Birkelbach. Vor fünf Jahren erfüllte sich Susanne Schmidt einen Lebenstraum. Sie trainiert unter anderem Mantrailers und hat so manche Einsätze hinter sich.

Und plötzlich ist da die Angst. Die geliebte Person – plötzlich verschwunden. Kein Anruf, keine Nachricht – kein Lebenszeichen. Vermisst. So erging es auch einer Familie, die am 30. Juli ihre geliebte Mutter als vermisst gemeldet hat. Ins Altersheim in Neuastenberg, wo sie eigentlich untergebracht ist, ist sie auch nach mehreren Stunden nicht zurückgekehrt. Sie wird gesucht, eine Vermisstenmeldung folgt ebenfalls. Und dann, ein Tag später, folgt die erfreuliche Nachricht: Die vermisste Person ist gefunden – von einem sogenannten Mantrailer-Team aus Wittgenstein. Susanne Schmidt erinnert sich noch gut an den Einsatz in Neuastenberg. „Unser Team hat super zusammengearbeitet.“ Doch sie weiß auch: Eine Nacht länger im Wald hätte die Frau womöglich nicht überlebt.

Seit über 15 Jahren trainiert Susanne Schmidt aus Birkelbach Mantrailer, also Personen-Suchhunde. Seit fünf Jahren bietet sie die Kurse sogar in ihrer eigenen Hundeschule an. Ein kleines Jubiläum, zu dem kürzlich auch Verwandte der einst vermissten Frau zu Besuch kamen.

Die Anfänge

Die Idee mit der Hundeschule kam relativ spontan. „Ich habe 23 Jahre in einer Fabrik in Bad Berleburg gearbeitet. Irgendwann aber wurde mir dort alles zu viel. Ich war abends einfach fertig. Ich musste da raus.“ Und dann kam von ihrem Mann und einem Freund der Satz, der ihr Leben veränderte: „Mach doch eine Hundeschule auf.“ Für die heute 58-Jährige damals die Idee schlechthin, auch wenn sie erst einmal baff war. „Dann dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Was habe ich zu verlieren?“

Und Erfahrungen mit Hunden hat die Hundetrainerin vorab schon einige gesammelt. Zahlreiche Urkunden und Zertifikate reichte sie daraufhin beim Veterinäramt in Siegen ein, denn: Um eine Hundeschule zu eröffnen, ist es notwendig, einen sogenannten Elfer zu machen – das heißt: die Erlaubnis nach § 11 des Tier-Schutz-Gesetzes für die Vermittlung, Handel, Haltung, Pflege, Unterbringung, Einfuhr, Verbringen, Ausbildung von Tieren zu erhalten. Das geschieht in drei Schritten: Gespräch, Prüfung, Training. Und schon eine Woche später hatte Susanne Schmidt ihre Hundeschule eröffnet.

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Ausbilden? Für die Trainerin nichts Neues: „Ich habe lange Jahre als Ausbilderin in einer Rettungshundestaffel gearbeitet – und unterstütze heute noch hin und wieder die Kollegen der Staffel bei der Siegener Feuerwehr“, erzählt sie. Selbst hat sie auch Rettungshunde geführt und damit bei einigen Suchaktionen mitgeholfen. So auch mit ihrer ehemaligen Hundedame Okye. Sie war der Einstieg in das sogenannte Mantrailing.

Vier Einsätze hat die Hündin erfolgreich gemeistert – unter anderem die Suche nach einem vermissten jungen Mann aus Biedenkopf-Wallau, der später tot in der Lahn aufgefunden wurde. „Das war ein tragischer Unfall“, erinnert sie sich. „Wir haben uns vorab bei seiner Familie genau über ihn informiert. Denn das ist wichtig: Je mehr Informationen wir über die vermisste Person haben, desto höher ist die Chance, sie zu finden. Dennoch gehört auch immer ein Quäntchen Glück dazu.“ Nachdem sie einen Geruchsträger gefunden hatten, ging die Suche auch schon los „Wir gingen durch den Wald. Und irgendwann schaute sie immer in Richtung Lahn.“ Eine für die Polizei wichtige Information. Nur wenig später wurde der junge Mann leblos gefunden – wenige Meter von der Stelle entfernt, an welcher der Mantrailer die Spur witterte.

Das Training

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Doch wie lange dauert es, bis ein Mantrailer fertig ausgebildet ist? „Die Ausbildung endet nie“, so Schmidt. „Es wird immer Situationen geben, die wir nicht vorhersehen können.“ Temperatur und Windverhältnisse spielen dabei eine große Rolle. „Wenn sich der Wind dreht, werden auch die Geruchspartikel weitergetragen“, so die Hundetrainerin. Und das ist wichtig für das Training. Dennoch: In erster Linie gehe es darum, dem Hund mit Spiel, Spaß und Action zu trainieren. „Und dann geht es darum, Erfahrungen zu sammeln: Wie bewegt sich der Mensch?“

Im Training selbst lernen die Hunde zudem, die Spuren auch einige Tage später zu finden. „Dann fahren wir die zu suchende Person mit dem Auto an die Stelle, damit die Spur nicht erneut gelegt wird. Dabei ist es wichtig, alles im Auto auszuschalten.“ Sieben Tage alt war die Spur, die die Hunde in dem Training aufspüren sollten – mit Erfolg. „Es ist einfach unglaublich, was diese Tiere leisten. Und es macht so viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten“, so Schmidt, die sich mit der Schule einen Traum erfüllt hat. „Natürlich ist es auch anstrengend: Ich muss mir immer wieder neue Aufgaben überlegen.“ Anregungen dafür findet sie auch in den Büchern von Kevin Kocher. „Ich trainiere fast überwiegend nach der Kocher-Methode, weil sie effektiv ist.“

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Heute kümmert sich Susanne Schmidt um etwa 70 Hunde – aufgeteilt in verschiedenen Kursen. Mantrailer-Gruppen gibt es derzeit neun in der Hundeschule „Die Schnüffler“. „Dabei trainieren wir drei bis vier Hunde pro Gruppe.“ 90 Minuten dauert das Training in der Regel. Und welche Hunde kommen dann? „Das ist völlig unterschiedlich. Aber ich habe bis jetzt noch keinen Hund wegschicken müssen“, sagt Schmidt und lacht. Sie selbst hat aktuell drei Hunde – einer von ihnen ist die dreijährige „Miss Marple“.

Die Einsätze

Informationen, Geruchsträger, Windrichtungen – beim Einsatz gibt es viele Dinge zu beachten. Neben dem Hundehalter und dem Hund ist auch immer ein Helfer mit im Team. Er merkt sich nicht nur mögliche Wege einer Spur, sondern hat auch den Halter selbst, das Tier und den Verkehr im Blick, hält den Kontakt zu den Team-Mitgliedern und unterstützt sie, wo er nur kann. „Die Helfer sind extrem wichtig“, so Schmidt. Vermisste Tiere, Menschen oder auch andere Fälle, beispielsweise Diebstahl – wenn etwas vermisst wird, ist es zur Stelle: das Mantrailer-Team.