Wittgenstein. Zwei von drei Ortsverbänden in Wittgenstein haben sich vor der offiziellen Abstimmung positioniert. Sie sprechen aber nicht mit einer Stimme.
Die SPD hat die Wahl und die Kandidatenkür läuft unter Coronabedingungen hauptsächlich digital. Das Besondere neben den Umständen ist aber, dass zwei von drei Bewerbern um die Kandidatur für den Bundestag aus Wittgenstein kommen. Neben dem Kreuztaler Peter Müller bewerben sich Luiza Licina-Bode aus Bad Laasphe und Karl Ludwig Völkel aus Erndtebrück um diese Aufgabe.
Zwei von drei Ortsverbänden in Wittgenstein haben sich schon vor der offiziellen Abstimmung positioniert. Sie sprechen aber nicht mit einer Stimme. Vor der entscheidenden Abstimmung ergeben sich ungewöhnliche Konstellationen. Während die Erndtebrücker ganz klar ihren Kandidaten unterstützen, haben sich die Bad Berleburger hinter der Bad Laaspher Rechtsanwältin Licina-Bode positioniert. Der Bad Laaspher Stadtverband indes hat sich noch gar nicht entschieden. Dessen Vorsitzender Samir Schneider sieht keine Automatismus darin, sich bereits für eine Kandidatin zu entscheiden, nur weil sie aus dem eigenen Stadtverband komme: „Das wäre nicht demokratisch“, sagt er.
Bad Berleburg
Der SPD-Ortsverein Bad Berleburg unterstützt die Bewerbung von Luiza Licina-Bode. „Diese Unterstützung ist das Ergebnis einer intensiven Diskussion im Ortsvereinsvorstand“, erklärt Bodo Hüster als Vorsitzender, „und das Ergebnis ist klar und einstimmig ausgefallen“. Damit sei keine Abwertung der beiden anderen Kandidaten verbunden, lautet die ebenfalls einstimmige Meinung der Vorstandsmitglieder. „Aber Luiza stellt für uns einfach die Zukunft und den Wandel dar, den wir als SPD unbedingt brauchen“, meint der Bad Berleburger Fraktionsvorsitzende Andreas Meinecke und erklärt augenzwinkernd weiter: „Was viele nicht wissen, die Luiza ist eigentlich ein Bad Berleburger Mädchen, in der Kernstadt geboren, in Arfeld und Berghausen aufgewachsen und auch hier zur Schule gegangen“.
Mädchen ist dabei nicht ganz ernst gemeint, denn schon früh habe Luiza gelernt, sich mit Fleiß und starkem Willen durchzukämpfen. „Sie hat als Arbeiterkind zunächst unsere Hauptschule besucht, dann die Realschule, um schließlich ihr Abitur zu machen, alles aus eigener Kraft“, so Iris Gerstmann, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Aus dem Arbeiterkind wurde eine Juristin, die nach Stationen der Selbstständigkeit und der Tätigkeit bei der Bundesanstalt für Migration und Flüchtlinge seit nun schon zwei Jahren als freigestellte Personalrätin die Arbeitnehmerrechte beim Bundesinnenministerium in Berlin vertritt. Und neben Studium, Beruf und Familie blickt Luiza Licina-Bode auch auf acht Jahre als Stadtverordnete im Rat von Bad Laasphe zurück, was unter anderem auch ihr Mandat in der Verbandsversammlung im Zweckverband Region Wittgenstein mit sich brachte. „Hier hat Luiza gezeigt, dass sie die Zukunft von ganz Wittgenstein im Blick hat, was ich nicht bei allen Akteuren dort erkennen konnte“, begründet der ehemalige Bad Berleburger Fraktionsvorsitzende Bernd Weide sein klares Votum für Luiza Licina-Bode.
Bad Laasphe
Auch interessant
Anders als die Bad Berleburger Genossen, haben die Bad Laaspher noch keine Mitgliederversammlung zur Kandidatenvorstellung und internen Abstimmung gehabt. Die soll erst in der kommenden Woche in digitaler Form als Videokonferenz erfolgen. Außerdem habe man anders als die Bad Berleburger auch noch nicht über die Delegierten für den Wahlparteitag abgestimmt, sagt Samir Schneider. Man sei von der Kandidatur von Luiza Licina-Bode „kurz vor Toresschluss“ überrascht worden und habe in der Kürze der Zeit nichts organisieren können, gibt er zu. Eines aber freut den Bad Laaspher Kommunalpolitiker im Vorfeld der Kandidatenkür: „Alle drei Kandidaten haben ihre Qualitäten und alle sind besser als der CDU-Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein.“
Erndtebrück
„Wir unterstützen Karl Ludwig Völkel“, sagt der Erndtebrücker Ortsvereinsvorsitzende Michael Rothepieler. Der Erndtebrücker ist aber zugleich auch froh über einen spannenden Dreikampf um die Bundestagskandidatur. „Es ist allgemein eine sehr interessante Konstellation“, berichtet er.
Karl Ludwig Völkel gilt bei den Erndtebrückern nicht nur deshalb als gesetzt, weil er aus dem eigenen Ortsverein stammt. Der frühere Bürgermeister sei ein erfahrener Mann. Auch sein Alter von bereits 73 Jahren, dass ihn zu einem Interims-Kandidaten macht, ist für Rothenpieler kein Ausschlusskriterium. „Karl Ludwig hat signalisiert, eine Legislaturperiode machen zu wollen und zugleich auch einen Nachfolger aufbauen zu wollen.“