Bad Berleburg. Buchhändler, Modegeschäfte und Akustikläden: Inhaber bereiten sich auf eine mögliche Schließung der Geschäfte vor. Einige haben einen Notfallplan

„Wir befinden uns in einem Krieg mit einem Virus“, sagt Monika Schröder von der Buchhandlung MankelMuth in Bad Berleburg. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen bereitet sie sich auf eine Schließung des Geschäfts vor. Und damit ist sie nicht alleine: Inhaber von Modegeschäften, Brillen-Läden und Blumenläden machen sich seit Tagen Gedanken darum, wie es in Zukunft weitergehen könnte. Auf den Straßen in der Berleburger Innenstadt ist kaum etwas los. Nur vereinzelt sieht man einen Fußgänger auf den Bürgersteigen. Und auch in den Geschäften ist kaum ein Kunde. Die tummeln sich stattdessen in den Lebensmittelgeschäften und im Baumarkt.

Für Ute Leiendecker eine schwere Zeit. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Jutta Kiersch betreibt sie ein kleines Modegeschäft in der Innenstadt. „Es betrifft und uns alle. Egal in welchem Bereich. Eine Woche wäre ja noch okay, aber über Wochen hinweg bedroht es einige Existenzen“, sagt sie. Erst vor Kurzem sei die neue Frühjahrskollektion eingetroffen. „Die ist in ein paar Wochen nichts mehr wert“, sagen die Verkäuferinnen. Einen Notfallplan haben sie noch nicht entworfen. „Wir wissen ja noch gar nicht, ob geschlossen wird oder nicht. Erst dann können wir schauen, wie wir mit der Situation umgehen werden“, so Kiersch. „Wir wissen ja nicht einmal, ob wir dann noch hier sein dürfen.“

Flagge zeigen und zusammenhalten

Monika Schröder hingegen möchte auch nach einer Schließung von 9 bis 13 Uhr in der Buchhandlung für ihre Kunden ansprechbar sein – nicht persönlich, sondern per Telefon oder per Mail. So können Kunden weiterhin Bücher bestellen. „Ich werde sie dann per Post und in Berleburg auch persönlich den Kunden vorbeibringen und vor die Tür legen. Wir müssen jetzt jeden Sozialkontakt vermeiden und an die Risikogruppen denken“, sagt sie. Dennoch – das Thema geht auch an ihr nicht spurlos vorbei. „Natürlich machen auch wir uns Gedanken und sind dankbar über jeden Kunden, der uns weiterhin erhalten bleibt. Wir müssen jetzt Flagge zeigen und zusammenhalten.“

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Die Lieferkette müsse dafür weiterhin erhalten bleiben – so Schröder. Daher ist sie erleichtert, dass auch ihr Großhändler weiter macht. Denn gerade in einer Zeit wie diese, seien Bücher wichtiger denn je. „Wenn wir schon nicht körperlich verreisen können, dann wenigstens gedanklich. Nur so können wir dem Teufelskreis entfliehen und an etwas Schönes denken“, sagt sie mit einem Lächeln. Die Psyche erholen und das Immunsystem stärken – das sei mit einem Buch, egal ob im Garten oder auf dem Sofa, möglich.

Notfallplan bei Wiebelhaus

Nicht weit von der Buchhandlung entfernt steht Per Wiebelhaus, Inhaber des Akustik- und Brillengeschäfts Wiebelhaus, im Verkaufsraum, während eine Kollegin von ihm einen Kunden bedient. „Es ist der vierte Kunde seit neun Uhr“, sagt er. „Aber wir wissen ja, für wen wir das machen. Es ist wichtig, dass wir jetzt an unsere Mitmenschen denken.“ Dennoch macht auch er sich Gedanken, wie es nach einer Schließung weitergehen könnte. „Wir werden auf jeden Fall einen geregelten Notdienst aufrecht erhalten. Das ist wichtig, denn die Menschen sind auf die Hörgeräte oder Sehhilfen angewiesen.“

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Eine Einschränkung aber gibt es auch jetzt schon. „Kontaktlinsen-Anpassungen mache ich derzeit nicht. Das ist etwas, was nicht unbedingt sein muss“, sagt Wiebelhaus. Erst vor Kurzem seien drei neue Kollektionen geliefert worden. „Hinten platzen wir aus allen Nähten, hier vorne nicht. Das ist schon komisch“, sagt er. Dennoch aber gehe die Gesundheit vor. „Wenn es zur Schließung kommt, gehen meine Mitarbeiter nach Hause. Dann stehe ich hier und muss schauen, was ich noch machen kann und was nicht.“