Wittgenstein. In den siebziger und achtziger Jahren spielte die Wittgensteiner Band Jet-Set in vollen Hallen. Der Anspruch: Möglichst originalgetreuer Sound.

„Wer volles Haus hatte, hatte Jet-Set.“ Harald Weber erinnert sich noch genau an die Band, die zwischen 1976 und 1986 regelmäßig die Hallen und Festzelte in der Wittgensteiner Heimat zum Kochen brachte – er selbst war dabei hauptsächlich für die Tasteninstrumente zuständig. Markenzeichen von Jet-Set, die gleich verschiedene Zielgruppen mit ihrer Musik ansprachen: Ein möglichst originalgetreuer Sound, der auch in Diskos funktionierte.

Ob Schützenfest, Kurtanz oder Party: Jet-Set konnten alles spielen. „Musikalisch sind wir im Grunde dreispurig gefahren: Zum einen spielten wir auf Schützenfesten die klassische Bierzeltmusik, beim Kur-Tanz in Bad Laasphe konnten wir mit traditioneller Tanzmusik wie Cha Cha, Rumba oder Tango aufwarten, die jungen Leute holten wir dann mit moderner Musik ab“, blickt Weber heute zurück.

Der Sound

Dass bei der modernen Musik – Ende der siebziger Jahre war das vor allem der klassische Disco-Sound –

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die Coverversionen beliebter und aktueller Hits so originalgetreu wie möglich war, war der Anspruch der Band, deren Besetzung im Lauf der Jahre ab und zu wechselte.

„Das lag vor allem daran, weil wir auch in Diskotheken – vor allem der Diskothek „La cave“ im Siegerland – spielen wollten“, erklärt Weber. So habe der Discjockey bei den Auftritten immer zuerst das originale Lied angespielt und Jet-Set spielte den Titel live zu Ende, während der Discjockey die Plattenversion langsam ausblendete.

Um immer den genau richtigen Sound liefern zu können, waren zahlreiche Instrumente auf der Bühne nötig.
Um immer den genau richtigen Sound liefern zu können, waren zahlreiche Instrumente auf der Bühne nötig. © WP | Harald Weber

„Wenn man dann anders geklungen hätte, wäre das beim Publikum nicht so gut angekommen“, so Weber. Doch die Musik kam an, und Jet-Set spielte regelmäßig vor vollem Haus – bis zu 2000 Menschen tanzten teilweise zu der Musik der Wittgensteiner Band.

Und ob nun Hot Chocolate, Pink Floyd oder Barclay James Harvest: Das Publikum bekam die Hits der aktuellen Zeit auf die Ohren. „Das einzige was wir nicht gespielt haben waren die Bee Gees – so hoch konnten wir nicht singen“, so Weber.

Die Proben

Doch wie lernt eine Band der siebziger und achtziger Jahre, ein Lied genau so zu spielen, wie es aus dem Radio kommt? „Damals gab es noch kein Internet, kein YouTube oder ähnliches“, betont Weber.

Also wurde die Kassette mit in den Probenraum nach Feudingen genommen, immer wieder die einzelnen Stellen angehört und dann wurde so lange an den Instrumenten probiert, bis das Lied saß. Im Schnitt einmal die Woche probte Jet-Set im Probenraum, wo auch die zahlreichen Instrumente gelagert wurden – an den Wochenenden folgten dann in der Regel Auftritte. „Wirkliche Konzerte haben wir nicht gespielt“, erklärt Weber.

Die Auftritte

Was aber nicht heißt, dass Jet-Set nach zwei, drei Liedern schon Feierabend hatte – tatsächlich war das

Jet-Set auf der Bühne zu haben, bedeutete immer auch volles Haus – wie im Bild in der Volkshalle in Feudingen 1983.
Jet-Set auf der Bühne zu haben, bedeutete immer auch volles Haus – wie im Bild in der Volkshalle in Feudingen 1983. © WP | Harald Weber

Gegenteil der Fall: „Eine einzelne Verpflichtung bei einer Veranstaltung konnte an einem Samstag von 20 Uhr Abends bis 2 Uhr Nachts dauern – normalerweise dauerte es aber immer länger, da das Publikum noch Zugaben gefordert hat.“

Das bedeutete für die teilweise noch schulpflichtigen Bandmitglieder: Am Samstagnachmittag wurde das gesamte Equipment aus dem Probenraum in den Bandbus verladen und zum Veranstaltungsort gefahren.

Dann ging es ans Ausladen, Aufbauen und Instrumente anschließen. „Dann folgte die Absprache, welche Titel als erste gespielt werden sollen“, so Weber.

Dementsprechend wurden die Instrumente dann eingestellt. Danach hieß es: „Umziehen in die Abendgarderobe, auf die Bühne und los geht’s. Die Tanzfläche war meist in der ersten Runde von drei bis vier Titeln noch nicht ganz gefüllt, in der nächsten Runde war sie schon fast voll“, erinnert sich Weber.

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Mit den Tanzrunden ging es dann weiter bis Mitternacht, wo sich die Band eine kleine Essenspause gönnte und sich für die folgenden 2 bis 3 Stunden Musik stärkte. Nach Ende der Veranstaltung ging es schließlich ans Abbauen und Einladen des Equipments in den Bandbus.

„Je nachdem wann der nächste Auftritt war, blieb alles im Bus oder wir sind noch in die Schule nach

Viel zu packen gab es vor jedem Auftritt. Dann wurde das Equipment aus dem Probenraum in den Bandbus verladen.
Viel zu packen gab es vor jedem Auftritt. Dann wurde das Equipment aus dem Probenraum in den Bandbus verladen. © WP | Harald Weber

Feudingen gefahren, um dort alles wieder auszuladen. Morgens zwischen 4 und 5 Uhr war ich schließlich zu Hause“, berichtet Weber aus der Band-Zeit, die bis Ende 1983 andauerte – 1986 löste sich die Band aus beruflichen Gründen auf. Einige der Mitglieder machten ein paar Jahre später weiter in der Formation „Da Capo“ (wir berichteten).