Siegen. Ohne Microsoft und Apple gäbe es weder Distanzunterricht noch Zeugniskonferenzen. Im Siegener Rathaus: Ärger über das Schulministerium.

Corona in allen Varianten – zum Verdruss des Schuldezernenten. „Es ist ein Unding, was Schulen und Schulträgern zugemutet wird", sagte André Schmidt, nachdem sich der Schulausschuss zwei Stunden lang mit Breitband, Luftfiltern, Schulbussen und Software fürs Distanzlernen befasst hatte. „Der Unmut über das FDP-Ministerium ist groß", meinte der Dezernent, „für Landesbedienstete Masken zu kaufen, ist nicht unsere Aufgabe.“ Das war Kevin Lee Hörnberger (FDP) zu viel: „Irgendwo muss das FDP-Bashing aufhören."Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Masken

Die Stadt hat 8000 FFP-2-Masken für rund 950 Lehrkräfte beschafft und von der Bezirksregierung bezahlen lassen. Zuvor hatte das Land die Stadt dafür gewinnen wollen, Alltagsmasken für die Lehrerinnen und Lehrer mitzubestellen. Das habe die Stadt nicht getan, weil sie die auch für den eigenen Bedarf nicht eingekauft habe, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der FDP-Fraktion. „Nach wie vor“ sei es aber eigentlich Sache des Landes, das eigene Personal zu versorgen. Dass die Stadt ohne Verpflichtung eingesprungen sei, hatte auch die Bezirksregierung anerkannt: „Dankenswerterweise“ hätten die Schulträger sich „in den Dienst der Sache“ gestellt. Kevin Lee Hörnberger (FDP) las daraus, dass die Stadt auf Mittel verzichtet habe. „Das kann ich nicht nachvollziehen.“ Schuldezernent André Schmidt widersprach: „Ich weiß nicht, was die Aufregung soll.“ Das Geld habe die Stadt überdies bisher nicht bekommen - nur die Aufforderung, für weitere 70.000 Euro einzukaufen.

Verkehr

Bis auf einen zusätzlichen Bus für die Grundschule auf dem Hubenfeld wurden in Siegen keine Extra-Busfahrten angefordert, um den Schulweg pandemie-verträglicher zu gestalten. Die Schulen seien im Linienverkehr angebunden, weitere Fahrten hätten erst ausgeschrieben werden müssen, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion. Den Schulen stehe es frei, den Unterrichtsbeginn zu strecken und damit zu entzerren. Frühestmöglicher Beginn der ersten Stunde ist um 7, spätestmöglicher um 9 Uhr. Kevin Lee Hörnberger (FDP): „Die Verwunderung bleibt bestehen."

Vier Grundschulen haben bereits Hol- und Bringzonen, die die „Elterntaxis“ vom Schulgelände fernhalten sollen: Albert-Schweitzer-, Friedrich-Flender-, Giersberg- und Birlenbacher Schule. Folgen sollen nun in diesem Jahr die Grundschulen Kaan, Jung-Stilling und Montessori, danach die Realschule am Oberen Schloss und der Standort Hengsberg der Gesamtschule Eiserfeld. Das kündigte Schuldezernent André Schmidt an. „Am dringendsten", so Kevin Lee Hörnberger (FDP), sei eine Lösung für den Hengsberg. Dort biete sich eine Hol- und Bringzone an der Bushaltestelle an der Eiserfelder Straße an. Die Kinder hätten von dort zwar einen 600 Meter langen, dafür aber sichereren Schulweg.

Auch interessant

Digitalisierung

Die Südwestfalen-IT soll dem Schulausschuss ihre Strategie zur Ausstattung von Schülern mit digitalen Geräten darlegen. Die Grünen hatten Anstoß daran genommen, dass vor allem Ipads beschafft werden. „Offensichtlich eine Apple-Strategie", fand Joachim Pfeifer (SPD). Martin Heilmann (Grüne) kritisierte, dass die Ipads nur während der Pandemie an Schüler ausgeliehen werden sollen. „Wir hoffen alle, dass das nicht ein Schulausflug in die Digitalisierung ist, der irgendwann mal endet.“ Schuldezernent André Schmidt verwies auf die corona-gebundene Förderrichtlinie des Landes: „Wir dürfen die gar nicht auf Dauer ausgeben." Rüdiger Käuser, Leiter des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, sah keine Alternative zu Apple und Microsoft. Die vom Land angebotene Logineo-Plattform „funktioniert nicht“ - Videokonferenzen seien damit noch nicht möglich. „Unter Datenschutzgesichtspunkten müssten wir Distanzunterricht eigentlich verbieten.“ Nicht weniger problematisch stellte Rüdiger Käuser die jetzt anstehenden Zeugniskonferenzen da - dort steht der Transport persönlicher Daten sogar im Mittelpunkt. Wobei manches sich wohl auch von selbst erledigt. „Seit Montag sind die Server bundesweit am Ende", berichtete Dr. Maria Vallana, Leiter der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule. Es sei „ein Balanceakt, dass wir die Schüler überhaupt an die Arbeit bekommen.“ Angelika Floren (SPD) fragte, ob die Ipads, über die der Ausschuss streite, überhaupt schon geliefert seien. Die Geräte ja, aber nicht die Hüllen, antwortete der Schuldezernent. Was das Beschädigungsrisiko vergrößert - versichert sind die Geräte nicht.

Keine Filter

Die Stadt schafft keine Luftfilteranlagen für Schulen und Sporthallen an, sie verbietet auch eine Anschaffung durch Spender oder die Schulen selbst. Solche Geräte ersetzen das Lüften nicht, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der UWG-Fraktion, zudem seien die Folgekosten „nicht abschätzbar“.​

Die Siegener Schulen sollen mit einer einheitlichen Microsoft-Software ausgestattet werden und diese nicht aus den eigenen Budgets finanzieren müssen. Mit diesem Wunsch der FDP befasste sich der Schulausschuss ebenfalls. Die Verwaltung will darüber mit den Schulen sprechen, entschieden werden soll vor den Haushaltsberatungen.

Glasfaseranbindung: Noch keine der 15 Grundschulen hat den Anschluss. Alle Bauanträge der Telekom wurden abgelehnt, unter anderem, weil sie die Kabel nicht tief genug in die Erde legen wollten. 2021 soll gebaut werden, erfuhr die UWG auf ihre Anfrage, 440.000 Euro stehen bereit.

Wir sind auch bei Facebook.