Bad Laasphe. Das Residenz-Kino-Center von Kai Winterhoff ist geschlossen, wegen der Corona-Krise. Doch der Betreiber des Filmtheaters bleibt nicht untätig.

Großes Kino – das gibt's auch in Bad Laasphe im Moment natürlich nicht. Das Residenz-Kino-Center von Kai Winterhoff ist seit Montag geschlossen, wegen der Corona-Krise. Doch der Betreiber des Filmtheaters bleibt nicht untätig: Auf dem Facebook-Profil des Kinos bieten er und sein „Residenzteam“ jetzt an, Einkäufe zu erledigen – „für Leute, die zur Risikogruppe gehören oder aus anderen Gründen das Haus nur schwer verlassen können“. Außerdem plant er für zwangsläufig daheim bleibende Film-Fans ein „Kinosnack-Taxi“.

Seit Dienstag, 10 Uhr, steht Winterhoffs Angebot grundsätzlich. „Und Rückmeldungen gibt‘s schon ganz viele“, berichtet er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir versuchen das gerade so ein bisschen auf die Beine zu stellen.“ Dabei gelte es, dies möglichst ohne großes Risiko für alle Beteiligten zu schaffen, Stichwort soziale Kontakte.

Winterhoff-Team sucht noch Kooperationspartner - bitte per Facebook melden

Und so bastelt Winterhoff gerade an einem Formular für eine Einkaufsliste, in die sich Hilfesuchende mit ihrem Namen und der Lieferanschrift eintragen – und natürlich mit ihren Waren-Wünschen für den Einkauf selbst. „Wir stellen die Liste auf jeden Fall als PDF-Datei zum Runterladen und Ausdrucken online“, kündigt Winterhoff an. Er kann sich aber auch vorstellen, die gedruckte Version zigfach vor dem Kino, in Supermärkten oder auch „zentralen Orten in den Dörfern“ auszulegen – zum Mitnehmen, Ausfüllen und Zurückgeben. Für alle, die zuhause keinen Computer mit Intenet-Anschluss haben.

Dabei möchten Winterhoff und sein Team gerne mit Leuten zusammenarbeiten, die sich womöglich „bereits um ihre älteren Nachbarn kümmern“ in der Bad Laaspher Kernstadt und in den Ortschaften und dabei also schon „Strukturen“ für ein Hilfsangebot geschaffen haben. Und genau die seien passenderweise gerade „ins Leben gerufen“ worden, berichtet Winterhoff: „Es gibt zum einen die Aktion ,SIWIHILFT‘ und zum anderen das Bürgertelefon der Stadt Bad Laasphe. Dort kann man sich als Hilfsbedürftiger oder auch als Helfer melden und registrieren lassen. Hier wird dann alles organisiert und koordiniert.“

„Kinosnack-Taxi“ beliefert Film-Fans mit Popcorn, Getränken und mehr

Mit dem „Kinosnack-Taxi“ wendet sich Kai Winterhoff eher an seine Kino-Kundschaft. „Der Grundgedanke ist: Die Leute bleiben zuhause – und wenn man ihnen das noch ein bisschen angenehmer machen kann, warum nicht?“ Denn „auch wenn wir logischerweise keine Fans von Streaming-Diensten sind, wird das in absehbarer Zeit eine beliebte Möglichkeit werden, um sich die Zeit zu vertreiben“, sieht es der Kino-Betreiber ganz nüchtern. Also überlegt er, Popcorn, Nachos, Getränke und weitere Sachen, die zu einem Film dazugehören, direkt bis zur Haustür zu liefern. Und das Interesse sei da. „Die Vorbereitungen für das Kinosnack-Taxi laufen und wir werden voraussichtlich Ende der Woche damit starten", schätzt Winterhoff. „Sobald es genaue Informationen gibt, wird das auf unserer Facebook-Seite und unserer Homepage veröffentlicht.“

Und im geschlossenen Kino? „Gibt es jetzt genug Zeit für anderes“, sagt Winterhoff – um zum Beispiel in den nächsten Wochen „mal eine Grundreinigung zu machen“. Allerdings müsse das Residenzteam „jetzt auch erst einmal sehen, wie es für uns weitergeht“. Woher bekommt so ein kleines Kino wie das in Bad Laasphe Geld, wenn es keine Eintrittskarten verkauft? Sicher: Da gebe es kurzfristige Hilfsmittel, hat Winterhoff festgestellt, etwa günstige Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Aber die muss man ja auch irgendwann zurückzahlen. Deshalb setzt der Bad Laaspher auf den Hauptverband Deutscher Filmtheater, größter nationaler Kinoverband und stärkste Interessenvertretung der Kino-Betreibenden. Der HDF wolle da etwas organisieren. „Pacht fürs Kino, sonstige Fixkosten – das summiert sich natürlich, wenn man nichts tut“, sagt Kai Winterhoff.

Hauptverband Deutscher Filmtheater fürchtet „existenzielle Bedrohung"

Angesichts der aktuellen Corona-Krise fürchtet der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) „eine existenzielle Bedrohung für zahlreiche Lichtspielhäuser“. Christine Berg vom Vorstand des HDF KINO e.V. schätzt: Eine flächendeckende Schließung der Filmtheater werde „für die deutsche Kinowirtschaft jede Woche zu Verlusten in Höhe von 17 Millionen Euro führen“.

Die Kinos „werden akute Soforthilfe benötigen und sehr schnell auf die zahlreichen Mittel, die der Bund jetzt beginnt bereitzustellen, zurückgreifen müssen“, so Berg. „Unsere Aufgabe wird es dann sein, unsere Mitglieder in der zügigen und unbürokratischen Beantragung dieser Mittel so effektiv wie möglich zu unterstützen. Nur so werden wir Insolvenzen und anhaltende Schäden von den deutschen Kinos abwenden können.“

Wiedereröffnung? „Ganz genau kann das natürlich niemand sagen"

We‘ll be back“ und das sonnenbebrillte Gesicht von Arnold Schwarzenegger in seiner Filmrolle als „Terminator“ als Titelbild auf Facebook – das zeugt von Hoffnung und Zuversicht. Und wann ist das Bad Laaspher Residenz-Kino-Center wieder zurück bei seinen Zuschauern? Im Moment gelte die verordnete Schließung der Kinos in NRW bis zum 19. April, dem letzten Tag der Osterferien, in anderen Bundesländern gar bis Ende Juni. Aber: „Ganz genau kann das natürlich niemand sagen“, sagt Kai Winterhoff. „Wir müssen schauen.“

Internet: www.residenzkino.de, Infos zu den geplanten Aktionen auf Facebook unter „Residenz Kino Center“, Tel. 02752/820