Bad Berleburg. Ab jetzt können sich Menschen einmal in der Woche kostenfrei testen lassen. Apotheken und Ärzte bieten diesen Service an.

Für mich ist es nicht das ersten Mal. Aber angenehm ist auch beim dritten, vierten Antigen-Schnelltest nicht! Ich habe mich für einen Besuch in der Test-Praxis entschieden, sitze auf einem Stuhl, den Kopf rückwärts an die Wand gelehnt und die Nase hoch in der Luft. Ich schließe die Augen, weil ich weiß, was jetzt kommt.

Auch interessant

Margit Strack ist Pharmazeutisch-Technische-Angestellte und versteht ihr Handwerk, auch wenn Corona-Schnelltests eine ganz eigene Welt sind. Sie schiebt das lange Stäbchen für den Abstrich behutsam in mein linkes Nasenloch. Es juckt und kitzelt im Kopf. Eine Träne kommt. „Das muss so sein. Es ist ein Reflex-Tränchen kein Schmerztränchen“, sagt Apothekerin Martina Lauber. Und so schnell wie es beginnt, ist es auch vorbei – mit dem körperlich unangenehmen Teil. Jetzt kommt das Warten.

Aufwendiges Verfahren

Auch interessant

Margit Strack löst den Abstrich aus meiner Nasenschleimhaut in einer kleine Kunststoffflasche. Darin befindet sich eine Flüssigkeit, die das Corona-Antigen auslöst und messbar macht. Einige wenige Minuten muss die Lösung einwirken, dann träufelt sie genau abgezählt drei Tropfen auf den Einfüllpunkt auf dem Teststreifen-Halter. Eine rötlich schimmernde Verfärbung breitet sich im Sichtfenster aus. „Keine Angst, dass ist für uns nur ein Indikator, dass wir ausreichend Flüssigkeit eingetropft haben“, beruhigt Martina Lauber. Und jetzt beginnt das Warten. 15 bis 20 Minuten dauert es, bis das Ergebnis vorliegt. Dafür ist in der „Test-Einrichtung“ eigens ein Warteraum eingerichtet.

Auch interessant

Die Zwischenzeit nutze ich, um mich zu informieren. Martina Lauber und Margit Strack gehören zum Team der Kurapotheke von Karsten Wolter in Bad Berleburg und kümmern sich im Wechsel mit Kolleginnen um die Corona-Schnelltests, die über die Kassenärztliche Vereinigung seit dieser Woche in Arztpraxen und Apotheken einmal pro Woche kostenlos für jeden Patienten angeboten werden. Allerdings sollten alle Interessierten im Vorfeld erst einmal Kontakt zum Hausarzt aufnehmen und einen Termin vereinbaren, sonst ist das logistisch nicht zu stemmen, wissen die Profi-Testerinnen.

Jetzt heißt es warten: In einer Viertelstunde bekomme ich das Testergebnis.
Jetzt heißt es warten: In einer Viertelstunde bekomme ich das Testergebnis. © WP | Lars-Peter Dickel

Wichtig für den Test: „Sie müssen symptomfrei sein“, macht Apothekerin Martina Lauber klar. Wer also Kopfschmerzen, Fieber oder klassische Grippeauswirkungen spürt, kann nicht zu diesen Testzentren gehen. „Wer Symptome hat muss zum Arzt“, sagt Lauber. Dort wartet dann auch ein PCR-Test - ein Laborverfahren - der eine mögliche Corona-Infektion wesentlich genauer bestimmen kann. Beim Arzt geht es auch für diejenigen Patienten weiter, denen beim Antigen-Schnelltest ein positives Ergebnis präsentiert wird. „Diese Patienten weisen wir daraufhin, dass sie sich unverzüglich in Quarantäne begeben müssen und sich dem beim zuständigen Gesundheitsamt zu melden haben.“, sagt Lauber. Noch vor dem Test haben alle Probanden die Datenschutzerklärung ausgefüllt – ohne die gibt es auch keinen Test. Darin steht auch explizit, dass die Testpraxen die positiven Fälle dem Gesundheitsamt melden müssen.

Aber auch ein negativer Test ist kein Freifahrtschein. „Er ist nur eine Momentaufnahme“, macht Martina Lauber klar und betont, dass auch mit einem negativen Testergebnis weiter die allgemeinen Verhaltensregeln, wie Abstand, Maske und Händewaschen gelten. Immerhin, wer in der Praxis getestet wird, erhält eine Bescheinigung, die für 48 Stunden gültig ist.

Und was ist mit den Schnelltests, die ich im Supermarkt kaufen kann und dann im stillen Kämmerlein zu Hause mache? Auch da gilt die Meldepflicht nach dem Seuchenschutzgesetz, sagt der Kreis Siegen-Wittgenstein. Aber die Tests für Zuhause haben unabhängig vom Ergebnis zusätzliche Risiken. „Sie müssen auf jeden Fall die Anleitung lesen und die Anweisungen genau befolgen“, sagt Lauber. In den vergangenen Monaten haben sich auch die Tests verändert, so dass auch das eigens geschulte Personal immer wieder mit neuen Arbeitsabläufen konfrontiert ist.

Fehlerquellen beim Testen

Auch interessant

Fehlerquellen gibt es viele: „Man sollte zum Beispiel vor dem Abstrich die Nase putzen und auch kräftig abhusten. Nur so gelangt frisches Sekret in die Nase“, erklärt die Apothekerin. Dann muss man genau den Beschreibungen folgen, wie der Abstrich in einer Lösung aufbereitet werden muss. Zeitangaben können unterschiedlich sein und ein Abweichen kann den Test unbrauchbar machen. Das gleiche gilt für die Menge und Einwirkdauer auf dem Teststreifen. Wartet man zu kurz oder zu lang, ist das Ergebnis möglicherweise falsch – mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen. Die müssten wegen eines falschen positiven Befundes entweder unnötigerweise in Quarantäne oder – was noch schlimmer wäre – könnten als falsch negativer Menschen andere anstecken. Eines aber wird kommen: Durch mehr Tests wird es auch mehr Fälle geben. Die zum Teil trügerisch niedrigen Inzidenzen werden ansteigen.

Inzwischen sind die 15 Minuten meiner Wartezeit um. Margit Strack lächelt hinter Maske und Plexiglashaube. Zumindest bilde ich mir das ein: „Ihr Test ist negativ“, sagt sie und stellt mir ein Formular aus. Theoretisch habe ich jetzt 48 Stunden Ruhe. Aber darauf verlassen sollte ich mich nicht. Der Test ist ja schließlich nur eine Momentaufnahme.

Hier kann getestet werden

Eine Liste der Arztpraxen, die Corona-Schnelltests anbieten finden Sie im Internet auf der Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe: https://www.corona-kvwl.de/patienteninfos/uebersicht-testungen/asymptomatische-testungen

In Bad Berleburg sind dort die Arztpraxen Finkernagel & Becker, Rein & Qsjutin und Helga Roessiger angegeben.

In Bad Laasphe sind es die Praxen von Jens Bosch, Gauß & Kollegen, Safwat Metwaly, Dorina Popa und Jörg Weidemann.

In Erndtebrück ist es die die Gemeinschaftspraxis Haas & Röhl.

Darüber hinaus bieten auch einige Apotheken solche Tests an.

In allen Fällen ist eine Terminvereinbarung sinnvoll.