Bad Laasphe. 50 Austauschschüler aus den USA sind gerade auf Schloss Wittgenstein zu Besuch. Manche Vorurteile über Deutschland bestätigen sich, andere nicht.
Deutsch lernen, die Kultur hierzulande kennenlernen und mögliche Vorurteile abbauen: Zurzeit sind wieder 50 amerikanische Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren auf Schloss Bad Laasphe, die über die Organisation Experiment e.V. ihre amerikanische Heimat hinter sich lassen. Dafür werden sie in den kommenden zehn Monaten mehr von der deutschen Lebensweise kennenlernen. Den Anfang machen sie in Bad Laasphe. Bisher haben die amerikanischen Austauschschüler, die am Sonntag am Frankfurter Flughafen angekommen sind, schon ein wenig die Stadt erkundet und ein paar Kleinigkeiten im örtlichen Supermarkt eingekauft. Anfang September werden sie dann von ihren Gastfamilien am Schloss abgeholt oder fahren mit dem Zug zu ihnen. Ob auch immer alle ankommen, kann man nie garantieren, aber Austauschschüler River fügt lachend hinzu: „Dafür gibt’s ja Handys, schließlich haben wir 2019!“
Anders und doch gleich
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Was allen Austauschschülern gemeinsam ist: Sie wollen viel über eine andere Kultur kennenlernen und gleichzeitig etwas für ihre Zukunft. Aber die Gründe, warum sie sich für das Programm beworben haben, könnten unterschiedlicher nicht sein.
Buntes Rahmenprogramm
Gefördert wird dieser Austausch vom Deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress.
Die Jugendlichen werden sich auf Schloss Wittgenstein einem intensiven Deutschkurs widmen und die Kultur besser kennenlernen
Sie werden von fünf ehrenamtlichen Teamern die nächsten Wochen betreut. Unterstützt werden sie zusätzlich von sechs Deutschlehrern.
Sie werden u.a. den Bundestag, die US-Botschaft und das Kapitol in Washington besichtigen.
Austauschschülerin Haley erklärt, dass sie ursprünglich für zwei Wochen nach Vietnam reisen wollte für einen Kurzaustausch. Dann stieß sie auf das CBYX Programm (Congress Bundestag Youth Exchange), bewarb sich, und wurde auch direkt angenommen. Muriel hingegen wurde von ihrer Mutter auf das Austauschprogramm aufmerksam gemacht, da sie sich sehr für die deutsche Sprache und Kultur interessierte. Sie hatte sich bereits vor drei Jahren das erste Mal beworben, wurde aber leider abgelehnt. Genauso wie bei Emma. Auch sie hatte sich entschlossen mal an einem anderen Ort leben zu wollen, doch sie wurde bei ihrer ersten Bewerbung ebenfalls nicht genommen, probierte es zwei Jahre später erneut, bis sie die Zusage erhielt.
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Der junge River sticht am meisten aus der Gruppe heraus: Er kann fließend Deutsch sprechen. River bewarb sich, weil ein Freund auch schon als Austauschschüler in Stuttgart war und gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Beim Golfen haben die Beiden sich kennengelernt, und daraufhin packte auch River das „Austausch-Fieber“. River lernt seit der 4. Klasse Deutsch und hat sehr gute Lehrer gehabt. „Die meisten kamen aus Deutschland und waren Muttersprachler“, sagt er ohne einen einzigen Fehler. „Das ist sehr ungewöhnlich, da man in den Schulen häufig nur Französisch oder Spanisch lernt“, fügt er noch stolz hinzu. Nur seinen Akzent hört man ihm trotzdem an.
Keine Stereotypen
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Aber auch die mitgebrachten Klischees wurden direkt durchbrochen. Emma erklärt, dass man ihr gesagt hat, sie solle alle Menschen, denen sie begegnet, immer anlächeln und sie würde ein Lächeln zurück bekommen. Leider hat sie bei der Einkaufstour in Bad Laasphe kein einziges Lächeln zurückbekommen.
Haley bekundet hingegen, dass sie davon ausging, dass die Deutschen nicht zurückwinken würden. Der Erste, dem sie gewunken hat, winkte ihr freundlich zurück. Deutschland kann eben doch anders sein als in der Vorstellung. „Wir hatten erst ein bisschen Angst, denn man sagt in Amerika, dass in Deutschland alle total ernst sind und keinen Spaß verstehen. Aber unsere Teamer haben uns direkt das Gegenteil bewiesen“, sagt River.
„Fridays for Future“ in Puerto Rico
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Es gibt aber auch politisch motivierte Botschafter unter den Schülern – zum Beispiel der 17-jährige Simon aus Puerto Rico. Er erzählt, dass er sich selber weiterbilden möchte, um eines Tages mal Politiker zu werden. Schon jetzt trifft er sich mit Politikern in seinem Land und setzt sich für den Klimaschutz ein. „In Amerika ist der Klimaschutz ein großes Problem, denn niemand sieht die Lage als wirklich ernst an und kümmert sich darum“, sagt der 17-Jährige. In Bezug zu den „Fridays for Future“-Demos ist Simon sich sicher: Eines Tages werden die Jugendlichen in Puerto Rico auch auf die Straßen gehen und für den Klimaschutz protestieren.