Bad Laasphe/Mendoza. Lisa Achatzis neunte Etappe erzählt von ausgiebiger Siesta und obsessivem Fleischkonsum in Südamerika.

Durch Südamerika zu reisen, bedeutet vor allem neue Dimensionen kennenzulernen. Als sich Lisa Achatzi das erste Mal aus Argentinien meldet, knallt ihr die Sonne bei 40 Grad Celsius auf den Fahrradhelm. Da fährt sie gerade auf der Ruta Nacional 40, die mit 5300 Kilometern eine der längsten Fernstraßen der Welt ist. Man stelle sich einfach die Route 66 in den USA vor, an deren Ende noch einmal eine Tour wartet, die der Länge von Bad Laasphe nach Rom entspricht. Im Vergleich zu Peru sind die ewig langen Geraden hier nicht von Wüsten, sondern von Weinanbau geprägt. Besonders die Großstadt Mendoza, wo sich Achatzi zurzeit aufhält, ist weltweit bekannt für ihren Rotwein. Auch in puncto Ernährung lernt die Bad Laaspherin neue Dimensionen kennen – vor allem, wenn es zu Tisch geht.

Erst grillen, dann ruhen

Zwei Sorten von Rippchen, verschiedene Wurstarten, viel Blutwurst, dazu Innereien wie Dünndarm, Dickdarmhaut, Kalbsbries und Niere. Neben der Leibspeise Rind landen in manchen Regionen auch Schweine, Schafe, Ziegen, Lamas und Geflügel auf den Holzkohlegrills. Dazu einen Hauch Salat – fertig ist die sogenannte Asado, das traditionelle Grillen in Argentinien und Uruguay.

Für den guten Zweck

19.000 Kilometer lang ist Lisa Achatzis Route. Auf ihrer Tour besucht sie SOS-Kinderdörfer, für ihre Idee namens „Wheels of Fortune“ konnte sie schon 600 Euro an Spenden sammeln.

Zwei Mal im Monat berichtet unsere Zeitung von ihrer Reise, per Sprach-Nachrichten schildert die aus Bad Laasphe stammende Weltreisende ihre Eindrücke und Erlebnisse.

Lisa Achatzi ist Veganerin und kann die Dimensionen des Fleischkonsums daher umso mehr einordnen. „Hier vegan zu sein, ist so schwierig wie sonst nirgendwo in Südamerika“, sagt sie –wohlgemerkt, nachdem sie fleischlüsterne Länder wie Chile oder Kolumbien erlebt hat. Auf Fleisch am Mittag folgt stundenlange Ruhe in Mendoza. Dann beginnt mit einer ausgiebigen Siesta eine weitere Tradition. Es sei das einzige Land Südamerikas, wo das so ausgelebt werde, erzählt Achatzi: „Wenn die Siesta zur Mittagszeit beginnt, passiert hier absolut nichts und das geht bist fünf, sechs Uhr. Ich dachte, dass das in einer so großen Stadt wie Mendoza anders sei. Aber auch hier ist dann fast gar kein Verkehr auf den Straßen und kaum jemand ist draußen unterwegs.“ Noch ausgiebiger sei die Siesta in der Provinz zu spüren, schildert Achatzi: „Es ist so, dass ich morgens um etwa sechs Uhr losfahre. Wenn ich mittags eine Pause brauche und mich nur nach einem Schluck kaltem Wasser sehne, wird das schwierig. Dann fährt man durch Dörfer, die aussehen wie nach einer Zombieapokalypse. Es ist einfach niemand zu sehen.“

Weihnachten im Hostel

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Das wird sich jedoch in den nächsten Tagen ändern. In Argentinien gehört es dazu, dass die besinnliche Zeit nicht nur zu Hause mit der Familie, sondern auch mit Musik auf der Straße stattfindet. Achatzi wird das jedoch nicht Argentinien erleben, sondern in Chile. Im 400 Kilometer entfernten Valparaíso wird sie Weihnachten in einem Hostel sein. Die Küstenstadt ist einer der schönsten Orte Südamerikas und gilt als kulturelle Hauptstadt Chiles. Der historische Stadtkern gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird an Weihnachten malerisch erscheinen. Den Kontakt zur Familie in Bad Laasphe wird Achatzi trotzdem suchen: „Ich werde es so machen wie damals, als ich an Weihnachten in Mexiko war und wir dann per Livevideo verbunden waren. Meine Familie saß im Dunkeln vor dem Weihnachtsbaum und ich lag mit einem Bier in irgendeinem Pool.“

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Doch schon damals fehlte etwas. Es waren nicht nur die winterlichen Temperaturen, die für Achatzi zur Weihnachtszeit dazugehören. „In dieser Zeit zu Hause zu sein - das ist, als würde man auf einen Pause-Knopf drücken. Ich liebe Weihnachten total, aber ohne meine Familie ist es kein richtiges Weihnachten.“