Bad Berleburg. Philadelphia Home: Bewohner der Wohngemeinschaft am Sengelsberg geben Einblicke in ihren Alltag und zeigen rasche Fortschritte.
Kerstin Weber ist glücklich. Darüber, dass sie wieder laufen, eigenständig Essen und sich an- und ausziehen kann. Das war nicht immer der Fall. Seit dem 1. Dezember 2020 ist die 48-Jährige in der Wohngemeinschaft Philadelphia Home in Bad Berleburg. Seitdem kämpft sie sich zurück ins Leben – ihr Leben. Dreieinhalb Monate, in denen die Hallenbergerin bereits viele kleine Ziele erreicht hat. Denn: Als sie nach ihrer Reha nach Bad Berleburg kam, konnte sie fast nichts eigenständig. Sie war bettlägerig. Der Grund dafür ist ein Gendefekt.
Das Ziel
Rund drei Monate lang lag Kerstin Weber zuvor im Koma. „Die Ärzte haben in dieser Zeit nach der Ursache für ihre Symptome gesucht“, erinnert sich ihr Lebensgefährte Enrico Blomberg. Das war im Sommer vergangenen Jahres. „Sie hatte immer wieder Muskelzuckungen und Schlaganfallähnliche Symptome.“ Später stellte sich ein Gendefekt heraus.
Heute ist Kerstin Weber froh, dass sie in der Bad Berleburger Wohngemeinschaft aufgenommen wurde. „Ab hier ging es wieder aufwärts“, so Blomberg, der immer wieder die Hand seiner Lebensgefährtin nimmt, sie streichelt und ihr Mut zuspricht. Gemeinsam mit der Reha-Klinik hat er die Entscheidung getroffen, die 48-Jährige nach Bad Berleburg zu bringen. „Ich habe mich hier sofort wohl gefühlt“, sagt Weber.
„Es ist wie eine Familie für mich.“ Und genau das ist den Pflegern wichtig. „Wir möchten, dass die Bewohner sich wie zuhause fühlen“, sagt Irina Meiners, Pflegedienstleiterin. „Dazu gehört auch, dass die Bewohner ausschlafen können und selbst entscheiden, was sie am Tag machen möchten. Wenn sie lieber ihre Ruhe haben möchten, ist das auch okay. Es ist wichtig, dass die Bewohner und ihr Besuch auch ihre Privatsphäre haben.“
Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, der sie zwei bis drei Mal die Woche besucht, geht Kerstin Weber in den Wohnbereich. „Es ist schön zu sehen, wie gut sie bereits wieder laufen kann“, sagt Meiners glücklich. „Das ist so ein unglaubliches Gefühl.“ Kerstin Weber gibt nicht auf – sie hat ein Ziel: Sie möchte im Sommer ohne den Rollstuhl nach Hause. „Und das wird sie auch schaffen, da bin ich mir sicher“, sagt Meiners. Gemeinsam mit Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten arbeitet die 48-Jährige täglich für dieses Ziel.
Eine weitere Erfolgsgeschichte
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Eine Bewohnerin konnte bereits Ende Oktober vergangenen Jahres die Wohngemeinschaft nach erfolgreicher Behandlung wieder verlassen – Marion Knörnschild kam – ähnlich wie Kerstin Weber – als bettlägerige Patientin nach Bad Berleburg. Auch sie musste alltägliche Dinge wie Schlucken, Sprechen, Anziehen und Gehen wieder neu erlernen – mit Erfolg. „Sie hatte immer das Ziel, Weihnachten wieder zuhause zu sein“, erinnert sich Meiners an die ehemalige Bewohnerin.
Ende Oktober – zwei Monate noch vor Weihnachten – hat sie es geschafft. Doch bevor es nach Hause geht, geht es noch einmal zur Reha. „Dort hat sie sich leider mit dem Coronavirus infiziert und musste über Weihnachten in Quarantäne bleiben. Das tat mir so leid für sie“, sagt Irina Meiners. „Ich hätte es ihr so sehr gewünscht, Weihnachten daheim zu verbringen. Aber es geht ihr mittlerweile wieder besser.“
Plätze für Senioren frei
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Aktuell wohnen neben Kerstin Weber noch zwei weitere Menschen in der Wohngemeinschaft am Sengelsberg. Ab dem 1. April haben dann auch Senioren, die zuhause alleine nicht zurecht kommen, die Möglichkeit in die Wohngemeinschaft zu ziehen.
„Meine Kollegin und ich hatten vor kurzem die Idee, uns zu erweitern und die weiteren Zimmer als eine Art Seniorenresidenz anzubieten“, so Meiners. „Unsere Pfleger sind 24 Stunden hier vor Ort und kümmern sich um die Bewohner.“
Und wie weit sind die Planungen hierbei? „Es ist alles fertig – sie können direkt einziehen“, so Pflegedienstleiterin Meiners glücklich. „Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn man noch mehreren Menschen helfen kann.“ Derzeit seien nur noch vier Zimmer in der Wohngemeinschaft frei.
Die Wohngemeinschaft
Die Wohngemeinschaft Philadelphia Home richtet sich an pflegebedürftige Menschen ab dem Pflegegrad III, an Demenzerkrankte und/oder Menschen, die eine 24-Stunden-Bereitschaft benötigen. „Es richtet sich an die Menschen, die erkrankungsbedingt nicht in der eigenen Wohnung verbleiben können, aber dennoch auf den Einzug ein klassisches Pflegeheims verzichten möchten“, so Lilia Detje-John, Personalleiterin von Philadelphia Home in Bad Berleburg.
„Wir unterstützen unsere Bewohner zudem auch im Rahmen unserer pflegerischen Ausrichtung gerne bei der Entwöhnung von intensivpflichtigen Maßnahmen, um sie so in ihr alltägliches Leben zurückführen zu können“, sagt Lilia Detje-John, die glücklich ist, dass einige der Bewohner in Bad Berleburg so schnelle Fortschritte machen.