Bad Berleburg. Die Stadtverwaltung hat den Aufgaben-Katalog für die Mittler zwischen Bürger und Rathaus „verschlankt“, möchte den Job attraktiver machen.
„Ortsvorsteher für Schwarzenau ab sofort und für länger gesucht“ – so könnte es in einer Stellenanzeige heißen. Immerhin ist der Posten schon seit Anfang November 2018 vakant, ein Nachfolger für Bodo Hüster noch nicht gefunden. Nur ein paar Kilometer weiter: In Girkhausen ist der Mittdreißiger Timo Florin nun schon seit über einem Jahr im Ortsvorsteher-Ehrenamt. Nur gut, dass das Dorf „starke Vereine hat“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Das helfe sehr, etwa beim alljährlichen „Frühjahrsputz“ durch die Straßen und Gassen. Die Stadtverwaltung möchte den Job attraktiver machen.
Die Anpassungen
So sei der Aufgaben-Katalog für die Bad Berleburger Ortsvorsteher in ihrer Mittlerrolle zwischen Bürgern und Rathaus inzwischen „verschlankt“ und „konkretisiert“ worden, sagte Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann auf Anfrage der Bündnis-Grünen jetzt im Haupt- und Finanzausschuss. Dabei seien die Anpassungen ganz bewusst gemeinsam mit allen Ortsvorstehern erfolgt.
Bindeglied zwischen Ortschaften und Rathaus
Ortsvorsteher sind in Bad Berleburg das Bindeglied zwischen den 23 Ortschaften und der Stadtverwaltung. Üblicherweise werde sie als Ehrenbeamte alle fünf Jahre neu gewählt, in der Regel nach einer Kommunalwahl.
Ist der Ortsvorsteher nicht ohnehin gleichzeitig Ratsmitglied, kann er in der Stadtverordneten-Versammlung zumindest gehört werden. Sinnvollerweise muss er in jenem Ort wohnen, für den er gewählt wird.
Laut Gemeindeordnung NRW können Ortsvorsteher eine angemessene Aufwandsentschädigung erhalten. Nach der Entschädigungsverordung für NRW liegt sie oft je nach Einwohnerzahl zwischen rund 120 und fast 200 Euro monatlich.
So müssten die Amtsinhaber beispielsweise nicht mehr die Zählerstände in Gebäuden ablesen, erläutert Stadt-Sprecherin Steffi Treude – das sei jetzt technisch anders gelöst. Oder: Wie intensiv kümmert sich ein Ortsvorsteher in seinem Dorf beispielsweise um das Bestattungswesen auf dem kommunalen Friedhof? Solche Fragen seien nicht zuletzt Verhandlungssache zwischen dem Rathaus und der Person, die sich für besagte Mittlerrolle engagiere – und in deren Ort bestimmte Aufgaben womöglich wichtiger seien als andere. Es komme aber immer auch auf die jeweilige Größe des Ortes an. In anderen Regionen seien die Ortsvorsteher inzwischen abgeschafft, weil sich keine Menschen für diese Aufgabe finden.
Die Alternativen
Sei ein Bad Berleburger Dorf ohne Ortsvorsteher, übernähmen die zuständigen Abteilungen im Rathaus die Aufgaben, ergänzt im Ausschuss Beigeordneter Volker Sonneborn. Ebenfalls ein denkbares Modell, wenn sich kein Ortsvorsteher findet: Dorf- oder Gemeinschaftsvereine nehmen die Mittlerrolle ein.
Die Suche nach Bewerbern
„Wir würden jemanden vorschlagen, wenn sich jemand meldet, der das Amt übernehmen kann und will und von der Dorfgemeinschaft akzeptiert wird“, sagt Bernd Weide, Vorsitzender der Bad Berleburger SPD-Fraktion, mit Blick auf die aktuelle Situation in Schwarzenau.
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Seine Partei hat derzeit das Recht, einen Ortsvorsteher-Kandidaten für eine Wahl durch die Stadtverordneten-Versammlung zu benennen. Doch alle Aufrufe seien bislang ohne Antwort geblieben, bedauert Weide. Dabei gebe es im Dorf Menschen, die für das Engagement geeignet seien, ist er überzeugt. Natürlich sei das Amt für jeden ernsthaften Bewerber eine Herausforderung, weiß der Politiker: „Macht die Familie das mit? Reicht die Freizeit dafür aus?“ Das wolle natürlich gut überlegt sein. Und die Dorfgemeinschaft müsse ihren Ortsvorsteher in seinen Aufgaben natürlich tatkräftig unterstützen.
Die Erfahrungen
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Hier hat Timo Florin in Girkhausen gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht aber auch, weil er als Aktiver in der Feuerwehr, im Verkehrs- und Heimatverein oder im Schützenverein kein Unbekannter ist. Dennoch: 16 Beerdigungen allein im vergangenen Jahr auf dem Friedhof seines Heimatortes, dann noch das Dorfjubiläum „800 Jahre Girkhausen“ in diesem Jahr – das sei organisatorisch „nicht so ohne“, stellt Florin ebenso fest. Hier habe ihm sein Vorgänger Eberhard Lauber zwar „gar nicht so genau gesagt, was da auf einen zukommt“, ihm aber seine Unterstützung zugesichert. Man muss eben zusammenhalten. Die Veränderungen im Aufgaben-Katalog würden sich auf seine Arbeit als Ortsvorsteher im Übrigen kaum auswirken, macht Florin deutlich.
Die Nachbarschaft
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Unterdessen sei man in den Städten und Gemeinden in der Umgebung neidisch auf die Ortsvorsteher in Bad Berleburg, die sogar über eigene Budgets etwa für die Digitalisierung in den Dörfern verfügten – das hat Florin in Gesprächen erfahren. Beispiel Girkhausen: Hier soll für den drahtlosen öffentlichen Internet-Zugang ein WLAN-Hotspot an der Drehkoite entstehen, für Bürger ebenso wie für Touristen. Und es sollen Tablets angeschafft werden, die von den Kita-Kindern genutzt werden könnten – aber auch von den Senioren im Ort, um das Internet kennenzulernen.
Die Voraussetzungen
Und in Schwarzenau? Habe ein künftiger Ortsvorsteher für seinen Einsatz wohl beste Voraussetzungen, betonte Bürgermeister Fuhrmann bereits beim Rücktritt von Bodo Hüster: „Der Verein ‚Wir in Schwarzenau‘ hat deutlich gemacht, dass das Dorf auf einem sehr guten Weg ist.“