Bad Laasphe. Im Friedwald am Bad Laaspher Schlossberg finden Verstorbene ihre letzte Ruhe. Wie, das erklärt bei einem Rundgang Förster Robert Mengel-Gärtner.

Der letzte Weg beginnt für gewöhnlich am Anfang der Stünzelstraße in Bad Laasphe. Der bessere Waldweg schlängelt sich kurvig und hügelig rund zwei Kilometer tief in einen Laubwald, gesäumt und umgeben von Rotbuchen, Lerchen oder Eichen. Der erste Stopp ist eine Weggabelung, an der ein Schild auf die drei Parkplätze des Bad Laaspher Friedwaldes verweist. Zwangsläufig hält man an dieser Stelle an, ob nun zu Fuß, auf dem Fahrrad oder im Auto unterwegs, steht ein Besucher an dieser Stelle, ist einzig das Rascheln der Laubkronen zu vernehmen – ansonsten herrscht Stille. Es ist diese majestätische Atmosphäre, die Menschen dazu veranlasst, dieses rund 61 Hektar große Areal am Bad Laaspher Schlossberg als letzte Ruhestätte zu wählen.

Die Informationsführung

Der erste seiner Art in ganz NRW

Der Friedwald in Bad Laasphe wurde am 18. März 2004 eröffnet. Damals war es der erste in NRW und bundesweit der fünfte.

Mittlerweile, so gibt Friedwald-Förster Robert Mengel-Gärtner Auskunft, sind in dem Gebiet am Schlossberg mehr als 1700 Menschen bestattet worden.

Die Informationsführungen durch das Waldstück bietet die Rentkammer Bad Laasphe einmal im Monat an.

Mehr Infos/Anmeldung: im Internet unter www.friedwald.de/waldbestattung-bad-laasphe . Dort gibt es auch eine Panorama-Karte und weiteres Info-Material.

An diesem Samstagnachmittag sind 14 Interessierte auf dem Parkplatz der Rentkammer in Bad Laasphe versammelt. Friedwald-Förster Robert Mengel-Gärtner gleicht die Namen der Anwesenden auf seiner Liste ab, weist auf die Corona-bedingten Abstandsregeln sowie das Tragen des Mundschutzes hin und blickt anschließend erwartungsvoll in die Runde. Der 59-Jährige freut sich auf die Tour. Angekommen auf dem Parkplatz 3 geht es zu Fuß weiter, auch wenn wir „überwiegend auf dem Hauptweg bleiben werden“, wie Mengel-Gärtner erklärt – auf den kleineren Pfaden seien die Abstandsregeln einfach nicht einzuhalten.

Das Prinzip der Bestattung

An einer Übersichtstafel erläutert er der Gruppe – überwiegend Ehepaare um die 50 oder darüber – das Prinzip einer Bestattung im Friedwald: Die Überreste des Menschen kommen in eine ökologisch abbaubare Urne und werden an den Bäumen in rund 80 Zentimeter tiefe Löcher eingelassen. „Man kehrt in den Kreislauf der Natur zurück, da die Asche und die Urne über die Jahre Teil des Waldbodens werden“, erklärt Mengel-Gärtner den Anwesenden.

Der ausgesuchte Baum

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Den Baum könne sich jeder selbst aussuchen, wobei man dort „nur“ das Bestattungsrecht erwerbe, nicht jedoch den Baum an sich. Dieser bleibt im Besitz der Fürst Wittgenstein’schen Waldbesitzergesellschaft, die den Friedwald zusammen mit der gleichnamigen Firma aus dem hessischen Griesheim und der Stadt Bad Laasphe betreibt. Pro Baum sind bis zu 20 Bestattungen möglich, deren einzelne Plätze auf den Zentimeter genau mit Koordinaten versehen sind. Der Preis hängt vom Alter und der Dicke des Baumes ab, liegt aber für gewöhnlich im drei bis vierstelligen Eurobereich. Wenn der Baum durch Sturm oder Parasiten beschädigt wird, pflanzen die Verantwortlichen um Mengel-Gärtner einen neuen.

Die Interessenten

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Ein Ehepaar aus Elsoff berichtet unterdessen, dass es sich „zusammen mit den Töchtern“ bereits Gedanken über das schwierige Thema des Todes gemacht hätten. Nicht aus akuter Sorge – sondern eher, um frühzeitig Klarheit zu schaffen. „Für den Fall der Fälle“, führt der Mann aus und erhält vom Friedwald-Förster Zuspruch: „Ja, das macht durchaus Sinn und ist vom Ablauf her ganz einfach. Sie kommen hierher, suchen sich einen Platz an einem Baum aus. Und auch wenn Sie noch 40 Jahre leben, haben sie diesen Punkt nach ihren eigenen Wünschen bereits geklärt.“

Der Andachtsplatz

Im Herzen des Waldstücks liegt der Andachtsplatz. Von drei Säulen mit den Schriftzügen „Liebe, Glaube und Hoffnung“ umgeben bildet ein kleiner, hölzerner Altar den Mittelpunkt. Hier seien dem Willen der Verstorbenen oder der Angehörigen keine Grenzen gesetzt. „Hier gab es schon Live-Rockmusik von einer Band, ein Chor ist schon aufgetreten. Lieder aus einer mobilen Musikbox sind ebenso gestattet wie die Predigt eines Pfarrers“, so Mengel-Gärtner, der jedoch anfügt: „Nur Kränze oder Blumengesteck, das nachher am Baum liegen bleibt, entfernen wir aus ökologischen Gründen wieder.“

Die Wirkung

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Dieses kleine Plateau in der hügeligen Umgebung wirkt tatsächlich wie ein Ort, der vieles darstellen kann: Stille, Tröstliches, natürliche Schönheit oder spirituelle Verwirklichung unter den Baumkronen der Laubwälder – oder was auch immer. Den Tod pauschal zu (be-)greifen ist immer schwierig. Für Manuela Schubert bedeutet der Friedwald in Bad Laasphe Vergangenheit und Zukunft zugleich. „Ich habe 15 Jahre in Erndtebrück gelebt, meine Kinder sind hier in Bad Laasphe zur Schule gegangen und in Bad Berleburg geboren“, berichtet die mittlerweile in Mettmann bei Düsseldorf wohnende 57-Jährige, die zusammen mit ihrer Tochter Lisa angereist ist.

„Ich mag das Wittgensteiner Land, das dichtbewaldete Gebiet, so eng gezirkelt und doch so offen gestaltet“, fügt Manuela Schubert hinzu. „Ich habe für die Wünsche meiner Mutter Verständnis, denn Friedhöfe sind für mich immer so bedrückend, während sich hier ein Gefühl der Freiheit verwirklicht“, urteilt die Tochter, aktuell 31 Jahre, die sich diese Art des letzten Weges irgendwann auch so vorstellen könnte.

Der Friedwald-Förster

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Bei diesen Worten lächelt Mengel-Gärtner zurückhaltend. Später, als alle Interessenten weg sind, herrscht am Anfang der Stünzelstraße wieder Ruhe. Mengel-Gärtner wirkt zufrieden, nicht etwa als „Verkäufer eines Produkts“, sondern eher aus tiefer Überzeugung. „Für mich ist die Vorstellung auch schön, wenn man einen Ort hat, an dem man bleibt.“ Für ihn sei schon beschlossen, der Baum bereits ausgewählt, sagt der Förster: „Auch ich werde hier bestattet.“