Bad Berleburg. . Pascal Bikar und Lena Haas Möldner setzten als Schützenkönigspaar die Tradition der Elternpaare fort. Als Kinder beschlossen sie dieses Ziel.
Es ist 25 Jahre her. Damals scheint die Sonne über dem Burgfeld in Bad Berleburg genauso heiß wie auch an diesem Samstag. Helmut Kohl ist Bundeskanzler. Werder Bremen Deutscher Fußballmeister und das Glas Bier kostet 1,30 Mark. Und mit genau solchen Gläsern in der Hand verfolgen Hunderte Besucher, wie der Holzadler Schuss um Schuss gerupft wird. Damals schwebt er noch ohne Kugelfang auf der legendären Vogelstange über dem Burgfeld.
Ergebnisse des Preisschießens
Insignien: Die Krone schoss Norbert Wignanek. Das Zepter ging an Ralf Bettelhäuser und der Reichsapfel wurde von Willi Pusch abgeschossen.
Geck 2018 ist Maurice Schlaf.
Die Gästepreise schossen Michael Ihlau und Jürgen Kunz.
Der Preis für die Ehrenmitglieder wurde von Udo Arndt geschossen.
Den Preis der ehemaligen Könige kann Christoph Bald, Schützenkönig von 2016 mit nach Hause nehmen.
Volko Weyler sichert sich den Preis der Schießgruppe.
Leon Benfer schoss den Preis der Jugendkompanie.
Weitere Preise gingen an: Frank Dickel, David Schneider, Heiko Schachtschneider, Günther Strack, Thomas Bald, Stephan Lemmen, Jungschützenkönig Josua Franz, Christian Linde, Hans Penzin, Oliver Schlaf, Daniel Weyler, Markus Vetter, Roland Kaiser, Anke Althaus, Florian Schäfer, Herbert Marburger und Rolf Weyler.
Unter den vielen Zaungästen auf dem Schützenplatz sind damals auch Lena Haas und Pascal Bikar – beide noch Grundschüler. Sie spielen auf der großen Wiese des Schützenplatzes, während ihre Eltern Geschichte schreiben: Aleksandar Bikar liefert sich mit Peter Haas einen 245 Schüsse dauernden Zweikampf um die Berleburger Königswürde. Haas gewinnt und nimmt mit Maritta Bikar die Ehefrau des Freundes und Konkurrenten zur Schützenkönigin. Damals posiert Lena Haas für ein Zeitungsfoto mit den Resten des Vogels in der Hand.
Genauso heiß wie 1993
„Als Kinder haben wir uns damals gesagt, ‘wenn wir groß sind, wollen wir auch Schützenkönigspaar werden’“, erinnert sich Pascal Bikar an ein Versprechen, das er jetzt eingelöst hat und damit eine doppelte Familientradition fortsetzt. „Letztes Jahr haben wir uns hier an der Alutheke getroffen und den Entschluss gefasst“, erzählt der neue Schützenkönig. Doch bis der 35-Jährige am Samstag die Arme zum Jubel hochreißen kann, ist es ein weiter Weg, ein Nerven aufreibender.
An diesem Samstag ist es genauso heiß wie 1993. Und genauso heiß wird auch das Rennen um die Königswürde sein. Diesmal ist es ein kein Duell, sondern ein Dreikampf. Und inzwischen hängt der Vogel in gut 18 Metern Höhe in einem Kugelfang. Die Spielregeln sind seit 180 Jahren die gleichen. Schießleiter Michel Hildebrandt erklärt, wie es läuft: Wer den letzen Span aus dem Kasten holt, ist König. In diesem Moment weiß noch keiner, dass es wirklich auf den letzten Span ankommen wird.
Zu diesem Zeitpunkt besteht der von Matthias Dickel geschnitzte Vogel nur noch aus dem Rumpf. Mit Martin „Hüpper“ Sonneborn, Markus Haßler und Pascal Bikar sind auch nur noch drei Bewerber um die Königswürde übrig. „Aus jeder Kompanie einer, das ist gut“, freut sich der 2. Schützenhauptmann Carsten Zumrode.
Immer wieder geht ein Raunen durch die gut 2500 Festbesucher, die sich dicht an die Absperrung heranschieben. Schüsse knallen und immer wieder greifen die drei Anwärter zum Fernglas, sondieren die Lage im Kugelfang. Dann beginnt sich der Vogel zu drehen, wie der Stundenzeiger einer Uhr. Sonneborn trifft. Der Zeiger steht auf 5 nach drei. Haßler stellt die Uhr auf 4 und Sonneborn auf 5. Er spaltet den Vogel und kann es kaum fassen: „Komm runter!“, brüllt er in Richtung Kugelfang. Der Vogel zerbröselt, aber er fällt nicht. Jetzt hat es Markus Haßler in der Hand, aber am Ende bleibt ein Span übrig. Der spätere Schützenkönig Pascal Bikar zeigt äußerlich kaum Nerven. Innerlich sieht es aber ganz anders aus: „Die beiden haben so gut geschossen, dass ich dachte, ich komme nicht mehr dran.“ Doch es kam anders und am Ende konnte der 35-jährige es kaum fassen, vor allem weil Bikar bislang nicht ein mal Schießen geübt hatte: „Als Aluminiumhändler hatte ich hier zum ersten Mal eine Eisenstange in der Hand“, scherzt er später im Königszelt. Hier kann er auch seine Schützenkönigin in die Arme schließen. Lena Haas-Möldner ist überglücklich: „Jetzt feiern wir ein Jahr lang“, sagt die Projektmanagerin eines Kinder- und Jugendhilfswerks.
Viele Heimatbesuche stehen an
Das neueste Projekt „Schützenkönigspaar 2018“ wird ihr und ihrer Familie aber auch viel abverlangen. Die Mutter von drei Kindern (16,15 und 13) lebt mit ihrem Mann Christoph Möldner in Schwäbisch Gmünd. Bislang war das Schützenfest ein fixer Termin für einen Heimatbesuch. In diesem Jahr werden daraus viele Schützenfeste. Aber dafür können ja die Großeltern Peter und Angelika Haas und natürlich auch Maritta und Aleksandar Bikar helfen, Schützentradition und Familien bestens zu koordinieren. Dass Kinder und Jugendliche auf dem Schützenplatz wichtig für die Fortführung von Vereinstraditionen sind, hat das Königspaar mit 25 Jahren Vorlauf ja bewiesen.