Bad Berleburg. Seit dem 1. Januar gilt die Bonpflicht in Deutschland. Auch die Berleburger Einzelhändler sind davon betroffen. Viele Bons wandern in den Müll.

Paul Pape hat gerade Brot gekauft, den Bon schmeißt er in einen kleinen Mülleimer auf der Ladentheke. „Meistens wandert der Bon schon in der Zeit, wo wir das Wechselgeld raussuchen, in den Müll“, sagt Bäckereifachverkäuferin Sylvia Kroh.

Dementsprechend voll ist der kleine, weiße Behälter auf der Ladentheke. Seit dem 1. Januar gilt die Bonpflicht in Deutschland: Alle Einzelhändler müssen den Kunden einen Kassenzettel aushändigen. Wir haben Verbraucher und Verkäufer in Bad Berleburg gefragt, was sie von dem neuen Gesetz halten.

Viele Berleburger halten die Kassenbons beim Bäcker für unnötig

„Wenn ich einkaufen gehe, sage ich oft, dass ich keinen Bon brauche“, sagt Frank Lindner. Seit diesem Jahr hat er keine Wahl mehr, es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass ihm der Bon ausgehändigt wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das nicht elektronisch regeln kann“, so Frank Lindner.

Seinen Kassenbeleg hat er zusammengeknüllt und in die Tasse beim Bäcker geworfen, nachdem er den Kaffee ausgetrunken hatte. „Ich finde den Kassenzettel in Zeiten, wo man auf die Ressourcen achten sollte, total überflüssig“, sagt er. Auf diesen besteht er nur, wenn er ihn später für die Gewährleistung gebrauchen kann.

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„Totaler Irrsinn“

„Ich halte die Bonpflicht für totalen Irrsinn“, sagt auch Paul Pape. Überall wolle man die Bürokratie reduzieren, im Einzelhandel würde man sie mit der Bonpflicht ausbauen. „Die Kassen erfassen heute doch eh alles“, sagt er. Für ihn ist es eine „Belästigung“, dass die Kassierer nun Bons zur Verfügung stellen müssen. Und mit diesem Gefühl ist er nicht allein, viele äußern Unverständnis über die Neuerung: „Die meisten unserer Kunden waren bisher ‘not amused’“, sagt Sylvia Kroh von der Bäckerei Birkelbach.

Die Bons stapeln sich in dem Mülleimer auf der Ladentheke in der Bäckerei Birkelbach.
Die Bons stapeln sich in dem Mülleimer auf der Ladentheke in der Bäckerei Birkelbach. © Ina Carolin Lisiewicz

Fast nur die, die ihren Einkauf im Nachhinein mit jemand anderem abrechnen wollen, nehmen den Bon mit. „Die Schüler werden sich nächste Woche freuen, wenn sie sich nur ein Brötchen holen und dann wieder schnell gehen wollen“, sagt sie mit einem ironischen Unterton. Auch sie müssen auf den Kassenbon warten, auf dem dann eine Summe von 35 Cent steht.

Kassenbon ist schlecht aufzubewahren

„Auf der einen Seite stehen wir kurz vor einer CO2-Steuer, auf der anderen Seite haben wir Kassenbons auf Thermopapier“, sagt Sylvia Kroh und verweist damit auf die Umweltbelastung, die mit der Bonpflicht verbunden ist.

Aufheben kann man den Kassenbon sowieso nur schlecht. Vorausgesetzt, das möchte man überhaupt. „Das Thermopapier verblasst, wenn es mit Licht in Berührung kommt“, erklärt Sylvia Kroh. Aufgrund der besonderen Beschichtung gehören die Bons auch nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll, wenn sie dann weggeworfen werden.

Das Verteilen der Bons ist in den Berleburger Metzgereien Routine

In den Berleburger Metzgereien ist das Verteilen von Bons hingegen schon seit Jahren Routine: „Ich kenne es nicht anders: Bei uns kriegt jeder Kunde einen Bon, der mit in die Tüte kommt“, sagt Metzgereifachverkäuferin Christiane Frank bei der Metzgerei Merte. Dementsprechend wenig Einfluss hat die neue Regelung auf ihre Arbeit. 200 Bons gehen am Tag in der Metzgerei Merte über die Ladentheke, schätzt Christiane Frank.

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Auch bei der Metzgerei Müller wird den Kunden schon seit vielen Jahren der Bon mitgegeben. So können sie kontrollieren, was und welche Menge sie gekauft haben oder wer sie bedient hat. „Bei uns wollen die Leute den Bon haben“, sagt Simone Keller, Filialleiterin in Berleburg.

Mit der Bonpflicht soll dem Steuerbetrug vorgebeugt werden

Neben den ökologischen und zeitlichen Aspekten hat die neue Regelung vor allem wirtschaftliche Folgen für die Betriebe. „Die Rollen für die Bons sind teuer“, sagt Christiane Frank. Der Gesetzgeber möchte mit der Bonpflicht vor allem Manipulationen am elektronischen Kassensystem und Steuerbetrug vorbeugen.

Alle Kassensysteme müssen daher seit diesem Jahr mit einer technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) ausgestattet werden. So sollen unerkannte Löschungen, Änderungen und somit Fälschungen im Kassensystem vermieden werden. Darauf weist die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd hin.

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