Bad Laasphe. Auf dem Wilhelmsplatz haben Parteimitglieder einen Waschbären aufgebahrt. Hinter dem satirischen Auftritt steht ein ernstes Thema.

Ein Sarg mit Deutschlandfahne ist aufgebahrt auf dem Bad Laaspher Wilhelmsplatz, ein plüschiger und schwarz-weiß gestreifter Schwanz baumelt aus der Öffnung heraus – der Ortsverein der jüngst in der Stadt gegründeten Satire-Partei „Die Partei“ trauert öffentlich um den Waschbär, der betrunken über den Erfurter Weihnachtsmarkt getorkelt war und später erschossen wurde.

„Der kleine Racker ist tot! Tot wegen des Genusses von Alkohol. Ansonsten wäre er möglicherweise nie ins Bewusstsein der Menschen gerückt und hätte friedlich an seinem Staupe-Virus im Kreise seiner Liebsten verenden können“, wandte sich Partei-Vorsitzender René Pomrehn an die nicht sehr zahlreich erschienen Bürger auf dem Wilhelmsplatz – der wurde am kalten Freitagnachmittag hauptsächlich von Parteimitgliedern bevölkert.

Passanten schmunzeln

Doch hier und da blieben Passanten stehen, hörten interessiert den Reden von Pomrehn und Tobias Wied, zweiter Vorsitzender des Ortsvereins, zu und konnten sich auch ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Pomrehn und Wied noch einmal die Geschichte des Waschbären – „international bekannt als ,German Racoon’“ – ins Gedächtnis brachten.

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„Das Tier erfreute sich an Resten des süßen Glühweins, der wahrscheinlich von einem Verächter des Alkohols achtlos weggeworfen wurde. Sichtlich beseelt torkelte er nun über den Erfurter Weihnachtsmarkt auf der Suche nach einem ruhigen Fleck, um das zu tun, das jeder von uns kennt: Den Rausch ausschlafen. [...] Die

Mitglieder des Bad Laaspher Ortsvereins der Partei trauern um den in Erfurt erschossenen Waschbär. Auf dem Wilhelmsplatz ist er symbolisch aufgebahrt.
Mitglieder des Bad Laaspher Ortsvereins der Partei trauern um den in Erfurt erschossenen Waschbär. Auf dem Wilhelmsplatz ist er symbolisch aufgebahrt. © WP | Lisa Klaus

vermeintlich lustige Geschichte endet traurig. Offenbar wurde der Waschbär vom örtlichen Stadtjäger erschossen“, sagte Pomrehn und fügte hinzu: „Offiziell heißt es, dass er den Staupe-Virus in sich trug. Es gibt auch Gerüchte, dass er sterben musste, da sein Fell schwarz-weiß und nicht weiß-schwarz gestreift war. War hier der Staatsschutz auf dem rechten Auge blind?“

Fokus auf echtem Problem

Damit legten die Parteimitglieder unter dem Deckmantel der Satire den Fokus auf ein wahres Problem: Rassismus und Fremdenhass.

„Wir sagen, die Fellfarbe darf keine Rolle spielen! Wer verfolgt wird oder dessen Leben bedroht ist, soll hier

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bei uns eine Heimat finden können. Eine neue Heimat frei von Ängsten, frei von Verfolgung, frei von Vorurteilen und frei von Hetze.“ Dafür solle Bad Laasphe bekannt sein. „Ein schöner Fleck im Wittgensteiner Land, in Deutschland, in Europa, in der Welt. Ein Fleckchen Erde, an dem man gut und gerne leben kann. Jeder! Auch in Deutschland nicht Heimische.“

Die andere Alternative

Wer den Volksparteien„einen reinwürgen“ wolle, solle „Die Partei“ wählen, machte Tobias Wied im Anschluss deutlich. „Viele Wähler sind heutzutage frustriert von der Politik der etablierten Parteien CDU und SPD. In dieser Verzweiflung wenden sich viele an die Spaßpartei FDP, oder noch schlimmer: An die AfD“, gab Wied kund. „Wir versprechen Ihnen im Gegensatz zu anderen Parteien keine Lösungen, wir versprechen Antworten“, so Wied.

Mit Blick auf den Waschbären forderte Wied „eine sehr gut ausgestattete Ausnüchterungszelle mit

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veganem Büfett für Waschbären! Oder zumindest Schutz vor Verfolgung. Wir bieten allen Asyl in Bad Laasphe an, die genauso verfolgt wie gedemütigt werden wie unser kleiner Genosse, der es leider nicht überlebt hat.“ Zum Schluss der Veranstaltung durften sich die anwesenden Bürger noch am Sarg von dem Waschbären verabschieden.