Bad Laasphe. Zehn Jahre nach der „Bürgerlichen Fraktion“ möchte Christa Schmeltzer nun eine UWG für Bad Laasphe gründen. Für eine „echte Basisdemokratie“.

In der Lahnstadt ist es wieder Zeit für eine bürgernahe Wählergemeinschaft, um der Kommunalpolitik neue Impulse zu geben. Das meint jedenfalls Christa Schmeltzer aus Feudingen: Sie möchte eine UWG gründen – zehn Jahre nach der „Bürgerlichen Fraktion“, die es damals eine Zeit lang gab. Über Chancen, Mitstreiter und Politik als Hobby spricht Schmeltzer im Interview mit unserer Redaktion.

Sie als frühere Bad Laaspher CDU-Ratsfrau möchten in der Lahnstadt nun eine UWG als Partei gründen, wie es sie auch schon in Bad Berleburg und Erndtebrück gibt. Warum?

Bis 2009 war ich 20 Jahre kommunalpolitisch in der CDU tätig, 20 Jahre im Rat der Stadt und als Ortsvorsteherin in Saßmannshausen. Dann hat man meiner Fraktionskollegin Birgit Becker und mir in der Partei keinen Wahlkreis mehr gegeben. Also sind wir damals zusammen mit Martin Achatzi als Unabhängige angetreten – knapp zwei Prozent haben wir damals bekommen als „Bürgerliche Fraktion“. Schon einige Zeit vorher waren wir drei aus der CDU ausgetreten, hatten unsere Ratsmandate aber behalten. Martin Achatzi ist dann später wieder in die CDU eingetreten.

Steckbrief Christa Schmeltzer

Geboren wurde Christa Schmeltzer (65) in Amtshausen und wuchs in Saßmannshausen auf. Sie machte ihre Hochschulreife an der Gesamtschule in Gladenbach.

Beruflich arbeitete sie zuerst als Apothekenhelferin, später als Pharmareferentin bei einem großen Unternehmen. Dort war Schmeltzer später auch Betriebsratsvorsitzende. Nächstes Jahr wird sie in Rente gehen.

Schmeltzer war viele Jahre Ortsvorsteherin von Saßmannshausen, lebt heute in Feudingen.

„Die drei parteilosen Stadtverordneten Bad Laasphes, Christa Schmeltzer, Martin Achatzi und Birgit Becker wollen ab sofort als ,Bürgerliche Fraktion‘ im Rat agieren.“ So berichtete die WP im April 2009. Wäre die UWG eine Neuauflage dieser „Bürgerlichen Fraktion“? Womöglich auch in dieser personellen Konstellation?

Ja, eine Neuauflage – das kann man so sagen. Wir suchen aber noch Mitstreiter. Dabei hoffen wir auf viele, die sich uns anschließen. Die den etablierten Parteien den Rücken kehren möchten, nicht zufrieden sind mit dem, was in Bad Laasphe politisch läuft. Martin Achatzi für unsere UWG zu gewinnen, das habe ich tatsächlich versucht. Das Unabhängige – darauf liegt unsere Betonung.

Und dann geht‘s in den Wahlkampf für die Kommunalwahlen am 13. September 2020? Mit welchen Themen? Womöglich auch mit einem eigenen Bürgermeister-Kandidaten?

Wenn wir Mitstreiter gewinnen, werden wir auf jeden Fall auf die Wahlen hinarbeiten. Jetzt aber schon konkrete Themen zu benennen, das wäre noch verfrüht. Die Straßenausbau-Beiträge nach KAG sind sicher das Thema schlechthin, aber ich beobachte zunächst das weitere politische Geschehen in Bad Laasphe. Wir müssen sehen, wo es noch brennt. Ein eigener Bürgermeister-Kandidat – also, das wäre im Moment wohl ein bisschen vermessen.

Ihre Prognose: Wieviel Prozent bekäme die UWG, wenn am kommenden Sonntag Kommunalwahlen wären?

Ganz schwer zu sagen. Sicherlich ist die Europawahl nicht vergleichbar mit einer Kommunalwahl, aber ich denke, sie hat gezeigt: Die Bürger suchen nach einer alternativen Partei. Und ich glaube, dass es für uns gerade in Bad Laasphe reichlich Protestwähler-Potenzial gibt, welches aber nicht wirklich „rechts-orientiert“ ist.

Und wie haben Sie die letzten zehn Jahre erlebt, so ganz ohne Politik?

Ich bin 2006 Betriebsratsvorsitzende eines großen Pharma-Unternehmens mit Sitz in Berlin geworden – damit war alles ausgefüllt. Bei 400 Mitarbeitern, die es zu betreuen galt, passte die Politik nicht mehr ins Zeitfenster. Jetzt bin ich freigestellt, und weil mir Politik Spaß macht, starte ich das Projekt UWG.

Was fällt Ihnen zum Begriff „Fraktionszwang“ ein?

Schrecklich! Genau deshalb wurden wir damals von der CDU ausgebootet. Wir wollten diesem Zwang nicht mehr unterliegen, wir wollten unsere Meinung äußern dürfen/können. Und in der UWG soll das anders werden: Da soll jeder seinen Standpunkt frei vertreten können. Offene Sitzungen sind geplant. Das ist echte Basisdemokratie.

Ist nur die Politik Ihr Hobby? Oder gibt‘s da noch andere?

Ich habe noch ein Ehrenamt, bei dem ich mich im psychosozialen Bereich engagiere.

Sie haben mal die E-Jugend vom SV Feudingen trainiert, aber auch das Mädchenteam des VfL Bad Berleburg. Engagieren Sie sich auch heute noch „sportlich“?

Nein, da bin ich raus. Dafür bin ich auch zu alt. Das Training läuft heute auch ganz anders, ich habe noch mit Libero gespielt und trainiert (lacht)...

Letzte Frage: Treibjagden auch über das Friedwald-Gelände in Bad Laasphe – finden die eigentlich immer noch statt?

Ich weiß nur, dass es mich 2004 als CDU-Ratsfrau furchtbar geärgert hat. Ich fand das einfach pietätlos. Wenn ich mich recht erinnere, war der Kompromiss damals: Man wollte zwar weiterhin im Friedwald jagen, aber es sollte dort kein Schuss mehr fallen.