Siegen-Wittgenstein. Zwei Ärzte aus Wittgenstein werden für das Impfzentrum Siegen künftig nicht mehr impfen dürfen. Einer von ihnen wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Drei Ärzte, die in den letzten Wochen für das Siegener Impfzentrum in Altenheimen des Kreises Siegen-Wittgenstein unterwegs waren, sollen mit übrig gebliebenen Impfstoff-Dosen gegen das Corona-Virus Patienten in der eigenen Praxis versorgt haben. Verdächtigt werden auch zwei Mediziner aus Bad Laasphe und Bad Berleburg. Einer von ihnen ist Frank Leyener, Praktischer Arzt aus Feudingen – und er steht zu seinem Handeln. Allerdings verweist er im Gespräch mit unserer Redaktion darauf, dass er sich jeweils an die Regeln für die Verimpfung von Rest-Serum gehalten habe. Dies wiederum sieht Dr. Thomas Gehrke, Leiter des Impfzentrums, völlig anders: Er spricht von einem schweren Image-Schaden für die Ärzteschaft.
Das sagt der Zentrumsleiter
Kreis prüft Vorwürfe
Auch die Siegen-Wittgensteiner Kreisverwaltung möchte die Vorwürfe des Impfzentrums gegen ihre drei Impfärzte „prüfen“, sagt Kreis-Sprecher Torsten Manges.
Allerdings sei der Kreis lediglich für die Logistik in Sachen Impfstoff zuständig, betont er. Ziel sei es dabei, dass restliches Serum genau dort verfügbar sei, wo es nach den Regeln zum Beispiel ersatzweise an Rettungskräfte verimpft werden könne.
Ihm hätten Patienten des Impfzentrums berichtet, dass in einer Wittgensteiner Praxis offensichtlich deutlich jüngere Menschen geimpft worden seien als derzeit erlaubt, so Gehrke. An der Reihe ist momentan bekanntlich die Gruppe der Seniorinnen und Senioren im Alter von mehr als 80 Jahren.
Es spreche nichts dagegen, so Gehrke, dass ein Impfarzt mit restlichen Dosen zum Beispiel nach einer Impf-Aktion in einem Bad Laaspher Altenheim etwa das eigene Helferteam vor Ort immunisiere. Oder nach Rücksprache mit dem Impfzentrum auch Einsatzkräfte der Bad Laaspher Rettungswache. Was Gehrke jedoch ärgert: Die betreffenden Ärzte hätten noch komplett verschlossene Ampullen mit dem Serum mit in ihre Praxen genommen, statt sie dem Impfzentrum als weiter verfügbar zu melden.
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Dann nämlich könne das Impfzentrum noch länger haltbares Serum entweder zurückholen, um es selbst zu nutzen oder es bei nur noch geringer Haltbarkeit an Notärzte oder Rettungssanitäter am Ort der jeweiligen Impf-Aktion zu verimpfen – in jedem Fall aber an „priorisierte Gruppen“.
Eine Ärztin aus Burbach habe die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) als Betreiber des Impfzentrums vor einiger Zeit schon von ihrem Einsatz für das Impfzentrum bereits abgezogen, berichtet Gehrke. Und das erleben nun auch ihren beiden Wittgensteiner Kollegen. Ob in den drei Fällen darüber hinaus die Ärztekammer Westfalen-Lippe und womöglich auch die Polizei eingeschaltet werde, sei noch offen.
In einem der drei Fälle besteht sogar der Verdacht, dass sich der Impfarzt bereichert habe. Wobei es aber wohl nicht um Geld gehe, das der Mediziner von seinen Impflingen verlangt haben könnte, sondern eher ums das Wohlwollen potenzieller Patienten für die eigene Praxis. Hier komme ein ganzer Berufsstand in Verruf, kritisiert Gehrke.
Das sagt einer der Ärzte
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Bei seinen ersten Impf-Aktionen Ende Dezember in mehreren Wittgensteiner Seniorenheimen habe es noch keine Anweisungen des Kreises Siegen-Wittgenstein gegeben, wie mit entstehenden Rest-Impfdosen zu verfahren sei, sagt der Feudinger Arzt Frank Leyener unserer Redaktion. Vielmehr habe die KVWL empfohlen, übrig bleibende Impfdosen innerhalb des Impfteams zu verabreichen oder es bei Kühlschrank-Lagerung innerhalb von sechs Tagen schnellstmöglich zu verimpfen.
Erst am 8. Januar habe ihn eine E-Mail des Siegener Impfzentrums erreicht, in der auf eine „Reserveliste mit Personal aus Krankenhäusern und Rettungspersonal“ verwiesen worden sei, so Leyener weiter – sofern das Serum nicht an die Zielgruppe über 80 Jahre verimpft werden könne. „Wir konnten aber“, sagt Leyener – nämlich unter den Patienten der eigenen Feudinger Praxis. Leider habe ein jüngerer Patient, der bei den Impfungen „versehentlich da reingerutscht“ sei, bei Facebook damit geprahlt, schon geimpft worden zu sein.
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Wenn er nun als Impfarzt von Seiten der KVWL „gesperrt“ werde, „täte mir das wirklich leid“, bedauert Leyener. Seine nächste größere Impf-Aktion wäre am 10. März im Sozialwerk St. Georg, mit über 100 Impflingen. Das müsse dann wohl jetzt eine Kollegin übernehmen. Weitere Konsequenzen durch die Ärztekammer oder gar die Polizei befürchtet der Feudinger Mediziner nicht. „Wir haben uns doch engagiert, um maximal den Impfstoff auszunutzen“, argumentiert er.
Im Prinzip finde er es richtig, dass es beim Impfen „eine Rangfolge gibt. Aber die hat Schwächen, weil zum Beispiel Hochrisiko-Patienten rausfallen“, so Leyener, die er auch selbst versorge.
Der Feudinger geht davon aus, dass wir „im Sommer in Impfstoffen ertrinken“. Dann werde es auch für die Hausärzte „vielmehr darum gehen, möglichst viele Leute zu motivieren, sich impfen zu lassen“.