Wingeshausen. Der Naturhof Born will mit Pädagogik und bewusstem Fleischvermarktung ein Zeichen zur Nachhaltigkeit setzen. Jetzt gibt es neue Projekte.
Im Einklang mit Mensch, Tier und Natur leben – das ist die Erfolgsformel vom Naturhof Jochen Born. Der Schwerpunkt des nachhaltigen Landwirtschaftsbetriebs liegt dabei vor allem auf bauernhofpädagogischer Arbeit und der Fleischvermarktung als Züchter. Jetzt soll aber noch ein drittes Standbein hinzukommen, wie Heike Born verrät: der sogenannte Wiesenengel. Und das ist nicht die einzige Neuerung auf dem Naturhof Born.
Bauernhofpädagogik
Seit gut drei Jahren ist Heike Born zertifizierte Bauernhofpädagogin – bislang die einzige in ganz Wittgenstein. Mit ihrer Arbeit möchte Heike Born Kinder, Jugendlichen und Familien die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Lebensmittel verdeutlichen und ihnen ermöglichen, die Natur mit allen Sinnen zu begreifen. Ob Bauernhofcamps oder Ferien auf dem Bauernhof: Hier können Kinder die Bentheimer Schweine, schottischen Hochlandrinder, Hühner und Pferde ganz aus der Nähe kennenlernen. „Wir betreiben eine nachhaltige Landwirtschaft, das bedeutet, dass wir Menschen uns so verhalten sollen, dass alle Lebewesen auf der Erde auch in Zukunft noch ‘leben’ können“, sagt Born. Und diese Lebenseinstellung soll bald nicht nur auf dem Hof selbst, sondern auch im eigenen Garten erfahrbar gemacht werden.
Glückliche Hühner unterwegs
An Kitas und Schulen: Für dieses neue pädagogische Angebot hat Familie Born gleich zwei mobile Hühnerställe angeschafft. Einer davon ist aus Kunststoff mit angrenzendem Auslauf, der mit einem Stahldrahtgewebe umzäunt ist und für die Reinigung leicht abgespritzt werden kann. Futter- und Wassertränken sowie Einstreu inklusive. Etwa sieben bis acht Hühner finden hier ihren Platz. Dieses Hühnerstall-Modell möchte Heike Born für Projektwochen an Schulen und Kitas nutzen.
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„Dafür bleiben die Hühner fünf Tage in der Einrichtung, wobei ich das Projekt an drei Tagen aktiv begleite“, erzählt Born. Dabei lernen die Kinder, die Tiere zu versorgen, sprechen über gesunde und nachhaltige Ernährung und kochen gemeinsam. „Für die Projektwoche werden wir ganz bewusst nur junge Hühner nehmen – sprich neun bis zehn Monate alt –, weil die Tiere in dem Alter noch jeden Tag ein Ei legen. Da ist der Effekt für die Kinder größer“, erklärt Born. Nach den Sommerferien soll dieses Projekt starten. „Und ich habe schon von einigen Schulen und Kindergärten Anfragen bekommen, dass sie unbedingt mitmachen wollen“, freut sich Born über die positive Resonanz.
Zuhause: Einen weiteren Hühnerstall – aus Holz und auf Rädern – vermietet Heike Born an Privatpersonen und Familien. Dieser kann dann für eine Woche im Garten platziert werden, um so die Hühnerhaltung „zu testen“. „Der ein oder andere überlegt sich vielleicht, ob er sich eigene Hühner anschaffen soll. Mit unserem mobilen Hühnerstall kann er das erstmal vorher ‘ausprobieren’“, so Born. Die Bauernhofpädagogin kann sich auch vorstellen, den mobilen Hühnerstall in Seniorenheimen einzusetzen. „Durch das hautnahe Erleben und dem regelrechten ‘Begreifen’ von Nutztieren werden bei den Menschen vielleicht Erinnerungen an frühere Zeiten wach. Die Tiere bringen so Freude und Abwechslung in ihren Alltag“, zählt Born die Vorteile auf.
Wiesenengel
Mit seiner grell pinken Färbung erkennt man ihn schon von Weitem. Der Wiesenengel ist ein tonnenschweres Arbeitsgerät, das an den Trecker gehängt wird und Wildschweinschäden von bis zu drei Jahren entfernen kann. „Dabei entfernt die Kreiselegge grobe Schäden. Der Wiesenengel sorgt für Rückverfestigung und sät gleichzeitig mit an – alles in einem Arbeitsschritt“, erklärt Henrik Brinkschulte, Wisent-Ranger und Sohn von Heike Born. Damit soll der Wiesenengel sauberes Gras für Heu und Silage garantieren und somit wieder dem Vieh zugute kommen.
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Auch das ist in Technik gegossene Nachhaltigkeit, die die Familie Born nutzt und an der sie genauso gerne andere teilhaben lassen möchte. Denn den Wiesenengel möchten Borns gerne auch vermieten – um damit in Zukunft Landwirte und Jäger zu entlasten, die sich sonst um die Wildschadensregulierung kümmern müssen.
>>> BEWUSSTSEIN FÜR WERTVOLLES FLEISCH
Für das Fleisch vom Naturhof Born gebe es eine immer größere Nachfrage, meint Heike Born. „Es scheint so, dass die Menschen zunehmend Wert darauflegen, qualitativ wertvolles Fleisch aus nachhaltiger Haltung zu beziehen.“ Dabei richten sich Borns nicht nach der Gewinnmaximierung, sondern nach dem Tierwohl.
„Wir möchten keine explosionsartige Vergrößerung unseres Tierbestandes. Bei uns sollen die Tiere viel Platz und Zeit bekommen“, sagt Born. Das bedeutet, dass ihre Tiere deutlich älter werden als in der konventionellen Massentierhaltung. Mastschweine werden im Schnitt gerade mal sechs Monate alt, die Bentheimer Schweine auf dem Naturhof Born erreichen dahingehen ein Alter von gut eineinhalb Jahren. In dieser Zeit haben die Tiere – auf natürliche Art und Weise – mehr Fett angesetzt, was wiederum Geschmacksträger im Fleisch ist. „Dadurch ist es ein intensiverer Fleischgenuss.“
Im vergangenen Herbst haben Borns zwölf Rinder und 15 Schweine zum Schlachter Bätzel in Wunderthausen gegeben. „Mehr war nicht drin“, sagt Born und meint damit, dass nach ihrer Haltungsphilosophie nicht mehr Tiere „reif“ für die Schlachtung waren. Das Fleisch teilen Borns dann in Zehn-Kilo-Pakete auf, in denen verschiedene Teilstücke enthalten sind, von Gulasch bis hin zu Steak.