Wittgenstein. Der Veggie-Trend wird immer größer. Aber wie fleischlos sind die Wittgensteiner Gastronomen aufgestellt? Wir haben den Gastro-Check gemacht.

Burger aus Erbsenprotein, Nuggets auf Reisbasis oder Bratwurst aus Weizen und Soja: Die Supermarkt-Regale sind mittlerweile voll von fleischlosen Ersatzprodukten. Es gibt fast nichts, das sich nicht mit einer vegetarischen oder veganen Alternative ersetzen lassen würde. Der Veggie-Trend ist groß und immer mehr Menschen verzichten aus Tierwohl- und Umweltschutzgründen auf tierische Lebensmittel.

Aber wie sieht es eigentlich in der Gastronomie im Wittgensteiner Land aus? Werden Vegetarier und Veganer dort fündig? Wie breit ist das fleischlose Angebot? Wie fleischlos is(s)t Wittgenstein? Wir machen den Gastro-Check.

Das Angebot

Der Blick auf die Speisekarten der Wittgensteiner Restaurants zeigt: Irgendetwas Fleischloses wird der Vegetarier überall finden. Die vegetarischen Speisen sind oft extra mit einem „V“ gekennzeichnet – für die Übersicht ein Pluspunkt. Die Vielfalt variiert bei den einzelnen Restaurants allerdings enorm. In der Bad Berleburger Pizzeria „Da Angela“ sind auf der Karte die vegetarischen Gerichte beispielsweise nicht extra ausgewiesen – auch wenn viele Gerichte naturgemäß keine tierischen Produkte enthalten. Für Veganer wird es hier, wie auch bei vielen weiteren italienischen Restaurants in Wittgenstein eher schwierig. Pizzen mit veganem Käse gibt es so gut wie nie.

Eine Ausnahme bildet hier jedoch das „Bella Italia“ in Erndtebrück. Hier sind auf der Speisekarte nicht nur zahlreiche vegetarische Gerichte wie zum Beispiel Penne mit allerlei Gemüse oder überbackenes Ofengemüse zu finden, sondern es gibt auch ein großes veganes Angebot. Salate und Nudelgerichte werden mit Tofu oder veganem Käse angeboten. Es gibt veganen Parmesan und Rahmsoße aus Mandelmilch. Auch Pizzabrot gibt es in einer Variante komplett ohne tierische Produkte. Es gibt kreative Gerichte, bei denen nicht einfach nur eine Komponente weggelassen wurde. Das „Bella Italia“ zeigt, wie fleischlose Küche aussehen kann – ein echter Vorreiter in Wittgenstein.

Kathrin und Manuel Grabiger sind Inhaber des Gasthauses „Zum Weißen Roß“. Auch hier gibt es vegetarische Gerichte.  
Kathrin und Manuel Grabiger sind Inhaber des Gasthauses „Zum Weißen Roß“. Auch hier gibt es vegetarische Gerichte.   © Lars-Peter Dickel

Nicht ganz so positiv fällt das Lokal „Zum Weißen Roß“ in Bad Berleburg auf. Hier gibt es vor allem gutbürgerliche Küche, die eben traditionell sehr fleischlastig ist. „Wir haben vegetarische Speisen extra auf unserer Karte aufgeführt“, erklärt Inhaberin Kathrin Grabiger. „Vegane Gerichte haben wir aber nicht aufgeführt.“

Vegetarier können im Weißen Roß aktuell zwischen drei Gerichten wählen: Spargel mit Kartoffeln und Soße Hollandaise, Kartoffel-Möhrenroulade mit Frischkäsefüllung an Schnittlauchsauce mit Salat oder ein gemischter Salatteller. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben. Kathrin Grabiger weist aber darauf hin, dass individuell auf die Wünsche der Gäste eingegangen werde: „Wir können auch individuell spontan noch etwas zaubern. Auch bei Unerträglichkeiten wie Gluten oder Laktose können wir reagieren.“ Auch in den Schnellimbiss-Restaurants wird es schwieriger, ein vegetarisches Gericht zu finden. In Dönerläden besteht meist nur die Option das Fleisch wegzulassen. Eine fleischlose Alternative – zum Beispiel in Form von einem Halloumi-Döner – wird nicht angeboten. Fleischloser Pizzabelag ist natürlich immer eine Option. Für Veganer ist das Angebot hier jedoch eher dünn.

Die Beliebtheit

Dass der Veggie-Trend immer beliebter wird, ist mit einem Blick in die Supermarkt-Regal schnell festzustellen. Die Produkt-Vielfalt nimmt weiter zu. Aber wie beliebt sind die fleischlosen Gerichte in den Wittgensteiner Restaurants? Fragt man die Gastronomen in der Region, dann ist der Tenor eindeutig: Veggie ist immer gefragter. Es kommt häufiger vor, dass sich Gäste nach vegetarischen oder sogar veganen Gerichten erkundigen. „Das kommt definitiv sehr gut an“, sagt etwa Friedhelm Bauer, Betreiber des „Bauer’s“ in Erndtebrück. „Aktuell haben wir vegetarische Pasta im Angebot. Das wollen wir aber noch ausweiten.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Frank Barth, Inhaber der „Lahnstuben“ in Bad Laasphe. „Ich würde schon sagen, dass die Nachfrage nach vegetarischen Gerichten bei uns von ungefähr zehn Prozent auf 25 bis 30 Prozent angestiegen ist.“

Er hat dazu eine klare Meinung: „Wir haben noch viel zu wenige fleischlose Gerichte auf unserer Karte. Das wird in Zukunft – wenn wir nach der Corona-Pandemie hoffentlich mal wieder richtig geöffnet haben dürfen – auch definitiv mehr werden. Wir haben da auch schon Ideen.“

Fazit

Es bleibt festzuhalten: Es gibt noch viel Luft nach oben. Wer sich die Speisekarten in Wittgenstein anschaut, sieht, dass es nahezu überall zumindest vegetarische Gerichte gibt. Doch bei der Vielfalt und Kreativität der Gerichte gibt es noch Handlungsbedarf. Gerade wer sich vegan ernährt, wird nicht überall fündig und muss gegebenenfalls länger suchen.

Die Nachfrage ist jedenfalls vorhanden – das haben einige Gastronomen im Gespräch mit der Westfalenpost bestätigt. Grundsätzlich sind sie auch offen, sich diesem Trend anzupassen. Als Vorbild dient das Erndtebrücker „Bella Italia“. Hier gibt es vielfältige vegane Optionen, aus denen gewählt werden kann – ohne dass bestimmte Zutaten einfach weggelassen werden.

Noch haben die Regale in den Supermärkten den Gastronomen in Sachen vegetarischer und veganer Vielfalt etwas voraus – doch es deutet sich an, dass sich das bald ändern wird.

Was bedeutet eigentlich vegan?

Wer sich vegan ernährt, der verzichtet komplett auf tierische Produkte. Das sind Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. Abgesehen von der Ernährung verzichten viele Veganer auch im Alltag auf Leder, Tierwolle, Federn und Kosmetik, die an Tieren getestet wurde oder tierische Inhaltsstoffe enthält.

Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch, Pescetarier essen kein Fleisch, dafür aber Fisch.

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen den Veggie-Trend: 2020 stellten die Unternehmen 84.000 Tonnen Fleischersatzprodukte her – das sind 39 Prozent mehr als im Vorjahr.

Zudem greift jeder zehnte Deutsche zu pflanzlichen Milchalternativen statt zur Kuhmilch. Das teilt der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft mit.

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