforderung.

Zweitens fehlt es an Geländern, sowohl beim Zugang zur Kirche als auch auf dem Weg in den Chorraum.

Drittens beträgt der Unterschied zwischen dem Raum mit den Kirchenbänken und dem hinteren Teil der Kirche mit seinen Stehtischen für lockere Zusammenkünfte zwar nur eine Treppenstufe, aber: Auch die ist mithin eine Klippe, insbesondere weil sie als Stolperfalle auf den schnellen Blick oder bei Einschränkungen im Sehen schwer auszumachen ist.

Die Lösungen

Klebemarkierungen können hier Abhilfe schaffen und sind teilweise schon angebracht. Zum Beispiel rahmen sie nun das Stehtisch-Plateau ein und finden sich ebenfalls auf den jeweils ersten Stufen zu den oberen Emporen. Weitere Markierungen werden noch auf dem Weg in den Chorraum befestigt, doch auf dem Stein braucht man fürs Festkleben wärmere Temperaturen. Genau wie auf der neu installierten Rampe, die genau gegenüber vom Haupteingang an der zweiten Pforte nun für Rollstuhl und Kinderwagen eine problemlose Einfahrt in die Kirche möglich macht. Ebenfalls schon installiert wurde ein Geländer an den drei Stufen zum Chorraum hin.

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Die Förderung

Eine finanzielle Förderung der Aktion Mensch in Höhe von 5000 Euro wurde der Berleburger Kirchengemeinde dafür in Aussicht gestellt, 4000 Euro sind vorab schon überwiesen worden. So konnte das Presbyterium mit weiteren ehrenamtlichen Helfern die beschriebenen Maßnahmen umsetzen. Und so können alle jetzt barrierefreier in das über das 160 Jahre alte Gebäude kommen: zu Gottesdiensten, zu Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen sowie täglich von 10 bis 18 Uhr, um in der Offenen Kirche unter den derzeit gültigen Abstands-, Hygiene- und Gruppengröße-Regeln diesen besonderen Raum zu erleben.