Bad Berleburg. Diejenigen, die an diesem Wochenende keinen Fuß in die Berufsschule gesetzt haben, haben definitiv etwas verpasst.

Die Räumlichkeiten der Berufsschule in Bad Berleburg platzten mal wieder aus allen Nähten: Rund 800 Besucher strömten am Samstag zur Ausbildungsmesse der Industrie- und Handelskammer und informierten sich an insgesamt 51 Ständen von Wittgensteiner Arbeitgebern über ihre berufliche Zukunft.

So verschieden die Angebote auch waren, der O-Ton war überall gleich – ob bei den Medizinern des Krankenhauses Bad Berleburg oder bei den Industrieunternehmen wie Heizung Sanitär Pfeil aus Richstein: „Es ist sehr wichtig, dass wir Präsenz zeigen und den jungen Leute den Horizont für unsere Berufe öffnen, das bleibt direkt im Kopf“, erklärte Tobias Pfeil vielsagend.

Azubi Max zeigt der kleinen Mathilda Reinhard auf der Ausbildungsmesse der IHK wie man ein Herz aus Kupferrohren anfertigt.
Azubi Max zeigt der kleinen Mathilda Reinhard auf der Ausbildungsmesse der IHK wie man ein Herz aus Kupferrohren anfertigt. © Mark Simon Wolf

Neben den direkten Informationen am Stand haben sich viele Unternehmen dazu entschieden, ihr praktisches Tun direkt vorzustellen. Bei Pfeil dürfen alle Interessierten zusammen mit seinen Azubis um Max Pöppel Kupferrohre zu einem Herz biegen. Zwar ist in diesem Moment Mathilda Reinhard mit ihren zehn Jahren noch nicht ganz die Zielgruppe, doch der Spaß steht ihr ins Gesicht geschrieben – ersteres kann ja noch werden.

Auf drei Trakten und drei Stockwerken haben sich die Arbeitgeber verteilt, wodurch sich die Besuchermasse in der Schule gut verteilt. Den größten Anteil bilden letztlich die Schüler der lokalen Real-, Haupt- und Förderschulen aus Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück, für die diese Veranstaltung Pflicht ist – zu Recht, wie Dagmar Gierse von der IHK findet: „Es ist sehr wichtig, dass wir uns den jungen Menschen gut präsentieren und ihnen durch solche Veranstaltungen den Kontakt vereinfachen.“

Jugendlichen die Scheu nehmen

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Das sieht auch Thorsten Wilke von der Firma Bäcker aus Erndtebrück so. „Oft sind Jugendliche im Vorstellungsgespräch noch sehr scheu, daher sind diese Veranstaltungen hier sehr wichtig, da sie dann im direkten Kontakt merken, dass alles ganz locker ablaufen kann.“ Außerdem sei es notwendig, wie auch Wilkes Kollegin Martina Rath erläutert, den Nachwuchs auch für die handwerklichen Berufe zu begeistern.

Friseurin Kristin Althaus zaubert auf der Ausbildungsmesse der IHK Schülerin Lea Marie die Frisur
Friseurin Kristin Althaus zaubert auf der Ausbildungsmesse der IHK Schülerin Lea Marie die Frisur "Beach Waves" auf den Kopf. © Mark Simon Wolf

Dass in dieser Sparte der berüchtigte Fachkräftemangel herrscht, ist allen Arbeitgebern vor Ort bewusst, doch sich damit abzufinden, kommt für sie nicht in Frage. Eine Einstellung, die auch bei der Zielgruppe, den Schülern, gut ankommt – das bestätigen die Protagonisten vor Ort und auch Gierse. So nahmen sich die Azubis einiger Arbeitgeber am Freitag nämlich nochmal extra Zeit, um den potenziellen Nachwuchs gezielt zu informieren. Die Schüler der heimischen Bildungsstätten konnten drei Berufsfelder auswählen, über das die Auszubildenden dann offen und ehrlich berichteten: „Wichtig ist hier, dass die Gespräche auf Augenhöhe stattfinden“, weiß Gierse.

Fraglich ist in dieser Hinsicht allerdings, warum die hiesigen Gymnasien aus Bad Laasphe und Bad Berleburg die Ausbildungsmesse nicht als Pflichttermin in ihren Schulkalender aufnehmen. „Eigentlich wäre es auch für diese Schüler wichtig, wenn sie hier vor Ort wären. Denn ob sie in diesem Alter freiwillig kommen, weiß ich nicht genau“, so Gierse weiter. Immerhin: Für einige Jahrgänge des Johannes-Althusius-Gymnasium war die Teilnahme verpflichtend. Für all diejenigen, die an diesem Wochenende keinen Fuß in die Berufsschule gesetzt haben, haben definitiv etwas verpasst.