Bad Laasphe. Der amtierende Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann über seine Ideen und Ziele für ein vielfältiges Bad Laasphe.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der SGV Feudingen und dem amtierenden Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann geht es etwas abseits der Stadt rein in die grüne Natur. Seit er sechs Jahre alt ist, geht der heute 46-Jährige regelmäßig wandern – damals mit seinem Vater und heute teilweise mit seinen eigenen Söhnen, Freunden oder auch mal alleine – zum Abschalten. Denn: Bewegung ist dem Bürgermeister wichtig. Drei Mal die Woche versucht er Sport zu treiben und trainiert die Bambini-Jugend im Fußball. Daher geht es Freitagnachmittags auf den Fußballplatz. Vereinsleben – etwas, was dem amtierenden Bürgermeister sehr am Herzen liegt

Herr Dr. Spillmann, Sie wollen Bad Laasphe bunter machen und vielfältiger. Welche Rolle kommt in ihrer Arbeit den Vereinen zu?
Dr. Torsten Spillmann:
Gerade jetzt in der Coronazeit müssen wir unsere Vereine stärken. Sie sind bei uns eine tragende Säule der Gesellschaft. Ohne ihr ehrenamtliches Engagement ist in vielen Bereichen des Lebens nichts möglich. Zudem gibt es viele Fördervereine: Was passiert, wenn die wegfallen würden? Dann wäre hier vieles gar nicht mehr möglich – gerade in den Bereichen Schule, Sport, Freibad oder auch bei der Feuerwehr. Die Vielfalt hier in Bad Laasphe würde verloren gehen.


Hier im Lahntal sieht man besonders viele vom Borkenkäfer betroffene Waldstücke: Wie sehen Sie den Klimawandel und seine Folgen hier?

Wir befinden uns mitten im Klimawandel. Und daher müssen wir versuchen, das, was wir noch haben, zu schützen. Natürlich ist hier im Wald noch viel zu tun. Es muss vieles auch noch abgefahren werden. Aber ich möchte auch dazu beitragen, dass wir künftig eine Komponente finden, damit wir unser regionales Holz besser nutzen können – beispielsweise beim Nahwärmenetzwerk. Aktuell wird vieles noch nach China gefahren. Es ist nicht leicht, alles unter einem Hut zu bringen – Wirtschaft, Tourismus und Erholung – das alles soll der Wald bieten.

Sie haben einmal von dem Aspekt Wald und Gesundheit gesprochen. Was verstehen Sie darunter?
In Japan und China ist der Wald so etwas wie ein Gesundheitszentrum. Studien belegen, dass man, wenn man täglich ein bis zwei Stunden im Wald ist, seine Abwehrkräfte um einiges stärken kann. Das ist kostenlose Medizin für jeden.

Seit elf Jahren sind Sie bereits im Amt des Bürgermeisters. Was wäre das erste, was Sie im Falle einer Wiederwahl anpacken würden?
Das ändert sich aktuell fast jeden Tag. Das muss man schauen, wenn es soweit ist.

In den vergangenen Monaten gab es auch oft negative Kommentare zu Ihnen – wie gehen Sie damit um?
Das gehört zum Wahlkampf dazu. Ich versuche, nicht alles an mich ranzulassen. Mit ordentlicher Kritik kann man ja auch umgehen und gemeinsam darüber diskutieren. In einigen Kommentaren wird aber auch eine Grenze überschritten, wo ich sage: Bis hier hin und nicht weiter – allein schon aus Schutz meiner Kinder.


Ihr Slogen ist „Zukunft für Bad Laasphe“ – wann ist das Konzept für Ihr Programm entstanden?

Den Slogan gibt es bereits seit 2007 – seitdem sind natürlich einige Themen hinzugekommen. Ich beschäftige mich viel mit der Natur. Was kann man hier noch besser machen? Welche Möglichkeiten bietet uns die Natur? Aber auch in Gesprächen mit anderen Menschen entwickeln sich Ideen, wie wir unsere Kommune gemeinsam vielfältiger gestalten können.


Thema Heimatcheck – haben Sie die zum Teil „negativen“ Ergebnisse überrascht?

Ehrlich gesagt schon. Es gab schon immer viele Menschen, die erst einmal über gewisse Dinge meckern. Man muss aber auch einmal schauen, wer an der Umfrage teilgenommen hat und wie sich das Ergebnis zusammensetzt. Wenn am Ende nur diejenigen teilgenommen haben, die was zu bemängeln haben, dann ist das Ergebnis wenig überraschend. Natürlich gibt es immer etwas, das man verbessern könnte. Und da setzen wir auch an.


Häufig heißt es dann: Der Bürgermeister ist an allem Schuld. Ist Ihnen dieser Spruch in Ihrer Laufbahn schon oft entgegengekommen?

Ja. Dabei vergessen die Menschen immer, dass ich selbst auch nur eine Stimme habe im Rat und nicht alleine die Dinge entscheide.


Kommen wir zum Thema KAG: Wie stehen Sie dazu?

Ich verstehe den Aufschrei der Bürger. Die Finanzierung ist zu hoch und jeder nutzt die Straße – nicht nur die Anwohner selbst. Ein Dritter macht’s kaputt und der Anwohner soll zahlen – da kann ich die Empfindungen nachvollziehen. Das KAG müsste abgeschafft werden. Hier müssen Land und Bund gemeinsam ran und eine Lösung für eine machbare Finanzierung suchen. Die finanzielle Lage der Kommunen in NRW ist angespannt. Die kommunale Selbstverwaltung wurde in vielen Bereichen längst abgeschafft. Als Kommune ist man sehr stark von den Fördertöpfen des Landes abhängig.


Beim letzten Treffen sprachen Sie auch von sogenannten Multiplen Dorfgemeinschaftshäusern. Was verbirgt sich dahinter und was können die Bürger vor Ort dabei erwarten?

Multiple Dorfgemeinschaftshäuser sollen die Attraktivität der Dörfer verbessern und die Versorgungsstrukturen sichern. Unsere Dorfgemeinschaftshäuser sind zentrale Anlaufstellen für die Bürgerinnen, Bürger und Vereine. Bei multiplen Dorfgemeinschaftshäusern bekommen diese noch weitere Funktionen, wie z.B. die Möglichkeit, eine ärztliche Sprechstunde in den Räumlichkeiten abzuhalten. Ebenso kann die Funktion eines Bürgerbüros vor Ort integriert werden, wo die Bürger des Dorfes zu gewissen Zeiten ihren Personalausweis verlängern können.

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Weiter können Möglichkeiten geschaffen werden, um über digitale Wege in Kommunikation mit Behörden und Dienstleistern zu treten. Ebenso könnten hier zentral vorbestellte Lebensmittel angeliefert oder auch Bestellungen und Pakete abgeliefert werden. Multipel heißt, das Dorfgemeinschaftshaus bekommt weitere Funktionen, die die Bürger wünschen und ihnen helfen. So kann das Leben und die Dorfgemeinschaft gestärkt werden. Zu diesem Thema gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, die verschiedene Standorte untersucht hat. Auf diesen Ergebnissen kann man aufbauen und ein erstes multiples DGH aufbauen.

Vier Fragen an: Dr. Torsten Spillmann

1 Wie würden Sie Bad Laasphe einem Ortsfremden in wenigen Worten beschreiben?

Eine kleine Kommune mitten in Deutschland in einer der waldreichsten Regionen, wo viele Menschen Urlaub machen und wo man gut arbeiten und wohnen kann.

2 Worüber haben Sie zuletzt herzlich gelacht?

Das war bei der Kinoaktion unter Corona mit Bob der Baumeister. Ich schaue gerne solche Comicfilme.

3 Was bringt Sie zum Weinen?

In eine traurige Stimmung kann einen vieles bringen – so auch eine gewisse gesellschaftlichen Entwicklungen, wo ich mich frage: Wo soll das noch hingehen?

4 Welche drei Dinge wollten Sie im Leben schon immer gemacht haben?

Ich wollte immer schon ein Buch geschrieben haben, die Alpen überqueren auf einer eigenen Route und mir künstlerisch mehr Zeit nehmen, zum Beispiel für die Malerei.

Ein Video mit Henning Gronau zur Wahl ist online unter wp.de/wittgenstein in der Kategorie Multimedia zu finden.