Bad Berleburg. Um 18.45 Uhr hatte die Kreisleitstelle die Kameraden des Kernstadtlöschzuges mit dem Stichwort „Zimmerbrand“ zu dem beliebten Gasthof alarmiert.
„Das war top! Ich habe ein sehr beruhigtes Gefühl. Noch mehr, als vorher schon.“ Michael Müller, Inhaber im Landgasthof Laibach ist voll des Lobes für das Engagement der Bad Berleburger Feuerwehr. Sein Gasthof war am Donnerstagabend der Schauplatz einer Einsatzübung.
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Um 18.45 Uhr hatte die Kreisleitstelle die Kameraden des Kernstadt-Löschzuges mit dem Stichwort „Zimmerbrand“ zu dem beliebten Gasthof alarmiert. Dort, so die Meldung sei es zu einem Zimmerbrand gekommen und Menschen seien noch im Gebäude. „Übungsziel ist die Menschenrettung“, erklärte Jens Schmitt, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, im Vorfeld der Übung. Bereits im März, so berichteten er und Gasthofbesitzer Michael Müller, habe es im Gasthof eine übliche Brandverhütungsschau gegeben. „Dabei kam die Frage auf, wie genau im Brandfall eine Menschenrettung aus dem hinteren Teil des Gebäudes ablaufen könnte“, erklärten sie. Um dies genauer anzuschauen, war Jens Schmitt zum Gasthof gekommen, um sich die Gegebenheiten vor Ort anzusehen. Da reifte in ihm schnell der Entschluss: „Daraus machen wir eine schöne Übung“. Michael Müller war ebenfalls sofort begeistert von dieser Idee: „Man hätte auch anleitern und wieder fahren können. Aber im Rahmen einer richtigen Einsatzübung kann doch die ganze Situation viel besser beurteilt und auch ausprobiert werden. Ich freue mich sehr über das unglaubliche Engagement der Feuerwehr“, schwärmt Michael Müller.
Laute Signalhörner und Qualm aus dem Gebäude
Derweil hört man in der Ferne bereits die Presslufthörner der anrückenden Fahrzeuge. Aus einem Badezimmerfenster im rückwärtigen Bereich dringt dichter Qualm – von einer Nebelmaschine. Die Gäste des Gasthofes sitzen im vorderen Bereich auf der Terrasse. Sie wissen noch nichts von der Übung. Direkt nach dem Eintreffen gehen die Kameraden des Einsatzleitwagens zu einer ersten Erkundung von außen vor. In diesem Moment trifft bereits ein erstes Löschfahrzeug und kurze Zeit später die Drehleiter, sowie ein weiteres Löschfahrzeug ein. Zwei junge Kameraden, Laurence Dörr und Erik Dickel, gehen – mit Atemschutz ausgerüstet - in die zweite Etage, um dort nach vermissten Personen zu suchen. In einem Gästezimmer werden sie fündig: „Person gefunden, nicht ansprechbar, neben dem Bett. Brandgeschehen im Badezimmer“, lautet die Rückmeldung der beiden. Die körperliche Anstrengung bei der extremen Hitze, die im Moment herrscht, ist ihnen deutlich anzumerken. Hinzu kommt neben der Atemschutzbelastung die dicke Einsatzkleidung, und sicher auch der Stresspegel – auch, wenn es sich nur um eine Übung handelt. Die Kameraden nehmen ihren Auftrag sehr ernst. Im Realfall kann von ihrem Handeln ein Menschenleben abhängen. Die beiden nehmen den Bewusstlosen hoch – dargestellt durch einen Dummy mit Echtgewicht – und tragen ihn in ihrer schweren Einsatzkleidung und mit Pressluftflaschen auf dem Rücken über zwei Stockwerke nach unten.
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Außen, an der Seite des Gasthofes, gibt es nicht weniger viel für die anderen Kameraden zu tun: Roland Lauber und Florian Kroh – sie sind heute auf der Drehleiter eingesetzt, haben ihr Rettungsgerät in Stellung gebracht, um einen Menschen aus einem anderen Fenster zu retten. „Hier ist kein Brand, aber der Fluchtweg ist durch Rauch abgeschnitten“, erklärt Jens Schmitt unterdessen.
Senge Hitze erschwert Rettungsarbeiten
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Auch an der Front des Gebäudes arbeiten die Feuerwehrkameraden bei sengender Hitze in ihrer schweren Einsatzkleidung: Sie testen dort aus, wie auch die vorderen Balkone als Rettungsweg genutzt werden können und stellen entsprechende Leiterteile an die Balkone, um darüber einen Überblick zu erhalten. Gäste, Fotografen und Hotelmitarbeiter sind gleichermaßen beeindruckt davon, mit welcher Souveränität alle Feuerwehrleute bei diesen Wetterverhältnissen körperliche Schwerstarbeit leisten.
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Unterdessen konnten Florian und Roland in gemeinsamer Arbeit eine Person aus dem Fenster in den Korb der Leiter führen und sie nach unten bringen. Dabei ist Florian Kroh mit dem Korb nach oben gefahren und hat ihn passgenau an das entsprechende Fenster gesteuert. Roland Lauber saß dabei im hinteren Teil der Leiter von wo aus er einen zweiten Überblick zum Einsatz hat und in ständigem Funkkontakt mit dem Kollegen im Korb steht.
Währenddessen haben weitere Kräfte, unter der Leitung von Patrick Mühmel, der am Donnerstag Gruppenführer des Hilfeleistungslöschfahrzeuges war, es auch an der rückwärtigen Seite des Hauses geschafft, Leitern zur Menschenrettung optimal zu postieren und schnell ins Gebäude zu gelangen.
Nach etwa einer Stunde endet die Übung und die Beteiligten sind allesamt begeistert: „Das Übungsziel wurde erreicht. Die Menschenrettung hat sehr gut funktioniert“, bringt es Jens Schmitt auf den Punkt. Viele Erkenntnisse habe man gewonnen, so zum Beispiel, dass der Einsatz der Drehleiter an der linken Gebäudeseite nur möglich ist, wenn sie rückwärts dort postiert wird. Froh sei man, dass auch alle anderen Alternativen sehr gut funktioniert haben.
„Herzlichen Dank für Euren Einsatz“, wendet sich zum Schluss Hotelier Michael Müller an die Männer, die im Ernstfall am Donnerstag Menschen aus dem brennenden Gasthof gerettet hätten. Nach dem anstrengenden Einsatz versorgte das Team des Landgasthofs die Retter mit kühlen Getränken. Und die Gäste auf der Terrasse? Die wissen jetzt, dass sie im Landgasthof Laibach nicht nur gut essen und übernachten können, sondern auch, dass sie im Ernstfall schnell und professionell gerettet werden können.