Wittgenstein. Bei den Plänen für die Umsetzung möchten sich evangelischer Kirchenkreis und Gemeinden Zeit lassen. Ein Pfarrer-Team erarbeitet Vorschläge.
Voraussichtlich ab Sonntag, 10. Mai, werden im evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein wieder Gottesdienste gefeiert – wenn auch wohl nur in verkürzter Form. Zwar sei das grundsätzlich schon ab Sonntag, 3. Mai, möglich, so Superintendent Stefan Berk im Gespräch mit unserer Redaktion – doch wollten sich die Pfarrer für eine sorgfältig geplante Umsetzung lieber noch etwas Zeit nehmen. „Wir werden da noch zurückhaltend sein“, so Berk.
Das Schutzkonzept
Auf den 3. Mai als erstem möglichen Sonntag für Gottesdienste hatten sich die NRW-Landesregierung sowie Kirchen und Religionsgemeinschaften des Landes geeinigt, eine Erlaubnis gilt jedoch bereits ab 1. Mai. Allerdings war sich die Pfarrkonferenz im Wittgensteiner Kirchenkreis am Dienstag am Ende einig: „Wir werden nicht Gottesdienste um jeden Preis feiern und die Sicherheit oben anstellen“, betont der Superintendent. Dies werde auf der Basis eines Schutzkonzepts der evangelischen Landeskirche mit Hygienestandards und Abstandsregeln geschehen, die bei den Gottesdiensten angewendet werden sollen. „Und das muss man eben sehr sorgfältig angehen“, so Berk.
Die Infektionsgefahr
Mitfeiern nur nach telefonischer Anmeldung
Auch der katholische Pastoralverbund Wittgenstein möchte ab dem übernächsten Wochenende wieder Gottesdienste live statt nur per Video anbieten.
„Wir starten am 10. Mai in allen drei Kirchengemeinden“, so Pfarrer Bernhard Lerch – und zwar „nach der Gottesdienst-Ordnung, wie wir sie vor Corona hatten“. Bereits am Samstag, 9. Mai, um 18.30 Uhr findet eine Vorabendmesse in St. Marien Bad Berleburg statt. Am Sonntag folgen dann Messen ab 9 Uhr in Christus König Erndtebrück und ab 10.30 Uhr in St. Petrus und Anna Bad Laasphe. Um das Tragen des Mundschutzes wird gebeten.
„Ein Problem ist natürlich, dass die Kirchen geschrumpft sind“, formuliert es Pfarrer Lerch. Daher seien Gottesdienst-Besuche vorläufig nur nach Anmeldung möglich – und zwar immer donnerstags von 17 bis 20 Uhr für Gottesdienste des jeweils folgenden Wochenendes. Hotlines: Bad Berleburg 0170/269 8453, Bad Laasphe 02752/ 6241 und Erndtebrück 02753/3850
Unter Corona-Bedingungen seien in Bad Berleburg nur 46 Sitzplätze, in Bad Laasphe 60 und in Erndtebrück nur 28 verfügbar. Zum Vergleich: In Berleburg nehmen laut Lerch oft 100 bis 120 Besucher am Gottesdienst teil.
Es müsse also erst noch besprochen werden, „wie wir Gottesdienste künftig feiern“. So müsse geklärt werden: Wieviele Menschen dürfen in jede einzelne Kirche hereingelassen werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können? Außerdem: „Wir werden nicht singen können, weil das eine große Infektionsgefahr birgt“, bedauert Stefan Berk. Und weil deshalb nur „eine merkwürdige Form“ des ansonsten üblichen Gottesdienstes übrigbleibe, strebe der Kirchenkreis eine neue Form an, die besser passe, etwa 20 bis 30 Minuten lang sei.
Die kreative Umsetzung
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Hier sei Kreativität gefragt, so Berk. Konkrete Vorschläge dazu sollen bis zur nächsten Woche Pfarrer Joachim Cierpka von der Lukas-Kirchengemeinde und die Birkelbacher Pfarrerin Simone Conrad allen Gemeinden im evangelischen Kirchenkreis machen. Posaunenchöre müssten auf jeden Fall draußen bleiben, denkbar dagegen seien verstärkt Lesungen und Meditation. Aber da habe man in den letzten Wochen digital ja auch schon einige Erfahrungen gesammelt, etwa mit geistlichen Impulsen per Internet.
Die Kirchengemeinden
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Bei der Umsetzung seien die einzelnen Kirchengemeinden dann autonom, betont Berk – allerdings natürlich im Rahmen des erwähnten Schutzkonzepts, das im Übrigen mit dem Robert-Koch-Institut abgestimmt sei. Dazu gehöre zum Beispiel auch, dafür zu sorgen, dass die Gottesdienst-Besucher die Kirche geordnet und möglichst einzeln betreten und auch wieder verlassen. „Da muss sich jedes Presbyterium überlegen, wie das vor Ort in der Kirche funktioniert“, so der Superintendent.
Die Orte und Termine
„Wir gehen davon aus, dass wir am 10. Mai wieder Gottesdienste haben“, sagt Stefan Berk – zumindest in den größeren Kirchen. Konkrete Termine und Orte könne der Kirchenkreis frühestens Mitte kommender Woche nennen. Vielleicht werde es an einem Ort bei Bedarf auch mehrere Gottesdienste an einem Tag geben, „um das ein bisschen zu entzerren“. Zu überlegen sei ferner, ob sich Gottesdienst-Besucher anmelden, um die konkrete Nachfrage ausloten zu können. Berk: „Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass wir Leute an der Kirchentür abweisen müssen.“
Die Risikogruppe
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Darunter seien sicherlich viele ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehörten, schätzt der Superintendent. Grundsätzlich sei es aber die Entscheidung jedes Einzelnen, so Berk, ob er am Gottesdienst teilnehme – oder aber die Digital-Angebote der Kirche über das Internet nutze, die es im Übrigen auch weiterhin gebe. Zugleich rät der Superintendent den Gläubigen, auf ihre eigene Gesundheit zu achten.
Jedenfalls sei die Nachfrage unter den Gläubigen für einen „normalen“ Gottesdienst da, so Berks Fazit. „Ich glaube, dass wir da auf einem guten Weg sind – und die Menschen dafür Verständnis haben.“