„Klimawandel in Wittgenstein“: Schüler der AG des Städtischen Gymnasium Bad Laasphe sprechen mit dem Wald-Experten Martin Kindig.

Bad Laasphe. Seit mehr als einem Jahr gibt es am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe die Weltretter-AG. Eines der vielen Projekte, an denen im Rahmen der AG gearbeitet wird, ist die Artikelserie „Klimawandel in Wittgenstein“. Dazu werden Gäste aus den verschiedensten Lebens- und Berufsbereichen eingeladen und zu den Auswirkungen des gegenwärtigen menschengemachten Klimawandels interviewt. Am 5. November besuchte der Wittgensteiner Förster Martin Kindig die Weltretter-AG und beantwortete Fragen der Schüler zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den heimischen Wald.

Zunächst aber stellten die Schüler Fragen zum Berufsbild des Försters. Martin Kindig erklärte den Schülern, dass „Förster“ tatsächlich ein richtiger Beruf sei, dem ein Studium der Forstwirtschaft vorausginge. Dies sei an mehreren Hochschulen in Deutschland möglich.

Was macht ein Förster eigentlich?

Zu den Aufgaben eines Försters befragt,erklärte Kindig, dass im Prinzip „alles, was im Wald anfällt“, in seiner Zuständigkeit liege, vom Pflanzen der Bäume über deren Pflege bis hin zum Schlagen und Verkauf der Bäume.

Danach baten die Schüler um eine generelle Einschätzung zum Klimawandel. Diesen sieht Martin Kindig als ein „Riesenproblem“ für den Wald an, von dem die Förster „übelst betroffen“ seien. Niemand habe erwartet, dass die Auswirkungen so verheerend würden. Landwirte und Förster würden tagtäglich hautnah erleben, welche Folgen es habe, wenn der Regen über so lange Zeit ausbleibe.

Auf die Folgen des Klimawandels in der Forstwirtschaft angesprochen, erläuterte Kindig den Schülern, dass das Baumsterben zumeist oben in den Bergen anfange und sich dann über die Hänge nach unten fortsetze. Auf den Bergkuppen sei am wenigsten Boden vorhanden, der Wasser speichern könne, die Bäume trockneten also schneller aus und litten mehr. Dies gelte nicht nur für Fichten, auch an Buchen könne man die Folgen des Klimawandels beobachten.

So seien vor allem an den kahlen Berghängen die Auswirkungen des Klimawandels zu sehen. Aber nicht nur die Bäume litten, sondern letztendlich alle Pflanzen und Tiere im Wald.

Harz als Abwehrmittel

Zur Verbreitung des Borkenkäfers in der Region befragt, erfuhren die Schüler, dass Fichten sich eigentlich durch die Absonderung von Harz gegen diesen Schädling wehren könnten. Seit 2018 gebe es jedoch das Riesenproblem, dass die Bäume zu wenig Wasser bekämen und so „auf Sparmodus“ schalteten, also vor allem auf Selbsterhaltung. Harz fließe dann kaum noch.

Zu den Dimensionen der Baumschäden befragt, wurden diese vom Experten auf über 50 Prozent des Baumbestandes geschätzt. Betroffen seien sowohl Laub- als auch Nadelbäume. Anschließend wollten die Schüler wissen, wie der Waldexperte Wittgensteins zukünftige Wälder sehe. „Bunter!“, lautete prompt die Antwort. Bis vor 30 Jahren seien fast nur Fichten (ca. 75 Prozent) und Buchen (25 Prozent) gepflanzt worden und nur vereinzelt Roteichen, Eichen und andere Baumarten.

Die Zukunft liege dagegen im Mischwald: in einem bunten Wald mit vielen verschiedenen Baumarten. Kindig führte aus, dass es in Wittgenstein schon seit längerem von einzelnen Förstern Versuche mit vor allem amerikanischen Baumarten gebe.

Bildung von Wurzelwerken relevant

Dazu fragten die Schüler auch nach den Kriterien, nach denen zukunftsfähige Baumarten ausgesucht würden. Relevant seien die Bildung von Wurzelwerken sowie natürlich der Umgang mit Trockenheiten. Böden würden untersucht um Antworten auf die Fragen zu geben, woher die Bäume kämen und was die könnten, also welche Eigenschaften die untersuchten Bäume mitbrächten. Dieser ganze Forschungsbereich laufe derzeit „auf Hochtouren“, denn man sei ja in der Verantwortung für zukünftige Generationen.

Insgesamt aber gab sich Martin Kindig optimistisch und überzeugt, dass der Wald sich letztendlich wieder erholen werde. Im Anschluss an dieses Treffen werde er nachmittags bereits Roteichen pflanzen.

So folgte die nahe liegende Frage der Schüler, was denn jeder Einzelne tun könne, um den Wald zu erhalten. Daraufhin bat Kindig darum, die Förster „einfach machen zu lassen“. Sie seien die Experten für den Wald und sie wüssten am besten, was nun zu tun sei. Abschließend baten die Schüler Herrn Kindig, sich ein Leben ohne Wald vorzustellen. „Das ist ja eine geradezu apokalyptische Vorstellung“, meinte der Förster.