Bad Berleburg. Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg hat als Waldbesitzer eine klare Meinung zur Windkraft.

Die Chancen und Risiken von Windkraft in Bad Berleburg sind nach der Offenlage des Regionalplan-Entwurfs wieder stark in der Diskussion. Ein ganz wesentlicher Punkt dabei ist, dass laut dem Regionalplan-Entwurf in Südwestfalen nur rund vier Prozent der infrage kommenden Flächen außerhalb von Waldgebieten liegen.

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Speziell in Bad Berleburg geht es dabei im wesentlichen auch um den Privatwald. Der größte Privatwaldbesitzer in NRW ist die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer. Wir haben haben Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und den Rentkammerleiter, Forstdirektor Johannes Röhl angefragt.

Das ist die Ausgangssituation

Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (rechts) im Gespräch mit Rentkammerleiter Johannes Röhl.Lars-Peter Dickel
Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (rechts) im Gespräch mit Rentkammerleiter Johannes Röhl.Lars-Peter Dickel

Waldbesitzer erleben nach dem Orkan Kyrill mit der lang anhaltenden Dürre und dem Borkenkäferbefall jetzt innerhalb von nicht einmal 15 Jahren zwei Krisen, die die Geschäftsmodelle der Waldbewirtschaftung massiv infrage stellen. Vor diesem Hintergrund fordern Lobbyverbände der Waldbauern und Landwirte Unterstützung. Der Waldbauern-Präsident Dr. Philipp Freiherr Heereman beschreibt die Folgen von Dürre, Borkenkäferkalamität und Stürme: „Ganze Waldgebiete aus Fichte und Buche werden baumfrei sein. Es wird 20, 30 Jahre dauern, bis dort wieder Erträge erwirtschaftet werden.“ Mindestens eine Eigentümergeneration werde davon wirtschaftlich betroffen sein.

Das sagt die Rentkammer

Die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer hat die Aussagen des jetzt in der Offenlage befindlichen Regionalplanentwurfes zum Thema Windkraft mit Interesse zur Kenntnis genommen und wird die weitere Entwicklung beobachten. „Die Auswirkung der Klimakrise hat unseren Forstbetrieb mit voller Macht erwischt. Wir sind klug beraten, uns alternative Einkommensquellen zur Forstwirtschaft zu suchen und diese zu entwickeln. Die Windkraft wird dabei eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Dazu wird jetzt eine sorgfältige Flächenanalyse vorgenommen.

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Zu konkreten Standorten mochte die Rentkammer aber noch keine Stellung nehmen. Das sei zu früh, so Rentkammerleiter Forstdirektor Johannes Röhl im Gespräch.

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Röhl ist auch für ein besonnenes Vorgehen: „Wir wissen, dass es nicht nur Freunde der Windkraft gibt, insbesondere, wenn sie ‘vor der eigenen Haustür’ stattfinden soll. Daher streben wir an, bei der Entwicklung möglicher Windkraftstandorte den kooperativen Weg zu wählen“, sagt er mit Blick auf die Entwicklung der Windkraft in Wittgenstein. Und Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein -Berleburg ergänzt: Es habe auch in jüngster Vergangenheit mehr als genug Konfrontationen zwischen der Stadt Berleburg mit ihren Bewohnern einerseits und den potenziellen Windkraftbetreibern andererseits gegeben. Das möchte man, so immer es möglich ist, vermeiden und einen gemeinsamen Weg suchen, wie der gesellschaftlich dringend erforderliche Ausbau der Windenergie auch in Bad Berleburg vorangetrieben werden kann.

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Über Möglichkeiten, für mehr Akzeptanz zu sorgen, mache sich die Rentkammer derzeit ebenfalls Gedanken. Angesprochen auf Beteiligung von Bürgern an Winkrafterlösen über Genossenschaftsmodelle macht Röhl klar: „Da gibt es viele Modelle.“

Nur für einen Verzicht auf Windkraftpläne gebe es nach Ansicht beider keinen Weg. „Es geht hier nicht um einen schönen Nebenerwerb nach dem Muster ‘Nice to have’“, macht Röhl klar. Es gehe um die wirtschaftliche Zukunft der Forstbetriebe – der großen aber auch der kleinen.