Feudingen. Sein alter Benziner, Baujahr 1999, ist schon wieder in der Werkstatt. Anlass genug für Redakteur Eberhard Demtröder, ein Elektroautos zu testen.

Schon wieder ist mein alter Benziner, Baujahr 1999, in der Werkstatt. Über 180.000 Kilometer hat der Wagen mittlerweile auf dem Buckel, die Reparaturen häufen sich. Zeit, sich nach einem neuen Auto umzusehen. Vielleicht eines, das elektrisch läuft? Und damit „sauberer“ als ein Benziner oder gar Diesel? Beim Autohaus Gesper in Feudingen mache ich den Test – und zwar mit einem Hybrid-Fahrzeug: Der superbequeme SUV fährt vorwiegend elektrisch und schaltet bei Bedarf auf den eingebauten Verbrennungsmotor um.

Der Einstieg

„Man macht eigentlich nichts“, erklärt Verkäufer Gunnar Krutwig, nachdem wir eingestiegen sind. Stimmt: Einmal den Power-Knopf gedrückt, den Automatik-Wählhebel auf Position „D“ gestellt – und das Auto fährt im Grunde wie von selbst. „Der Motor versucht, immer so wirtschaftlich wie möglich zu laufen“, sagt Krutwig. Eine elektronische Steuerung macht’s möglich. Klar: Lenken, Gas geben und bremsen muss der Fahrer schon noch selbst, aber das Kuppeln wie bei einem Schaltgetriebe zum Beispiel entfällt. Und demnächst fahre so ein Wagen ja auch noch autonom – womöglich ganz ohne Insassen, scherze ich.

Statistik

Zum Stichtag 1. Juli 2019 waren im Altkreis Wittgenstein 24 Elektroautos gemeldet, im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein waren es 258. Seit 2015 ist die Zahl in Wittgenstein stetig angestiegen: Vier waren es Ende 2015, acht Ende 2016, 15 Ende 2017 und 21 Ende 2018.

In den drei Wittgensteiner Kommunen gibt es aktuell jeweils mindestens eine öffentlich zugängliche E-Lademöglichkeit. Infos im Internet: https://e-tankstellen-finder.com/at/de/elektrotankstellen

Auf freier Strecke

Aber soweit sind wir noch nicht. Vom Autohaus an der Sieg-Lahn-Straße geht es mit dem Wagen auf die Landstraße 719 Richtung Saßmannshausen. Auf freier Strecke gibt Krutwig mächtig Gas – um zu zeigen, dass der Wagen relativ zügig beschleunigt. Und tatsächlich auch Tempo machen kann. Bei gleichzeitig ruhigem Motorlauf. Wir biegen ab auf die Bundesstraße 62, hinauf Richtung Leimstruth.

In Höhe Holzhausen tauschen Krutwig und ich die Plätze. Irgendwie erinnert mich das jetzt an die Fahrschule damals. Und ein bisschen lernt man ja auch tatsächlich dazu bei so einer Probefahrt. Anfahren mit dem Gaspedal – und der SUV rauscht los. Ruhig, einfach entspannt rollt der Wagen über den Asphalt. Schon ein gutes Gefühl. Mittlerweile auf der Landstraße 632, kurz vor Amtshausen: Hier geht’s steil bergab. Ich lasse den Wagen rollen – und kann auf der Effizienz-Anzeige im Cockpit mitverfolgen, wie er die Energie zum Laden der Batterie nutzt.

Die Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit – für Verkäufer Krutwig ist das „eine Frage, was man braucht“. Beispiel: Für einen Vertreter, der mit seinem Auto viel unterwegs zur Kundschaft ist, sei womöglich eher ein Diesel das nachhaltigste Auto, meint Krutwig: „Es ist das Sparsamste, was er machen kann.“ Reine E-Autos, aber vor allem Hybrid-Fahrzeuge, mit Elektro- und Verbrennungsmotor zugleich ausgerüstet, sind für Krutwig „ein Bereich, um das Autofahren individueller zu gestalten“.

Das Fahrer-Profil

Letztlich geht es also ums Profil des Fahrers. Wer pro Tag 20 bis 40 Kilometer etwa zur Arbeit und wieder nach Hause zurücklege, für den mache ein reines E-Auto Sinn, findet Krutwig. Wer aber darüber hinaus etwa eine längere Urlaubsreise mit dem Wagen plane, komme schnell an Grenzen. „Die Reichweite ist nicht da“, fürchtet Krutwig. 100 Kilometer – dann sei der heutige „Vollstromer“ mit der Energie am Ende.

Das Hybrid-Auto

Das Hybrid-Auto dagegen sei „eine gute Zwischenlösung mit langer Halbwertszeit“, formuliert es der Verkäufer, sei „die beste Lösung auf der Kurzstrecke“. Vorteil: Man müsse die Fahrt vorher eben nicht minutiös durchplanen, weil die elektronische Steuerung bei fast leerem Akku einfach auf den Verbrennungsmotor umschalte.

Der Ladevorgang

Strom tanken leicht gemacht: Auto und Ladestation werden per Kabel verbunden. Mit einer Magnetkarte lässt sich dann der Vorgang starten.
Strom tanken leicht gemacht: Auto und Ladestation werden per Kabel verbunden. Mit einer Magnetkarte lässt sich dann der Vorgang starten. © Hans Peter Kehrle

An einer haushaltsüblichen Steckdose dauert der Ladevorgang laut Krutwig übrigens etwa vier Stunden, das sogenannte „Schnell-Laden“ an einer üblichen Ladesäule am Straßenrand oder an einer Wallbox daheim dagegen nur etwa eine halbe Stunde. Und das derzeit noch dünne Netz öffentlicher Ladesäulen werde wachsen, ist Krutwig überzeugt.

Die Reichweite

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Die Reichweite des Outlanders, rein elektrisch gefahren: rund 54 Kilometer. Mit voll aufgeladener Batterie plus vollem Tank für den Verbrennungsmotor: bis zu 800 Kilometer. Zum Vergleich: Inzwischen kommen reine E-Modelle verschiedener Hersteller auf den Markt, die Reichweiten von mehreren Hundert Kilometern haben. Allerdings liegen die Preise dafür auch sehr hoch – nämlich zwischen 25.000 und zum Teil mehr als 100.000 Euro. Bemerkenswert findet Krutwig die Garantie fürden verbauten Akku: acht Jahre. Für das Auto selbst liege die Garantiezeit bei fünf Jahren.

Die Wartung

Und wie sieht’s mit der Wartung aus? „Wir haben speziell geschulte Monteure“, erklärt der Verkäufer – mit einem sogenannten „Hochvolt-Schein“, einer Zusatz-Qualifikation für den Umgang mit sogenannten Hochvolt-Systemen unter der Motorhaube.

Die Anschaffungskosten

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Am Beispiel des Mitsubishi-Modells „Outlander“ möchte Krutwig zeigen, dass Elektromobilität nicht teurer sein muss als die mit einem Diesel oder Benziner. 90 Prozent der Kunden würden sich derzeit für den „Outlander“ als Hybrid entscheiden, versichert der Verkäufer. Für rund 38.000 Euro. Das Vergleichsmodell allein mit Verbrennungsmotor, dafür aber mit Allrad-Antrieb und Automatik koste unter dem Strich etwa 34.000 Euro. Und die Differenz von 4000 Euro? Bekomme der E-Auto-Käufer ja als Umweltbonus vom Hersteller und nach wie vor vom Bund erstattet.

Die CO2-Bilanz

Die CO2-Bilanz? Sie kann natürlich nur so gut sein, wie der Wagen tatsächlich rein elektrisch fährt und wie „grün“ der Strom aus der Steckdose ist – etwa dank regenerativer Energien wie Solar- oder Windkraft. Wer also als E-Auto-Besitzer auch noch eine Solaranlage auf dem Dach habe, die Strom aus Sonnen-Energie fürs Auto liefern könne, habe „definitiv Ökostrom dabei“. Problematisch werde es dagegen bei Mietwohnungen – eher schwierig, hier eine Außen-Steckdose zu finden.

Der Markt-Trend

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Am Tag unserer Probefahrt kann Krutwig vier Autos mit E-Antrieb ausliefern – und das „ist für Wittgenstein durchaus viel“, sagt der Verkäufer. „Wir sind da voll im Trend.“ Die Elektromobilität mache mittlerweile einen großen Teil des Geschäfts im Autohaus aus. Und auch ich hätte den bequemen Hybrid allzu gern gekauft – wenn da der Preis nicht wäre. Vielleicht wird’s ja was im nächsten Frühjahr, wenn neue, auch kleinere Modelle auf den Markt kommen – idealerweise zu erschwinglichen Anschaffungskosten.