Kredenbach. . Reibungsloser Umzug: Die Kredenbacher Klinik ist Geschichte, aber das Haus steht nicht leer. In Siegen wird das Angebot ausgebaut.

Ob er am Abend im Fernsehen sei, möchte der Mann auf der Bahre wissen und lacht. Er wird von den Helfern an den wartenden Journalisten vorbeigefahren und in den RTW geschoben. Kein Notfall, sondern einer von neun Patienten der Kredenbacher Geriatrie, die am Samstagmorgen nach Siegen ins neue „Zuhause“ transportiert werden. Einer von den letzten. Die Diakonie-Einrichtung in Kreuztal ist damit endgültig Geschichte, nach 72 Jahren unter verschiedenen „Flaggen“.

Um 9 Uhr hat alles begonnen, gegen 11 ist die letzte Person auf dem Weg in die neuen Räume im Jung-Stilling-Krankenhaus. „Wir hatten uns 12 Uhr als Frist gesetzt“, sagt Pflegedirektor Sascha Frank zufrieden. Die patientenrelevanten Dinge seien schon in Siegen, damit könnten die Kollegen der Frühschicht in Kredenbach regelgerecht um 14 Uhr Schluss machen. Alles gehe nahtlos ineinander über, sagt Frank, der damit nur noch zwei Standorte betreut, neben Siegen das Bethesda in Freudenberg. Zwei oder drei, das sei aber kein großer Unterschied. „Ich habe mich vor zwei Jahren bewusst für Siegen entschieden, mit den Wissen um die bis jetzt drei Standorte“, erklärt er. Für die neue Station in der Kreisstadt konnte er mit seinen Kollegen sehr aktiv an Gestaltung und Einrichtung mitarbeiten.

Die Verlegung der letzten neun Patienten läuft genau nach Plan. 
Die Verlegung der letzten neun Patienten läuft genau nach Plan. 

Keine einfache Entscheidung

Hat mit dem Umzug auch die lange Diskussion um den Standort ein Ende? Das könne er nicht beantworten, sagt Diakonie-Pressesprecher Stefan Nitz, betont aber, dass sich niemand die Entscheidung einfach gemacht habe. Wichtig: Es gehe an anderer Stelle weiter und es musste kein Kollege entlassen werden. „Natürlich gab es ein bisschen Wehmut, aber die Mitarbeiter freuen sich auch, dass sie in Siegen weiter zusammenarbeiten können“, so Nitz. Einige wenige hätten sich aus persönlichen Gründen entschieden, den Umzug nicht mitzumachen: „Das wurde aber alles einvernehmlich geregelt. Es hat kein böses Blut gegeben!“

In den vergangenen Jahren sei die deutsche Krankenhauslandschaft um 300 Häuser geschrumpft, Kredenbach sei kein Einzelfall. „Ein Haus dieser Größe rechnet sich einfach nicht mehr. Sie bekommen keine Ärzte mehr, die in einer kleinen Einrichtung arbeiten wollen“, sagt Nitz. Bei der aktuellen Mangellage könnten die sich ihre Stellen aussuchen. Er wehre sich auch gegen den Vorwurf, die Diakonie habe den Standort bewusst geschwächt. Als seinerzeit das Angebot eingeschränkt worden sei, „hatten wir die gute Hoffnung, das Haus in dieser Konstellation erhalten zu können“. Leider sei das nicht gelungen.

Am Donnerstag gab es einen Abschiedsgottesdienst, am Freitag waren sieben Patienten entlassen worden. Die letzten neun sind nun in die achte Etage des Jung-Stilling-Krankenhauses umgezogen, wo künftig wieder Patienten in die neue Geriatrische Station mit Therapiebereich werden können. Standen in Kredenbach 800 Quadratmeter zur Verfügung, sind es in Siegen jetzt 2700. Eine Besonderheit dort wird die geschützte Dachterrasse sein, auf der die Patienten künftig in einem Bewegungsgarten gemeinsam mit ihren Therapeuten das Gehen auf unterschiedlichen Untergründen üben können. Auch die 50 internistischen Betten des Kredenbacher Krankenhauses bleiben dem Diakonie Klinikum erhalten und werden künftig in Siegen vorgehalten.

So geht es in Kredenbach weiter

Im Erdgeschoss werde weiterhin „Leben herrschen“, verweist der Pressesprecher auf die Praxen des Medizinischen Versorgungszentrums (MZV), die geöffnet hätten. Hier praktizieren Chirurg Dr. Jamil Itani Masri, Gynäkologin Gudrun Schemel, Gefäßchirug Dr. Ahmed Koshty und die Neurochirurgen Professor Dr. Veit Braun, Dr. Stanislav Bel, Dr. Adreas Kriege sowie Eva-Dorette Roeder-Geyer. Dazu komme als Mieter die Praxis Nuklearmedizin Siegen. Da kämen möglicherweise noch einige dazu.

Im Untergeschoss des Krankenhauses haben die Sozialen Dienste der Diakonie in Südwestfalen eine Wohngruppe mit neun Plätzen für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren eingerichtet, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihrer eigenen Familie leben können. Für die Obergeschosse gebe es Pläne und Gespräche, allerdings noch keine konkreten Entscheidungen. Jedenfalls sollten in den Räumen „auch künftig diakonienahe Angebote zu finden sein“.

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