Girkhausen. Ein ganzes Dorf freut sich auf “800 Jahre Girkhausen“. Doch dann kam das Virus. Wie also weiter? Ein Gespräch mit Ortsvorsteher Timo Florin.
Darauf hatten sich nicht nur die Girkhäuser gefreut: Das Dorf wird rund 800 Jahre alt, und alle wollten gemeinsam feiern. Mit Kommers, Konzert, Stehendem Festzug und Wandertag. Doch dann kam das Corona-Virus. Wie also weiter? Dazu im Gespräch mit unserer Redaktion: Timo Florin, Girkhausens Ortsvorsteher.
Bis zum 19. April fällt in Girkhausen so gut wie jede Veranstaltung aus – das ist in der Corona-Krise ja auch klar. Was aber wird mit den Feierlichkeiten rund um „800 Jahre Girkhausen“?
Wie es damit weitergeht, ist im Moment noch unklar. Wir wollen uns in zwei Wochen mit den Girkhäuser Vereinsvorständen darüber abstimmen – und dann Weiteres bekannt geben. Damit erklärt sich auch, warum es in unserem Internet-Auftritt heißt: „Festkommers in der Schützenhalle – Entscheidung über Durchführung in Kürze“.
Denkt man in Girkhausen womöglich an eine Verschiebung auf 2021, so wie bei der Fußball-Europameisterschaft? Und das 1:1 mit den vier geplanten Veranstaltungen?
Ja, das ist durchaus denkbar. Es liegen aber im Moment noch ganz verschiedene Überlegungen auf dem Tisch. Unter anderem auch die, das komplette Jubiläum mit seinen vier Veranstaltungen in den Herbst zu verschieben. Oder auch geplante und vorbereitete Veranstaltungen wegzulassen. Wir werden uns als Girkhäuser Vereine also gut überlegen, wie wir das Jubiläum jetzt über die Bühne kriegen.
Wie weit waren die Vorbereitungen des Dorfjubiläums denn schon gediehen?
Die Vorbereitungen für den Festkommers am 25. April in der Schützenhalle samt Tanz mit der Knappenkapelle Dreislar und den „Schanzenrock“ am 16. Mai an der Sprungschanze mit den „Grumis“, Frankens erfolgreichster Show- und Party-Band – das war alles fertig. Plakate, Eintrittskarten und Biermarken sind gedruckt, der Kartenverkauf hätte in den kommenden Tagen starten können.
Und was bedeutet die aktuelle Gefährdungslage für die weiteren Vorbereitungen?
Jetzt sind die Vorbereitungen natürlich erst einmal unterbrochen. Zu klären sind noch Dinge für den Stehenden Festzug, also den „Girkhäuser Markt“ in der Ortsmitte, geplant für den 30. August. Selbst wenn man alles durchziehen würde: Laut Medien rechnet man im Mai erst mit dem Hoch der Epidemie.
Welche finanziellen Auswirkungen hat Corona auf das Dorfjubiläum, bei dem womöglich „Storno-Kosten“ für die engagierte Band beim „Schanzenrock“ entstehen oder für die Knappenkapelle Dreislar zum Festkommers?
Sicherlich haben wir im Vorfeld schon Ausgaben gehabt, aber wir haben im Juni 2019 ja schon das Turmfest rund um die Kirche in Girkhausen gemacht, da konnten wir uns ein kleines Polster anlegen. Auch wenn die Auflagen im Zuge der Corona-Entwicklung am 19. April aufgehoben wären, wäre es fraglich, ob Gäste kommen würden.
Nochmal Stichwort „Finanzen“, losgelöst vom Dorfjubiläum: Was bedeutet Corona zum Beispiel für die Girkhäuser Drehkoite, wo mit der vorübergehenden Schließung nun Einnahmen wegfallen?
Im Januar und Februar lief die Drehkoite sehr, sehr gut. Das Wochenende rund um den 1. Samstag war jedesmal ausgebucht. Im Januar waren 60 Leute in den Vorführungen, im Februar 40. Das ist schon schade, dass wir dies jetzt einstellen müssen. Wir mussten einigen Gruppen absagen, etwa Touristen aus Schmallenberg und Winterberg, aber auch sehr vielen Wittgensteiner Vereinen, die mit ihren Mitgliedern kommen wollten. Am 27. und 28. März war eine Weinprobe geplant, aber auch diese musste abgesagt werden.
Da uns hier im Dorf aber die Immobilie gehört und alles ehrenamtlich läuft, können wir solche Ausfälle sicherlich schon über einen gewissen Zeitraum verkraften. Im Gegenteil: Wir sind gerade dran, die Küche umzubauen und das Gebäude zu dämmen. Für uns ist das schon vertretbar.
Das Dorfjubiläum sei organisatorisch „nicht so ohne“, haben Sie neulich mal gesagt. Inwieweit ist das jetzt eine ganz besondere Herausforderung für Sie als noch relativ neuer, junger Ortsvorsteher? Und gleichzeitig als Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins?
Ich denke, dass die Entwicklung, aber auch die Dynamik des Corona Virus uns alle vor eine noch nie da gewesene Situation stellt und jeder Einzelne von uns gefordert ist.
In Bezug auf unser Dorfjubiläum kann ich aber sagen, dass ich sowohl als Ortsvorsteher, aber auch als Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins die Rückendeckung der Girkhäuser Vereine habe und alle ein Interesse haben, dass es weitergeht.
In den vergangenen Wochen konnte ich vermehrt feststellen, dass die Leute kommen und mit Blick auf das Jubiläum fragen: Hast Du noch Arbeit für mich? Kann ich noch etwas tun? Vom Dorf her ist die Unterstützung da!
Mit Timo Florin sprach Eberhard Demtröder.
Steckbrief: Timo Florin
Geboren ist Timo Florin (35) in Bad Berleburg, aufgewachsen in Girkhausen. „Ich hatte das Glück, dass ich in Girkhausen in den Kindergarten konnte und später in die Grundschule.“ Danach besuchte er in Bad Berleburger Realschule, wo Florin seinen Abschluss machte.
„Gelernt habe ich mal Koch“, verrät Timo Florin – „jetzt bin ich Berufskraftfahrer“. Warum? Das sei „finanziell so eine Geschichte“, sagt der 35-Jährige. „Und jedes Wochenende habe ich frei.“ Obwohl: „Meine Lehre als Koch möchte ich nicht missen.“
Dass Florin den Lkw-Führerschein gemacht hat, kommt ihm jetzt auch anderswo zugute: „Des Öfteren fahre ich auch die Feuerwehrautos unserer Löschgruppe.“ Dort ist er „auch Jugendwart, das macht schon Spaß“. Die Kocherei ist für Florin inzwischen ein Hobby. So kocht er beim Girkhäuser Osterball und im Winter in der Skihütte, wenn die an den Wochenenden für Besucher offen ist. Timo Florin ist verheiratet.