Bad Laasphe. Am Aktionstag im Bad Laaspher Haus des Gastes erleben Besucher, wie Inklusion im Alltag funktionieren kann. Damit sollen Ängste abgebaut werden.

Was bedeuten Barrierefreiheit und Inklusion eigentlich genau? In Verbindung mit weiteren Gesundheitsthemen konnten am Samstag Besucher im Haus des Gastes beim ersten Aktionstag „Wittgensteiner Miteinander“ Informationen dazu einholen, bei angebotenen Aktionen mitmachen, Hilfsmittel ausprobieren und Selbsthilfegruppen aus der Region kennenlernen.

Nach der Begrüßung durch Jan-Frederik Fröhlich von der Teilhabe-Beratung Siegen-Wittgenstein erinnerten Christel Rother, stellvertretende Bürgermeisterin von Bad Laasphe, und die stellvertretende Landrätin Waltraud Schäfer daran, dass ein gelebtes Miteinander der Motor unserer Gesellschaft sei. „Wir haben aber noch viel zu tun, denn bei der Umsetzung von Inklusion stehen wir trotz guter Ansätze erst am Anfang,“ so Schäfer. Mit vier Liedvorträgen setzte anschließend der Chor „PopCHORn“ aus Bad Laasphe musikalische Akzente.

Das Verständnis

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Viele Menschen kennen den Begriff „Inklusion“ nicht und können ihn deshalb nicht mit konkreten Inhalten füllen. Gelebte Inklusion kann aber nur gelingen, wenn möglichst viele Menschen das Ziel von Inklusion verstehen und den Nutzen für die gesamte Gesellschaft anerkennen. Denn erst dann kann zu mehr Miteinander und zum Abbau von Barrieren angeregt werden. Auf den Punkt gebracht: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal wie man aussieht, welche Sprache man spricht oder ob man eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit. Das ist Inklusion.

Mit Blindenhund auf dem Rollstuhl-Parcours: Behinderung und ihre Auswirkungen auf den Alltag haben viele Gesichter.
Mit Blindenhund auf dem Rollstuhl-Parcours: Behinderung und ihre Auswirkungen auf den Alltag haben viele Gesichter. © Wolfgang Thiel

Wichtig dabei: Sie funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit. Denn wo Orte, Räume oder Kommunikationsmittel nicht barrierefrei sind, bleibt Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit verwehrt. Deshalb sollte jeder Mensch in der Lage sein, möglichst eigenständig zu leben und für sich zu entscheiden. Diese Teilhabe ist das Ziel der Inklusion. Verbunden damit ist ein stetiger Prozess, der nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann.

Die Idee

Vor über einem Jahr entstand im „Wittgensteiner Psychosozialen Forum“ (WiPS-Forum), einem Arbeitskreis, der sich aus Menschen, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen mit psychischen Erkrankungen zu tun haben, die Idee zu diesem Aktionstag. In der Folge schlossen sich zahlreiche Institutionen, Einrichtungen und Selbsthilfegruppen wie die Teilhabeberatung für Siegen-Wittgenstein oder die Agentur Barrierefrei NRW dem Vorhaben an und stellten sich bei der Premierenveranstaltung Fragen zu Gesundheitsthemen, Inklusion und Barrierefreiheit.

Die Aktionen

Kennenlernen konnte man im Rahmen des „Wittgensteiner Miteinanders“ auch die Arbeit verschiedener Selbsthilfegruppen wie „Multiple Sklerose Bad Laasphe“, „Osteoporose“ oder „Endometriose“. Man hatte außerdem die Möglichkeit, beim Rollstuhlbasketball und dem Showdown-Tischball selbst aktiv zu sein oder am Stand der Universität Siegen eine virtuelle Realitätsbrille zu testen.

Das Ziel

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„Besucher sollten den Aktionstag möglichst mit weniger Barrieren und Ängsten im Kopf verlassen und erkennen, dass Inklusion Teilhabe und Miteinander in der Gesellschaft bedeutet“, erhofft sich Margit Haars vom WiPS-Forum. „Das Leben gemeinsam zu gestalten ist eine Bereicherung für den Einzelnen. Inklusion nutzt allen, nicht nur Menschen mit Behinderung. Ziel einer humanen Gesellschaft ist es, Vielfalt zuzulassen und niemanden auszugrenzen. Wir möchten Inklusionsarbeit vor Ort effektiv gestalten und streben deshalb für Bad Laasphe das Ziel ‘Kommune inklusiv’ an.“

>>> UNTERSCHIEDLICHE BARRIEREN

  • Neben baulichen Barrieren wie Treppen oder hohe Regale existieren auch solche, die die Kommunikation beeinträchtigen und/oder verhindern.
  • Es ist noch immer keine Selbstverständlichkeit, Ampelanlagen oder Aufzüge mit akustischem Signal für blinde oder sehbehinderte Menschen auszustatten, Schreibtelefone und Gebärdendolmetscher für hörgeschädigte Menschen zur Verfügung zu stellen.
  • Für einen Menschen im Rollstuhl stellt ein Bordstein eine Barriere dar. Für einen Blinden hingegen ist er keine Barriere, sondern unverzichtbarer Informationsträger („hier beginnt die Straße“), der Kommunikation zulässt.