Bad Berleburg. Der Auftaktabend per Live-Stream zeigt: Die Zukunft der Bibliothek ist sowohl real als auch digital – da sind sich die Akteure einig.
Die Stadtbücherei an der Poststraße – sie soll schon bald ein ganz anderes Gesicht als bisher bekommen. Und auch eine deutlichere Funktion als Treffpunkt. „Wer trifft sich künftig in der Bücherei – real und digital?“ Um diese Frage ging es jetzt bei einem digitalen Auftakt-Abend in Form eines InternetLive-Streams, an dem sowohl die Akteure rund um die Bücherei als auch interessierte Bürger teilnehmen und ihre Ideen für die Bücherei der Zukunft einbringen konnten. Ein Ergebnis des Abends: Die Bibliothek soll vor allem für Jugendliche, aber beispielsweise auch für Wittgensteiner Touristen einfach interessanter werden.
Blick in die Partner-Region
In Bad Berleburgs dänischer Partner-Region Fredensborg mit ihren rund 42.000 Einwohnern zum Beispiel seien die vier bereits vernetzten Bibliotheken schon zwei, drei Schritt weiter auf dem Weg auch in eine digitale Welt, berichtet Caren Ohrhallinger vom Wiener Büro „nonconform“. Es begleitet den angestoßenen Entwicklungsprozess rund um die Bad Berleburger Bücherei mit viel Bürgerbeteiligung fachlich. In Fredensborg sei etwa ein Treffpunkt für Nachbarn, Eltern und Touristen entstanden, so Ohrhallinger – mit großzügigen Öffnungszeiten bis in den Abend.
Die Bücherei als Raum
Von Fredensborg könne man viel lernen, findet Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Und erzählt von seinen Vorlesetagen in den Grundschulen seiner Stadt. Hier mache er natürlich Werbung für das Angebot der Stadtbücherei.
Büro „nonconform“ als Moderator mit im Boot
Das Büro „nonconform“ entwickelt nach eigenen Angaben seit 15 Jahren „unter Einbindung verschiedenster Akteur*innen in maßgeschneiderten Prozessen zukunftsfähige räumliche und organisatorische Lösungen“
„Mit unserem Format der nonconform ideenwerkstatt haben wir bereits in über hundert Kommunen, Schulen und Unternehmen in Österreich und Deutschland räumliche Herausforderungen gelöst.“
Frage aus dem zugeschalteten Publikum: Sollte man die Bücherei nicht gleich an einem neuen Ort aufbauen, damit sich ein größerer Raum ergebe? Das hält der Bürgermeister jedoch für „weniger realistisch“, zumal Bücherei und Archiv im alten Landratsamt eng miteinander verbunden seien. Aber: Warum nicht einfach mal in die neue Tourist-Info im Bürgerhaus mit den Büchern? Oder mit einem weiteren öffentlichen Bücherschrank wie den an der Poststraße an den demnächst umgestalteten Goetheplatz?
Die Anlaufstelle für Touristen
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Eine Bibliothek als Anlaufstelle für Touristen? Im Moment spiele diese Zielgruppe dabei keine aktive Rolle, hat Sarah Harth von der BLB-Tourismus GmbH festgestellt. Aber vielleicht werde es ja in der Zukunft „eine Möglichkeit geben, Touristen dort aufzufangen“, kann sie sich gut vorstellen. Etwa, wenn draußen das Wetter schlecht sei. Natürlich müsse man da auch das Digitale im Blick haben, meint Harth. Hier biete sich ganz konkret eine Rückgabe-Klappe an, über die nicht nur Touristen vor der Abreise ihre gelesenen Bücher abgeben können. Und die Möglichkeit, Benutzer-Entgelte bequem online zu bezahlen.
Die neue Atmosphäre
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Tatsächlich müsse die Bücherei „umstrukturiert werden“, findet auch Rikarde Riedesel, Abteilungsleiterin „Kultur und Erwachsenenbildung“ im Rathaus. Und zwar so, „dass man von den klassischen Regalen wegkommt“, dass für die Besucher „ein Schmöker-Vergnügen herauskommt“.
Die Jugend als Zielgruppe
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Wie sieht es mit den Jugendlichen aus? „Um die müssen wir uns ganz, ganz deutlich kümmern“, betont Rikarde Riedesel. Zwar gebe es „die Leseratte, den Bücherwurm, den die Bücherei das ganze Leben begleitet“ – aber eben auch jene, bei denen das Lesen kein gutes Image habe. Diese Jugendlichen müsse man „dort abholen, wo sie stehen“.
Das ganz andere Publikum
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Und wie erreichen die Organisatoren womöglich noch ein ganz anderes Publikum? Sie fände es toll, so Riedesel, „wenn auch unsere Neubürger kämen. Ich würde aber auch gerne Senioren einladen“ – und damit einen etwas anderen Lesezirkel schaffen. Und man könnte mit entsprechendem Angebot auch gut mehr Leser von Fachzeitschriften ansprechen, schätzt Riedesel.
Der Slammer als Nutzer
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Ebenfalls Teilnehmer der Runde, live aus Mannheim zugeschaltet: der Bad Berleburger Poetry Slammer Tobias Beitzel. Auch er sei damals als junger Mensch ein eifriger Nutzer „seiner“ Stadtbücherei gewesen, habe aber leider allzu oft den Bücherei-Ausweis verloren. Sein Appell zum Schluss: „Klapp den Laptop zu und geh los in die Bücherei. Hinter jedem bunten Einband wartet eine neue Welt, auf die, wenn du sie öffnest, ein ganz neuer Schimmer fällt.“
Mehr Infos im Internet: www.treffpunktbuecherei.de