Großenbach. Tochter Lena muss jeden Tag aus ihrem Dorf nach Erndtebrück zur Realschule. Doch eine günstige Bus-Verbindung ist komplizierter als gedacht.

Wie kommt Lena, die große Tochter von Jessica und Matthias Schneider aus dem kleinen Großenbach, nach dem Ende der Sommerferien mit dem Bus zur Realschule in Erndtebrück? Auf diese Frage hatten die Eltern bis zum Start ins neue Schuljahr eine Antwort gesucht – und zunächst geglaubt, sie auch gefunden zu haben: mit der Linie L 200 von der Benfe bis Erndtebrück Bahnhof. Doch die Sache ist komplizierter als gedacht – vor allem die Finanzierung.

Auto-Zubringer auf die Dauer keine Alternative

Bis Mitte September hatte Mutter Jessica Schneider ihre Tochter noch selbst mit dem Auto bis nach Benfe zum Bus Richtung Erndtebrück gefahren, ehe das Busunternehmen Wieland den Zubringer-Dienst übernahm.

Diese Autofahrten seien aber auf die Dauer keine Alternative, so Schneider – schon gar nicht im oft schneereichen Winter Wittgensteins. Deshalb sei eine möglichst lückenlose Busverbindung auch so wichtig.

„Das Problem ist noch gar nicht gelöst“, sagt Mutter Jessica im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn den kleinen Bus des Sassenhäuser Unternehmens Thomas Wieland, der Lena jetzt jeden Morgen von Großenbach nach Benfe bringt, „bezahlen wir aus eigener Tasche“, so die Mutter – immerhin 175 Euro sind das pro Monat.

Eigentlich hatten die Schneiders darauf gehofft, dass die Gemeinde Erndtebrück als Schulträger 100 Euro pro Monat an Fahrtkosten für die Beförderung der Schülerin übernimmt. Das tut die Gemeinde laut Jessica Schneider auch – sie finanziere mit dieser Summe jedoch lediglich das Schülerticket, mit dem im Kreis Siegen-Wittgenstein jeder Schüler und jede Schülerin seit einigen Jahren Bus und Bahn nutzen kann – übrigens auch in den Schulferien.

Gemeinde: Kostenrahmen erschöpft

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„Durch die Bereitstellung des Schülertickets ist der Rahmen der Kostenübernahme vollumfänglich ausgeschöpft“, teilt die Gemeindeverwaltung den Eltern Mitte September mit. Das Ticket gilt allerdings nur für den Linienverkehr – und nicht für den eigens von den Schneiders bestellten Zubringer-Dienst von Großenbach nach Benfe.

Alternativen für Lena, die nur im Rahmen des Linienverkehrs funktionieren, sind offenbar auch schwierig. Mit einem Schnellbus der Linie SB5 käme die Tochter zwar morgens ab Siegquelle hinüber nach Weide und von dort aus mit der Linie R30 nach Erndtebrück, doch: Der Bus um 4.24 Uhr ab Siegquelle kommt zu früh, der nächste um 6.47 Uhr zu spät, um die Anfahrt zeitlich zu schaffen. Denn: Der Unterricht an der Realschule beginnt um 7.15 Uhr. Für Lenas Fahrt nach Schulschluss zurück nach Hause funktioniert diese Route schon ganz gut.

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Nun setzt Jessica Schneider auf einen Antrag der Bad Laaspher SPD-Fraktion, das Linien-Angebot auf der SB5 und der R30 zu ergänzen – orientiert am Bedarf von Schülern, aber auch Pendlern zur Arbeitsstelle. Und im Rat der Stadt Bad Laasphe am Montagabend hat Dezernent Rainer Schmalz bereits signalisiert, dies auch beim Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) so zu beantragen.

Auf eine Nachfrage von FDP-Fraktionschef Klaus Preis in der Ratssitzung zur Fahrtkosten-Erstattung wie in Lenas Fall verwies Volker Kohlberger, im Bad Laaspher Rathaus Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste, auf das gesetzlich verankerte Schulträger-Prinzip. Demnach sei für die Fahrtkosten zur Schüler-Beförderung jeweils der Träger jener Schule zuständig, die das Kind oder der Jugendliche besuche – bei Lena also die Gemeinde Erndtebrück.

Kein „Arrangement“ der Rathäuser

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Im konkreten Fall habe die Stadt Bad Laasphe versucht zu vermitteln, so Kohlberger. Zu einem „Arrangement mit der Gemeinde Erndtebrück“, nach dem Klaus Preis auch fragte, ist es dabei aber offensichtlich nicht gekommen. Dazu machte Kohlberger deutlich, dass die Stadt keine Ausnahme vom geschilderten Prinzip machen könne, um sich finanziell an den Fahrtkosten zu beteiligen. Das würde sonst womöglich auch Begehrlichkeiten bei anderen Eltern wecken.

Anne Bade (Grüne) regte in der Ratssitzung eine Wittgensteiner Lösung für das Fahrtkosten-Problem bei der Schüler-Beförderung im Altkreis an.