Bad Berleburg. Kein Training und kaum noch Patienten: Die Coronakrise trifft auch die Physiotherapeuten. Neue Online-Kurse in Bad Berleburg.
Es ist ruhig auf der Trainingsfläche im Berleburger Gesundheitszentrum Dickel. Die Geräte stehen still, Kurse gibt es vorerst nicht und Patienten sagen aus Angst vor dem Virus ihre Behandlung ab. Die Coronakrise trifft die heimischen Physiotherapeuten hart. Zwischen 60 und 90 Prozent Auftragsrückgang verbuchen Anna und Jörg Dickel vom Gesundheitszentrum derzeit. Aber: Sie sehen auch eine Chance in der Krise. Die Chance eines neuen Online-Angebotes. Und diese möchten die Physiotherapeuten gemeinsam mit ihrem Team und ihren Kunden nun nutzen. „Es ist für uns alle aktuell keine Gute Zeit, aber wir haben die Herausforderung angenommen. Denn: Die Gesundheit macht keine Pause“, sagt Anna Dickel mit einem Lächeln im Gesicht.
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Die 36-jährige Physiotherapeutin schaut trotz der Coronakrise zuversichtlich in die Zukunft. Auch, wenn die ersten Tage schwer waren. „Wir haben uns überlegt, wie unsere Kunden dennoch etwas für ihre Gesundheit tun können.“ Und die Lösung ließ nicht lange auf sich warten: Sechs neue Online-Kurse bietet das Gesundheitszentrum Dickel seit Kurzem an – jeweils zwei Yoga- und Rückenfit-Kurse, ein Faszienfit-Kurs und eine Meditation. Dabei darf lediglich eine Person den Kursraum im Gesundheitszentrum betreten: der Therapeut. Alle anderen Teilnehmer betreten einen virtuellen Raum. Eine Situation, die für alle zu Beginn ungewohnt war. „Wir haben ein tolles Team, das gemeinsam mit uns ins kalte Wasser gesprungen ist. Aber es war auch klar, dass es erst einmal ein Ausprobieren ist. Es muss nicht sofort perfekt sein“, so die Physiotherapeutin.
Neue Wege
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Und siehe da: Das neue Konzept macht dem Team des Gesundheitszentrum sichtlich Spaß. „Wir haben uns überlegt, das Angebot auch nach der Corona-Krise eventuell beizubehalten“, sagt Dickel. Das neue Angebot finden Mitglieder und Kunden über die Homepage des Gesundheitszentrums. Dort befindet sich auch eine Anleitung, wie die Kurse gebucht werden können – für Mitglieder natürlich kostenlos. Der Kurs selbst findet dann im virtuellen Kursraum statt. „Wir nutzen hierfür die Plattform Zoom“, erklärt die 36-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Team ihre Kunden per Post über das neue Konzept informiert hatte. „Bis dato spielte das E-Mail-Management bei uns noch keine große Rolle“, sagt sie. Doch gerade das Internet bietet dem Team nun neue Wege. Wege, mit der Coronakrise einigermaßen gut klarzukommen.
Denn auch die Mitarbeiter des Gesundheitszentrum mussten handeln. „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich eines Tages über Kurzarbeit nachdenken muss“, so Dickel. „Wir versuchen aber, das so weit nach hinten zu schieben, wie es nur geht.“ Bislang konnte durch Überstundenabbau die Situation gut aufgefangen werden. Nun soll das Online-Angebot helfen, weiterhin durch die schwere Zeit zu kommen. „Wir haben auch einen neuen Slogan entwickelt: Beweg mit uns dein Leben“, so Dickel. „Wir können die Situation nicht mehr ändern. Wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen.“
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Und dazu gehört auch, weitere Angebote zu entwickelt. So bietet auch das Berleburger Gesundheitszentrum telemedizinische Betreuung an – unter anderem per Videocall. Und noch etwas ist neu: Es gibt ein Homeoffice-Trainingsprogramm, dass individuell auf den jeweiligen Kunden abgestimmt wird. „Sie können es dann per App oder als E-Mail herunterladen“, sagt die 36-Jährige. Dabei sei es jedoch wichtig, vorab zu prüfen, was genau der Kunde benötigt und, welche Hilfsmittel er zuhause hat.
Neugewonnene Zeit
Einen PC aber – so Anna Dickel – hätten die meisten. „Das läuft ganz gut. Zu Beginn musste man sich zwar ein wenig an die ganze Technik gewöhnen, aber wenn man es einmal gemacht hat, dann läuft es.“ Zudem gebe es auf der Internetseite eine ausführliche Beschreibung samt Bildern, wie man sich in die neuen Kurse einwählen kann. Rund zehn Prozent der Mitglieder nutzen das neue Angebot bereits. „Und es werden täglich mehr“, freuen sich Anna und Jörg Dickel, die die neugewonnene Zeit nun nutzen wollen, um kreativ zu sein und neu Dinge auszuprobieren.
Auch für den ohnehin geplanten Umbau ist nun Zeit. „So müssen wir später nicht noch einmal für eine gewisse Zeit das Zentrum schließen“, sagt Dickel. Die ersten Markierungen sind bereits auf der Trainingsfläche zu sehen. Ein alter Raum wurde beseitigt – stattdessen so ein neuer Trainingsbereich entstehen. Und auch der Therapiebereich wird erweitert. So sollen künftig zwei neue Behandlungsräume sowie ein Ruhe- und Erholungsraum entstehen. „Wir merken gerade in dieser Zeit, wie wichtig Stressabbau und Entspannung für uns Menschen ist. Während es um uns herum ruhiger wird, befassen wir uns mehr denn je mit uns selbst. Das kann zu innerem Stress führen“, so die Physiotherapeutin, die sich schon jetzt auf die Zeit nach der „Krise“ freut. „Auf das wir gestärkter denn je aus ihr hervorgehen werden.“