Bad Berleburg. Die Jugendlichen aus dem Kirchenkreis Wittgenstein sind aus den USA zurück. Sie suchten Freundschaften in Zeiten gesellschaftlicher Unruhe.

Immer öfter schauen wir irritiert über den Atlantik in die USA und verstehen das Land immer weniger: die Politik und ihre Akteure, die Diskussionen und ihre Tonlage, lasche Waffengesetze und ihre Folgen, den Alltags-Rassismus in dem Land, in dem fast alle Menschen entweder selbst Einwanderer sind oder zumindest von welchen abstammen. Aber Daneben-Stehen und Kopf-Schütteln helfen nicht weiter, besser ist es, einander zu begegnen, miteinander zu sprechen, den Anderen kennenzulernen. Genau deshalb waren jetzt wieder 15 Menschen aus dem Evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein für drei Wochen in Amerika.

Zu dem dreiwöchigen Austausch-Programm der Young Ambassadors gehörte auch ein Arbeitseinsatz in Merom, das ist ungefähr das Abenteuerdorf der United Church of Christ in Indiana und Kentucky.
Zu dem dreiwöchigen Austausch-Programm der Young Ambassadors gehörte auch ein Arbeitseinsatz in Merom, das ist ungefähr das Abenteuerdorf der United Church of Christ in Indiana und Kentucky. © Kirchenkreis Wittgenstein

Zum siebten Mal findet das Jugend-Austauschprogramm „Young Ambassadors“ zwischen dem heimischen Kirchenkreis und der United Church of Christ in Indiana und Kentucky statt. Seit einem halben Jahr haben sich 13 junge Ehrenamtliche aus acht Kirchengemeinden unter der Leitung von Daniel Seyfried, Chef vom Kirchenkreis-Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit, und Laura Mengel, Ehrenamtliche im Leitungsgremium der Lukas-Kirchengemeinde und Teilnehmerin der fünften Young-Ambassadors-Generation, auf den Besuch in den USA vorbereitet.

Die Erwartungen

Durch die lange Tradition des Austauschs, gab es bei den Jugendlichen schon vorher Hoffnungen – auch bei der Hesselbacherin Jacqueline Kopp: „Es ist spannend, wie viele gute Freundschaften in den letzten Generationen entstanden sind, ich hoffe, dass wir auch diese Gemeinschaft über Kontinente hinweg schließen werden.“ Wobei der Weidenhäuser Jost Müsse gleich das gute Miteinander wahrnahm: „Ich freue mich auch über die Gemeinschaft, die bereits auf deutscher Seite herrscht, bevor überhaupt die amerikanischen Austauschpartner dazu stoßen konnten.“ Alle waren gespannt auf Neues, das man in den USA kennenlernen könne, aber der Berleburger David Schneider wollte mehr: „Gleichzeitig möchte ich natürlich ein Stück Wittgenstein nach Amerika bringen.“

Die Unterschiede

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Unterschiede zwischen den USA und Deutschland fanden sich schnell und viele, hier eine kleine Auswahl: „In Amerika ist alles grundsätzlich viel riesiger, vor allem die Portionen und Autos“, so der Gleidorfer René Kranefeld; „Besonders die offene und ungezwungene Atmosphäre der Gottesdienste hat mich beeindruckt“, so der Feudinger Philipp Dreisbach; „Die allgemeine Freundlichkeit der Amerikaner hat mich sehr überrascht und ist den Deutschen damit um Längen voraus“, so die Erndtebrückerin Lilly Kreutzer.

Die Meinungen

Von den zahlreichen Programmpunkten sei hier nur der Besuch in der Freedom School genannt, einer Ferien-Betreuung für Mädchen und Jungen aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten, den Sophie Saßmannshausen aus Berghausen hervorhob: „Es war so schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder beim Spielen, Tanzen, Singen und auch Lesen hatten. Sie haben so eine Freude an kleinen Dingen ausgestrahlt und waren so unfassbar dankbar und offen. Das hat mich sehr berührt.“

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Konkret auf die Austauschpartner bezogen sagte die Sassenhäuserin Leonie Böttger: „Die neuen Leute, die wir kennengelernt haben, wurden direkt zu guten Freunden beziehungsweise einer neuen Familie. Daher war auch die Verabschiedung sehr emotional. Wenn ich mich entscheiden könnte, würde ich direkt nochmal zurück fliegen.“

Warum diese Begegnung zwischen jungen Protestanten von beiden Seiten des Atlantiks wichtig ist, fasst die Schmallenbergerin Carina Hebestreit ganz anschaulich zusammen: „Weil es wichtig ist, dass Menschen miteinander reden, um sich gegenseitig besser zu verstehen. Besonders heute sollte jeder, der eine Botschaft hat, diese mitteilen, um die Welt, wenn auch nur ein kleines bisschen, offener und schöner zu machen.“

Die Leitung

Nachdem die Elsofferin Laura Mengel vor acht Jahren Teilnehmerin war, gehörte sie diesmal zum Leitungs-Team. So konnte sie jetzt aus einer anderen Perspektive das sehen, was das Austauschprogramm seit Jahren ausmacht: „Etwas ganz Besonderes war es für mich, zu beobachten, wie die Jugendlichen immer mutiger wurden und in ihrem Selbstvertrauen wuchsen. Immer wieder wurden bis dahin bestehende persönliche Grenzen überschritten.“

Das ist das Leiter-Quintett der siebten Generation: Daniel Seyfried, Melinda Sterrett, Lydia Hancock, Laura Mengel und Isaac Field (von links). Während die einen Drei ganz neu bei den Young Ambassadors sind, waren Lydia und Laura vor acht Jahren selbst Austausch-Teilnehmerinnen.
Das ist das Leiter-Quintett der siebten Generation: Daniel Seyfried, Melinda Sterrett, Lydia Hancock, Laura Mengel und Isaac Field (von links). Während die einen Drei ganz neu bei den Young Ambassadors sind, waren Lydia und Laura vor acht Jahren selbst Austausch-Teilnehmerinnen. © Kirchenkreis Wittgenstein

Im Gegensatz dazu war Daniel Seyfried ganz neu in diesem Geschäft, auch wenn ihn im vergangenen Oktober gleich zu seinem Dienstantritt in Wittgenstein eine Reise in die USA führte. Es sei eine große Hilfe gewesen, so Daniel Seyfried, Laura Mengel an seiner Seite zu haben. Während sie an ihm lobte, dass er nie das Wesentliche aus den Augen verloren habe - und: „Ihm war es außerdem ganz besonders wichtig, dass alle sich wohlfühlen und eine gute Zeit in den USA verleben.“

Dieses Land der Gegensätze mit seinen großen Entfernungen beeindruckte Daniel Seyfried nachhaltig: Die amerikanischen Austauschpartner der 13 Wittgensteiner und zwei Hochsauerländer wohnten teilweise 500 Kilometer voneinander entfernt. Ansonsten teilte der Kompetenzzentrum-Leiter viele der Beobachtungen von Laura Mengel und den 13 Jugendlichen.

Die weiteren Planungen

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Beim nächsten Treffen wird entschieden, ob es noch einen Dankgottesdienst nach dem Amerika-Aufenthalt geben soll. Außerdem sind natürlich in den Teilnehmer-Kirchengemeinden alle Gemeindeglieder eingeladen, die jungen Leute nach ihrer Zeit in den USA zu befragen. In verschiedenen Gemeinden gibt es auch noch Veranstaltungen mit den Young Ambassadors – und nächstes Jahr bekommen der Kirchenkreis und seine Gemeinden dann Besuch aus Amerika.