Bad Berleburg. Die Stadt Bad Berleburg hat in ihrem Newsletter zum „Plogging“ aufgerufen, einer Mischung aus Jogging und Aufheben. Ein Selbstversuch.

Es ist ruhig, als ich mit mit meinen pinken Putzhandschuhen und einem Plastikmüllbeutel in Richtung „Goldenes Ei“ laufe. Nur wenige Wanderer und Spaziergänger kommen mir entgegen. Und dennoch fühle ich mich etwas seltsam. Denn: Nicht selten fallen die Blicke der anderen auf meine leuchtenden Handschuhe. Mit gesenktem Kopf versuche ich schnell an den Menschen vorbeizulaufen. Ich bin ploggen – also laufend Müll einsammeln, der am Wegesrand liegt. Erst kürzlich hatte die Stadt Bad Berleburg ihre Bürger dazu motiviert.

Taschentücher und Verpackungen

Das Wort Plogging besteht aus dem schwedischen Wort plocka (aufheben/sammeln) und Jogging. „Ihr tut euch und der Natur etwas Gutes – zwei Fliegen mit einer Klappe“, heißt es in der Nachricht, die die Stadt auf Telegram – einem Nachrichtendienst ähnlich Whatsapp – veröffentlicht hatte. Und das kam nicht von ungefähr. Denn eigentlich stünde die Aktion „Saubere Landschaft“ an – die aber kann aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht stattfinden.

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„Wir hatten schon ein, zwei Mal darauf hingewiesen, dass die Aktion sich auf unbestimmte Zeit verschiebt. In unserem Video-Austausch mit den Ortsvorstehern haben wir das Thema noch mal angesprochen und aus den Ortschaften kam der Hinweis, die Bürger doch vielleicht aufzufordern, einfach selbst schon mal beim Spazierengehen, Wandern, Joggen, der Hunderunde etc. Müll aufzuheben“, sagt Steffi Treude, Pressesprecherin der Stadt. „Plogging ist ein Trend, der im vergangenen Jahr schon einmal aufgekommen ist und in erster Linie in den sozialen Netzwerken stattgefunden hat. Deshalb hielten wir es für eine gute Idee, darauf wiederum über unsere Kanäle in den sozialen Medien hinzuweisen. Wir alle sehen ja schon mal Müll am Wegrand liegen und ärgern uns darüber.“

Viele Hände, schnelles Ende

Saubere Landschaft

Die alljährliche Aktion „Saubere Landschaft“, die üblicherweise zu dieser Zeit in den Ortsteilen läuft, ist zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. „Das ist sicher bedauerlich, weil die gemeinsamen Aktionen immer Spaß machen“, so Dezernent Christoph Koch.

„Trotzdem kann natürlich jeder auch bei einem Spaziergang oder einer Joggingrunde Müll in der Natur einsammeln.“

Auch auf Facebook geben immer wieder Nutzer ihren Ärger über den Müll fremder Menschen kund. „Vom Ärger über den Müll oder den Verursacher allein ändert sich nichts“, so Treude. „Vielleicht folgt ja der ein oder andere unserer Idee und nimmt sich bei der nächsten Laufrunde oder dem nächsten Spaziergang vorsichtshalber Tüte und Handschuhe mit. Frei nach dem Motto: Viele Hände, schnelles Ende.“

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Carola Haas von der BLB Touristik GmbH begrüßt die Idee. „Wir haben den Luxus, den Wald vor unserer Tür zu haben. Und wenn man sich an die Regeln hält und dann noch laufend Müll sammelt – warum nicht?“ Auch Hans-Hermann Weber vom SGV Oberes Lahntal heißt die Idee der Stadt gut. „In unserem Heft haben wir selbst die Wanderer aufgerufen: Hinterlasst keinen Müll. Grundsätzlich aber merken wir, dass der Müll im Gelände weniger geworden ist. Wenn wir privat wandern und etwas sehen etwas, nehmen wir es auch mit.“ Dennoch: Dass immer wieder größere Gegenstände illegal in den Wäldern entsorgt werden, ärgert Weber. „Da werden teilweise Tapeten und Reifen entsorgt.“

Trainingseinheit mit ungewohnten Pausen

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Reifen und größere Abfälle bemerke ich selbst auf meiner Joggingtour zwar nicht – dafür aber Taschentücher und diverse Verpackungen, die ich in meinen Müllsack verstaue. Eine ungewohnte Laufeinheit mit Pausen. Doch was bleibt, ist das Gefühl etwas Gutes getan zu haben – auch wenn es zu Beginn ungewohnt war.