Bad Berleburg. Für das neue Friederike-Fliedner-Heim in Bad Berleburg lotet Birgit Niehaus-Malytczuk derzeit Bedarfe aus – aber nicht nur bei den Bewohnern.

Die Stadt an der Odeborn bekommt ein neues Alten- und Pflegeheim in der Mühlwiese – der imposante Rohbau steht bereits. Zugleich laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen bis zur geplanten Eröffnung im Sommer 2020. Welche das sind, erklärt im Interview mit unserer Redaktion Birgit Niehaus-Malytczuk, Geschäftsleiterin Altenhilfe Wittgenstein Evangelisches Johanneswerk gGmbH und Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Wittgenstein.

Voraussichtlich Anfang September sollen die Rohbau-Arbeiten für das neue Alten- und Pflegeheim in der Mühlwiese abgeschlossen sein, geht es bis zur geplanten Eröffnung Anfang August 2020 mit Innenausbau und Außenanlagen weiter. Inwieweit lässt sich da noch gestalterisch eingreifen, wenn nötig?

Zur Person

Als Geschäftsführerin bringt Birgit Niehaus-Malytczuk (58) reichlich Erfahrungen aus der Arbeit in verschiedenen Institutionen mit.

Die gebürtige Meinerzhagenerin studierte in Düsseldorf Betriebswirtschaft, war danach 15 Jahre bei der Betriebskrankenkasse eines Unternehmens in ihrem Heimatort tätig.

1995 wechselte sie in die „Märkische Kliniken GmbH“ und realisierte Ende der 1990er Jahre Projekte für das NRW-Gesundheitsministerium.

Ende 2012 wechselte sie für fast sechs Jahre in den Regionalvorstand für den südwestfälischen Johanniter-Verband.

Birgit Niehaus-Malytczuk: Wir sind dazu schon jetzt mit allen notwendigen Beteiligten im Austausch. Hinsichtlich der Gestaltung etwa bei der Innen-Einrichtung gibt es Rahmenvorgaben aus dem Johanneswerk in Bielefeld, so dass wir von den Erfahrungen in verschiedensten Neubauten profitieren können.

Das Johanneswerk plant im neuen Friederike-Fliedner-Haus (FFH) „of­­fene Angebote für das Quartier“. Wie darf man sich das vorstellen?

Ein vorrangiges Ziel ist die Förderung sozialer Teilhabe der älteren Bevölkerung in und um Bad Berleburg. Die zentrale Lage im Stadtkern von Bad Berleburg ist hier ein deutlicher Vorteil. Offene Angebote für die Bevölkerung werden vor allem sein: Bürger-Veranstaltungen zu gesundheitlichen und sonstigen für Senioren interessanten Themen, Veranstaltungen an Feiertagen und besonderen jahreszeitlichen Ereignissen, offene Nachmittage mit Singen, Bewegungsübungen, Gedächtnistraining, Vorlesen und mehr, Beratungstermine zur ambulanten Versorgung und Stärkung des selbstbestimmten Lebens in der eigenen Häuslichkeit, Trauercafé und ambulante Hospizarbeit – hier in enger Zusammenarbeit mit dem Verbundpartner Diakonisches Werk.

Es sind auch ganz bewusst Kooperationen mit „Externen“ wie etwa Kitas vorgesehen. In welcher Form wäre das denkbar? Können Sie das ein oder andere Beispiel nennen?

Wünschenswert und geplant sind gemeinsame Veranstaltungen mit verschiedenen möglichen Verbundpartnern wie zum Beispiel Vereinen, Partnern aus dem Gesundheitssektor und generationsübergreifend zum Beispiel auch mit Kitas und Schulen. Dazu möchten wir Wünsche und Bedarfe der Bewohner und deren Angehörigen sowie den Bedarf der Bevölkerung an sozialen Angeboten erfragen. Organisierte Begegnungen für Senioren mit Kindern gehören sicherlich dazu.

Sie als Geschäftsleiterin Altenhilfe Wittgenstein haben die offene Quartiersarbeit anscheinend auch als Förder-Projekt vor Augen. Wie sieht dazu in Ihrem Hause das weitere Vorgehen aus?

Auch interessant

Das stimmt. Wir wollen dieses Vorhaben durch ein gefördertes Projekt stärken. Gerne möchten wir dies in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Berleburg durchführen und entsprechende Kontakte suchen. Denkbar sind etwa gemeinsame Nachbarschafts- und Bürger-Veranstaltungen, bei denen die Wünsche und Bedarfe der Bewohner des FFH und des Hauses am Sähling sowie deren Angehörigen und der Bedarf der Bevölkerung an sozialen Angeboten erfragt werden können.

Wer ist eigentlich Friederike Fliedner, nach der das neue Haus an der Mühlwiese nun benannt wird? Warum gerade sie als Namensgeberin? Hat das auch etwas mit ihrer Berufung zur „Herzensbildung“ zu tun?

Friederike Fliedner war Vorsteherin des ersten Diakonissen-Mutterhauses in Kaiserswerth und Ehefrau des Pfarrers Theodor Fliedner, der als einer der Mitbegründer der Diakonie gilt. Sie hat sich in besonderer Weise für Pflege- und hilfebedürftige Menschen eingesetzt, insbesondere für Frauen und Kinder und deren „Herzensbildung“. Sowohl damals als auch heute sollte das eines unserer Anliegen sein. Wir haben hier seitens des Johanneswerkes bewusst nach einer weiblichen Person gesucht, die aufgrund ihrer diakonischen Arbeit und ihrer Lebenseinstellung zu den Menschen besonders genannt werden sollte.

Sie selbst haben bis vor einiger Zeit bei den Johannitern im Vorstand des Regionalverbandes Südwestfalen gearbeitet, auch im Bereich des ambulanten Hospiz- und Pflegedienstes, des Betreuten Wohnens, vorwiegend offenbar im Märkischen Kreis. Welche Erfahrungen bringen Sie da mit nach Wittgenstein?

Sie sprechen hier meine vorherigen Tätigkeiten an. Der weit überwiegende Teil meiner beruflichen Erfahrungen liegt im Gesundheitswesen sowohl aufseiten der Krankenkassen als auch durch Tätigkeit für ein NRW-weites Projekt des Gesundheitsministeriums zur Organisationsberatung im Bereich der Krankenhäuser. Hinzu kommen leitende Erfahrungen im Bereich der stationären Akut- und Senioren-Versorgung und aller ambulanter Versorgungsformen. Diese Wirkungsstätten lagen vorwiegend im Märkischen Kreis, jedoch auch im Kreis Siegen-Wittgenstein. Insofern kann ich all diese Erfahrungen bei meiner Tätigkeit in Wittgenstein zielgerichtet einsetzen.

Sie waren auch einige Jahre Geschäftsführerin im Diakonie-Klinikum Kredenbach. Wieviel Arbeit war das eigentlich, als dort 2009 die neue Abteilung „Akut-Geriatrie“ entstand?

Auch interessant

Eine neue Abteilung in einem Krankenhaus in Betrieb zu nehmen ist sicherlich eine große Herausforderung und von umfangreichen Planungsarbeiten begleitet – zumal, wenn es sich um noch wenig verbreitete medizinische Gebiete handelt. Wichtig war hier die übergreifende Zusammenarbeit mit verschiedensten Abteilungen der Diakonie in Siegen als auch den Mitarbeitern vor Ort am Standort Kredenbach. Ein besonderer Aspekt war jedoch auch die möglichst punktgenaue Sicherung des notwendigen Personals bei entsprechender Belegungssituation, bezogen sowohl auf die Ärzte als auch die Pflegefachkräfte.

Sie selbst stammen aus Meinerzhagen, sind in den letzten Jahren viel beruflich in ganz Südwestfalen unterwegs gewesen. Wie organisiert man da eigentlich seinen eigenen Alltag?

Geografisch bin ich zwar eher Attendorn als Meinerzhagen zuzuordnen, aber beide Städte liegen natürlich eine gute Stunde Fahrt entfernt. Beruflich bin ich es seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten gewohnt, ständig unterwegs zu sein. Dabei lernt man zwangsläufig, sich gut zu organisieren.

Auch interessant

Von den Senioren zum Schluss noch zu den ganz Kleinen: Überall in Südwestfalen gibt es ganz offensichtlich Bedarf für eine U3-Betreuung im Rahmen einer Großtagespflege. Denken Diakonie und/oder Johanneswerk da auch an die Trägerschaft für eine oder mehrere Einrichtungen hier in Wittgenstein?

Das Johanneswerk betreibt zwar zwei Kitas in Bielefeld und ich war im Rahmen meiner hauptamtlichen Vorstandstätigkeit bei den Johannitern ebenfalls für sechs Kitas im Märkischen Kreis verantwortlich, jedoch ist dieses aktuell kein Thema beim Johanneswerk und beim Diakonischen Werk in Siegen-Wittgenstein. Interessant wäre eine interessengerechte Randzeiten-Betreuung zu Zeiten, die durch aktuell bereits vorhandene Kita-Angebote nicht abgedeckt werden können. Jedoch muss das dann auch finanziell abbildbar sein.

Sie sind seit dem 1. August 2018 Geschäftsleiterin Altenhilfe Wittgenstein der Ev. Johanneswerk gGmbH und Geschäftsführerin Diakonisches Werk Wittgenstein gGmbH. Wie sieht Ihre erste Zwischenbilanz seitdem aus?

Auch interessant

Es gibt viele interessante Projekte, die mich und die Mitarbeitenden der Altenhilfe Johanneswerk sowie des Diakonischen Werkes seitdem beschäftigen. Engagierte Mitarbeiter, mit denen eine vertrauensvolle und zukunftsorientierte Arbeit möglich ist, sind dabei ein wesentlicher Baustein und ich freue mich darüber diese an meiner Seite zu haben. Ich fühle mich in Wittgenstein sehr wohl und habe seit September letzten Jahres einen Zweitwohnsitz in Bad Berleburg. Dies alles und die übergreifenden Arbeitskontakte sowohl in Wittgenstein als auch nach Siegen ermöglichen eine gute Orientierung an den regionalen Bedarfen unserer Kunden und Klienten.

Bilanz: Es gibt viel zu tun…

Mit Birgit Niehaus-Malytczuk sprach Eberhard Demtröder.