Bad Laasphe. 150 Demonstranten vor dem Haus des Gastes und rund 40 Zuhörer im Gebäude. Dort diskutiert Stephan Protschka auch mit Vertretern der Altparteien.
Die Alternative für Deutschland polarisiert – und mobilisiert in Bad Laasphe mehr Gegner als Parteigänger. Rund 150 Demonstranten haben am Donnerstagabend gegen den Auftritt des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Protschka vor dem Haus des Gastes demonstriert. Zwar waren mehrere Streifenwagen-Besatzungen vor Ort, um eine mögliche Konfrontation zu unterbinden, doch die Ordnungshüter mussten nicht eingreifen. Alles blieb friedlich.
Im kleinen Saal des Haus des Gastes versammelten sich derweil knapp 40 Zuhörer und Medienvertreter. Im Publikum waren auch der Grünen-Politiker Oliver Junker-Matthes aus Bad Berleburg, der Linken-Vertreter Heiko Boumann (Bad Laasphe) und der Fraktionsvorsitzende der Bad Laasphe CDU, Martin Achatzi. Vor allem diese drei Lokalpolitiker suchten die verbale Auseinandersetzung mit Protschka.
Kritik an der „Mainstream-Presse“
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Der Bayer hatte neben seinen zum Teil provokanten Thesen für eine „bessere Agrarpolitik“ auch generelle Kritik an den so genannten Altparteien und den Medien – auch der Funke-Medien-Gruppe – vorgetragen. So droht er unverhohlen der „Mainstream-Presse“ mit Anwälten und bezeichnet die TAZ als „linksversiffte Zeitung“.
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Applaus erhielt Protschka vor allem aus den eigenen Reihen, wenn er die Proteste vor dem Haus kontert: „Die netten Damen und Herren da draußen schimpfen mich Nazi und können noch nicht einmal meinen Namen schreiben“.
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In seinem Vortrag wollte Protschka „eine Lanze für die Landwirte brechen“, weil immer mehr Betriebe durch den Strukturwandel hin zu Großkonzernen bedroht seien. Der AfD-Politiker warnte vor dem Dörfer-Sterben und der Entvölkerung ganzer Landstriche. „Wir nehmen uns der Sorgen der Landwirte an“, sagt der Niederbayer und pocht auf eine veränderte Subventionspolitik. Direktzahlungen an Großkonzerne sollten gekappt werden. Dieses Geld könnte dann an kleinere Betriebe bis maximal 100 Hektar umverteilt werden. So könnten Jungbauern gefördert und stillgelegte Höfe wieder in Betrieb genommen werden. Außerdem sollten Importe auf den Prüfstand, weil unterschiedliche Qualitätsstandards, unterschiedliche nationale Gesetze für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder EU-Subventionsrichtlinien den Wettbewerb verzerrten. „Ein Volk muss sich wieder selbst ernähren können“, formuliert es Protschka und erntet erneut Applaus.
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Auch zum Thema Waldsterben äußert sich der Agrarpolitiker in Bad Laasphe und nennt die biologische Bekämpfung des Borkenkäfers durch die Schlupfwespe als „günstige und gänzlich unbedenkliche Lösung“. Das Waldsterben sei auch keine Folge des Klimawandels, den weder er noch die AfD leugneten. Laut Protschka hat aber „der Mensch nur minimalen Einfluss auf das Weltklima.“ Speziell das eine Prozent der Weltbevölkerung in Deutschland können durch sein Verhalten nichts beeinflussen.
Vertreter der „Altparteien“ stellen sich
Nach dem gut halbstündigen Vortrag geht Protschka in die Diskussion. Die wird im Wesentlichen von Vertretern der zuvor kritisierten „Altparteien“ mit ihm geführt. So wollte Oliver Junker-Matthes wissen, „wie viele Trilliarden Schlupfwespen“ gegen den Borkenkäfer in Wittgenstein eingesetzt werden sollten, woraufhin Protschka einwendete, dass es hier wohl zu spät sei und man dies besser zwei Jahre früher hätte machen sollen. Dass sich der Borkenkäfer so ausbreite, liege auch nicht an einem Dürresommer oder dem Klimawandel, sondern an der Forstbewirtschaftung. Durch links-grüne Restriktionen werde der Wald nicht mehr aufgeräumt, so könne sich der Käfer ausbreiten.
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Kritik an Äußerungen zum Klimawandel kam von Martin Achatzi. Der wollte von Protschka wissen, warum dieser die ägyptische Kartoffel für klimaschädlich halte, wenn doch der Mensch gar nichts für den Klimawandel könne. Protschka argumentierte, dass der Transport der Kartoffeln per Flugzeug oder Schiff erfolge und CO2-Emissionen verursache. Auch die AfD müsse sich dieser Klima-Argumente bedienen, weil die Altparteien es ja nicht anders verstünden. Tatsächlich aber gehe es darum, dass Importe der heimischen Wirtschaft schadeten.
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In Punkto Wirtschaft schoss sich Protschka auf die Europäische Union ein. „Ich weiß, wohin es mit der EU, diesem Sozialismus führt. Wir werden uns zu einer EUdSSR entwickeln“, warnt der Abgeordnete. Er will die Nationalstaaten stärken. Statt den Mitgliedsstaaten den Euro überzustülpen, hätte man erst einmal eine gemeinsame Sprache und gemeinsame gesetzliche Regelungen schaffen müssen. Hier hakte Heiko Boumann nach, ob die AfD wirklich nach europaweit einheitliche Regelungen strebe. Das bekräftigte Protschka, und erläuterte man stehe auf dem Boden der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Gleichzeitig betonte der Politiker aber auch, dass „extrem unterschiedliche Mentalitäten“ in Europa sich erst einmal auf gemeinsame Werte einigen müssten.