Schwarzenau. Die Bruchsteine an prämierten Wanderwegen in Bad Berleburg lenken den Blick auf Kulturdenkmäler. Leader unterstützt das Projekt mit 24.000 Euro.
Sie verbinden Natur- und Kulturerlebnisse, besondere Denkmäler und zertifizierte Wanderwege, Malerisches und Urwüchsiges: Die „Augensteine“ gelten als ein Projekt, das an den Qualitätswandertourismus im Berleburger Raum gekoppelt ist. Ein Projekt, das mit Leader-Fördermitteln finanziert und jetzt offiziell mit der Vorstellung eines Augensteins oberhalb der Via Adrina in Schwarzenau eröffnet wurde.
Kontrast zwischen Natur und Kultur
„Das Projekt ‘Augensteine’ verschafft uns großartige Momente, denn es setzt an acht verschiedenen Standorten im gesamten Stadtgebiet besondere Akzente: Die Bruchsteine mit einem Guckloch bieten besondere Blickwinkel auf historische Bauten und Plätze“, erklärt Andreas Bernshausen, Geschäftsführer der BLB-Tourismus GmbH. Alle Standorte sind inmitten der Natur und an den prominenten Wanderwegen der Umgebung wie Via Adrina, Wittgensteiner Schieferpfad, Wisent-Pfad, Rotmilan-Höhenweg und an der Steinert.
„Auf der einen Seite haben wir das ‘echt Malerische’ mit den Schlössern, Fachwerkhäusern oder dem Herrenhaus wie hier in Schwarzenau, auf der anderen Seite gibt es das ‘echt Urwüchsige’ in Form von steilen Hängen, Felsen und Klippen. Mit dem Projekt arbeiten wir den Kontrast heraus und werten gleichzeitig beides auf“, so Wander-Experte Rüdiger Grebe.
Die Standorte im Stadtgebiet
Bad Berleburg – Lenneparkplatz: Blick auf Schloss Berleburg
Arfeld – Via Adrina: Blick auf die Evangelische Kirche
Aue-Wingeshausen – Wisentpfad: Blick auf die Wallburg Aue
Diedenshausen – Rotmilan-Höhenweg: Blick auf das Fachwerkhaus „Schreiners“
Elsoff – Rotmilan-Höhenweg: Blick auf die Evangelische Kirche
Raumland – Schieferpfad: Blick auf die Evangelische Kirche
Schwarzenau – Via Adrina: Blick auf das Herrenhaus
Die Idee der Augensteine ist denkbar simpel: Ein etwa zwei Meter hoher Stein mit kleinen Bohrlöchern und ein ausgesuchter Standort mit Blick auf ein herausragendes Baudenkmal. Doch die Umsetzung des Projekts gestaltete sich weitaus schwieriger. Die Bruchsteine sind in ihrer Form und Größe absolute Unikate und waren laut BLB-Tourismus nicht leicht zu finden. Die Gucklöcher mussten präzise und punktgenau platziert werden, so dass kleine und große Wanderer den Augenblick auch wirklich erleben können.
Kosten belaufen sich auf rund 39.000 Euro
Außerdem waren viele Gespräche zwischen dem Bauamt der Stadt Bad Berleburg und Grundstückbesitzern notwendig – denn natürlich kann man nicht einfach einen Stein dieser Größe in die Landschaft stellen. „Aber dieses Projekt hat wirklich Spaß gemacht, weil so viele Menschen daran beteiligt waren und jeder wusste, dass es erfolgreich sein wird“, sagte Bauamtsleiter Wolfgang Grund, der am Dienstagnachmittag ebenfalls bei der offiziellen Einweihung der Augensteine in Schwarzenau vor Ort war.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 39.000 Euro und werden von der Leader-Region Wittgenstein mit 65 Prozent – rund 24.000 Euro – gefördert. Aktuell befindet sich das Projekt in der finalen Umsetzungsphase. „Die Augensteine sind ein gutes Beispiel dafür, wie das ‘Bottom up’-Prinzip bei Leader funktioniert“, so Holger Saßmannshausen, erster Vorsitzender des Leader-Vereins Wittgenstein. „Die Idee kam aus der Bevölkerung und Leader konnte letztendlich die Fördermittel dafür bewilligen.“
In dem Prozess von der Idee über die Ausarbeitung bis schließlich zur Umsetzung haben viele Beteiligte mitgewirkt: Neben der BLB-Tourismus GmbH, den Wanderexperten und der Stadt Bad Berleburg waren das auch die Vertreter der Heimatvereine und Grundstückseigentümer. Die Firma HBB Tiefbau GmbH hat die Steine schließlich in Szene gesetzt, die Firma Kuhmichel Holz hat die hölzernen Sitzbänke entworfen, die einen Rastplatz in der unmittelbaren Nähe zum jeweiligen Augenstein bieten sollen. Außerdem können sich Einheimische und Gäste hier auch genauer informieren: Auf der Rückenlehne jeder Bank ist neben der Projektidee nämlich auch eine detaillierte Beschreibung des jeweiligen Denkmals zu lesen.
Den Einfall zum Projekt hatte übrigens Gerd Langenbach, der seinen Pensionsgästen den Aufenthalt in Bad Berleburg und den Dörfern besonders schön gestalten wollte. Vor etwa vier Jahren stellte der Berleburger das Thema bei einer „Ideenschmiede“ der BLB-Tourismus GmbH vor. Langenbach erzählte damals von einem schon vorhanden Augenstein auf Stünzel, den einst Adelheid Böhl ihrem kleinen Dorf gestiftet hatte. Anknüpfend an diesen Stein sollten weitere Projekte rund um Bad Berleburg folgen. Vor allem für Langenbach war die offizielle Einweihung am Donnerstag also ein Erfolg. Das Schöne daran sei aber, dass das Projekt ein organisches Landschafts-Kunstwerk sei, das das gesamte Stadtgebiet umfasse und damit ausgesprochen identitätsstiftend sei, so Rüdiger Grebe.