Bad Berleburg. In einem spannenden Zweikampf setzt sich Haßler gegen Bastian Kargl durch und hat weiche Knie.

Er wollte es so sehr und doch hat Markus Haßler nicht mehr damit gerechnet: „Ich hab’ den Vogel schon nicht mehr bei mir fallen gesehen“, berichtet der neue Berleburger Schützenkönig im Gespräch mit der Redaktion über die entscheidenden zwei Minuten des Berleburger Schützenfestes 2019. Mit einem gezielten Schuss hat er den Holzvogel von der Schraube gelöst und damit seinem Mitbewerber Bastian Kargl eine perfekte Vorlage geliefert.

Ein Raunen geht durch die Reihen als der Vogel nicht fällt. Dicht an dicht verfolgen rund 2000 Zuschauer einen spannenden Zweikampf zwischen dem stellvertretenden Kompanieführer der 2. Kompanie, Markus Haßler, und Bastian Kargl, Schützenoffizier aus der 3. Kompanie.

 Bastian Kargl ist ein harter Konkurrent für Haßler.
 Bastian Kargl ist ein harter Konkurrent für Haßler. © Hans Peter Kehrle

Fast scheint es, als würde sich die Situation aus dem Vorjahr wiederholen, als der passionierte Sportschütze Haßler sehr gut schoss, im entscheidenden Moment aber Pascal Bikar den Vortritt lassen musste.

Doch dann passiert es: Bastian Kargl verzieht seinen letzten Schuss ganz knapp. Markus Haßler bekommt eine zweite Chance. Er hat weiche Knie. „Wer in diesem Moment unter der Vogelstange steht und sagt, dass er kein Herzklopfen hat, der lügt“, sagt er später im Gespräch mit dieser Zeitung.

Vierter Versuch

Um 14.31 fällt das letzte Stück des Holzvogels aus dem Kugelfang und Haßler kann gerade noch die Arme jubelnd in die Luft reißen, als er in einer Traube von Gratulanten am Schießstand umringt wird.

Der 46-Jährige ist bei seinem vierten Anlauf am Ziel seiner Schützenträume und kann ein altes Versprechen einlösen: Seine Königin wird Tina Grebe. „Sie ist eine der besten Freundinnen meiner Frau“, erklärt Haßler.

Schützenkönigspaar 2019 sind Markus Haßler und Tina Grebe.
Schützenkönigspaar 2019 sind Markus Haßler und Tina Grebe. © Hans Peter Kehrle

Das neue Schützenkönigspaar setzt eine lange Familientradition fort, die nicht nur den Schützenverein Berleburg einschließt. Der gebürtige Raumländer war vor 25 Jahren bereits Schützenkönig bei den Edelweißschützen in Oberndorf. Und genau vor 40 Jahren regierte dort sein Vater Günter Haßler, der auch aus Oberndorf stammt. Damit nicht genug: Haßlers Ehefrau Petra Leser-Haßler stammt aus einer alteingesessenen Berleburger Schützenfamilie. Großvater Ludwig Leser war Schützenkönig vor 50 Jahren. Vater Gerhard Leser war Stellvertretender Hauptmann, regierte in Berleburg 1984 und 2012 war Petra Leser-Haßler selbst Königin an der Seite von Christian Grebe, dem Bruder der neuen Schützenkönigin Tina Grebe. Petras und Christians Vater ist Karl Ludwig Grebe, der viele Jahre Kassierer des Vereins war.

Herzinfarkt-Garantie

So geht auch für Tina Grebe ein Traum in Erfüllung. Mit Spannung hat sie das Schießen verfolgt: „Das Stangenfieber kommt auch vor dem Zaun vor. Wer kurz einen Herzinfarkt haben möchte, der kriegt ihn hier.“ Für diese Spannung war neben Haßler auch Bastian Kargl verantwortlich, der ebenfalls hervorragend zielte. Am Ende waren es nur 175 Schuss Großkalibermunition gewesen. „Das spricht für die Qualität der Schützen“, formuliert es der 2. Schützenhauptmann Michel Hildebrandt, der lange Jahre Leiter der Schießgruppe gewesen war. „Du brauchst aber auch Glück“, betont der neue Schützenkönig.

Und Glück war mit dabei, denn der Holzvogel hatte einen langen Riss auf der Rückseite, der erst später zu sehen war, wie Schützenoffizier Carsten Zumrode berichtet.

27 erfolgreiche Schützen sichernsich Preise

Beim Preisschießen waren 27 Schützen erfolgreich: Die Krone sicherte sich Mark Stremmel. Das Zepter schoss Mark Hummelsiep. Carsten Kreuger traf den Reichsapfel. Der Preis der Ehrenmitglieder ging an Werner Schneider. Den Preis der ehemaligen Könige schoss Hans-Jürgen Rathgeber. Neuer Geck ist Nico Schlaf. Den Preis der Jungschützen sicherte sich Kiara Dörnbach. Der Preis der Schießgruppe ging an Niels Biegler. Der Gästepreis des Fredensborgringes für dänische Gäste wurde von Hans Holm geschossen. Weitere Gästepreise gingen an Katharina Hahn, Helmut Krienir und Achim Wandel.

Weiter Preise schossen: Christian Hirschhäuser, Jonas Schneider, Fabian Rath, Kilian Spies, Kurt Schneider, Martin Sonneborn, Vanessa Zissel, Christian Grebe, Matthias Strack, Julian Hansmann und Mike Homrighausen.

Vogelschnitzer Matthias Dickel hatte eigens ein neues, aber auch mindestens fünf Jahre abgelagertes Stück Fichtenholz nehmen müssen, weil das ursprüngliche Rohmaterial bereits viel zu trocken und rissig geworden war, so Zumrode. Am Ende sei der zehn Kilogramm schwere Vogel mit über zwei Metern Spannweite aber „für dich geschnitzt worden“, sagt Zumrode zum neuen König.