Arfeld. Der 22-Jährige aus Arfeld hat sich für die Deutschen Meisterschaften in Berlin qualifiziert – mit einem aufrüttelnden Text über Europa.

. Er kam, sah und siegte. Mit Worten. „Erst wenn man wieder Waffen zieht und die Jugend in den Gräben liegt“, werde man den Wert eines vereinten Europas wieder zu schätzen wissen. Es ist eine Botschaft für den Zusammenhalt und den sozialen Frieden. In einer Zeit, in der dieser Frieden in Gefahr zu sein scheint. Das Gedicht handelt von Europa. Ein Drama in drei Akten. Drei Akte, die ihn nach Berlin zu den deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam führen werden.

Tobias Beitzel ist Poetry Slammer – ein Wortakrobat, der seine selbst geschriebenen Geschichten auf der Bühne präsentiert. Für seine Leidenschaft fährt der 22-Jährige aus Arfeld wöchentlich durch NRW, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Er hatte unter anderem Auftritte in Frankfurt, Köln und – nicht zu vergessen: Rees-Haldern. „Bei kleinen Slams bin ich viel aufgeregter“, gibt Tobias zu. Da sei eine ganz andere Nähe gegeben. Eine besondere Verbundenheit zwischen Künstler und Publikum. Letztendlich wurde für ihn aber Köln am Dienstagabend zum Sprungbrett – für die ganz große Bühne. Beim Jahresfinale „Reim in Flammen“ im Bahnhof Ehrenfeld setzte sich Tobias gegen seine acht Kontrahenten durch. Damit hat er sich für die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam qualifiziert. „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben“, sagt er und wirkt fast ein wenig sprachlos. Obwohl ihm sonst nichts so schnell die Sprache verschlägt.

Der Erfolg

So lief die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft

Jedes Jahr werden Poetry Slams in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt, die einen Startplatz für die Meisterschaften vergeben dürfen.

Das passiert durch eine Formel, die das Alter der Veranstaltung, die Regelmäßigkeit und die bisherigen Meisterschaftsteilnahmen miteinbeziehen.

Die Slam-Veranstalter laden dann alle Slammer, die über das Jahr dort gewonnen haben, zu einem Jahresfinale („Highlander“) ein. Der oder die Gewinnerin dieses Jahresfinales vertritt dann den jeweiligen Slam bei den Meisterschaften.

Tobias konnte sich durch dieses System vergangene Woche bei dem Jahresfinale des Bunker­slams in Bielefeld für die NRW Meisterschaften in Aachen und am Dienstag bei „Reim in Flammen“ in Köln für die deutschsprachigen Meisterschaften in Berlin qualifizieren. Diese finden vom 19. bis 26. Oktober statt.

„Mein Hauptziel für dieses Jahr waren eigentlich nur die NRW-Meisterschaften. Mit einer Qualifikation für Berlin habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich war als letzter in der Vorrunde dran und stand dann auf einmal im Finale“, erzählt Tobias. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Alle drei Finalisten lagen gerade mal 0,5 Punkte voneinander entfernt. Und das bei einer Maximalpunktzahl von 50 Punkten. Im Oktober geht’s für Tobias dann erstmal nach Aachen zu den NRW-Landesmeisterschaften und anschließend nach Berlin, wo er sich auch mit Poetry Slammern aus Österreich und der Schweiz messen wird. „Darauf freue ich mich sehr! Aufgeregt bin ich aber noch nicht, das kommt dann vermutlich noch. Immerhin ist das das größte Bühnenliteraturfestival Europas.“ Wie schön, dass ihn ein Text über Europa hierhin geführt hat.

Die Einflüsse

Wenn Tobias nicht gerade auf der Bühne steht, paukt er für sein Duales Studium, das er bei dem Raumländer Unternehmen Bikar Metalle absolviert. Im Rahmen seines „International Business Management“-Studiums an der Universität Mannheim hat er bereits ein Auslandsemester in Südkorea verbracht. Auch solche Erfahrungen fließen mit in seine Texte ein, die nicht selten politisch motiviert sind. Bestes Beispiel: „Leistung muss sich wieder lohnen“, ein Text, der im Vorfeld zur Bundestagswahl 2017 entstand. Der Slogan, mit dem sich damals mehrere Politiker parteiübergreifend brüsteten, brachte Tobias zum Nachdenken. „Wenn jemand zum Beispiel als Kinderkrankenpfleger arbeitet und tatsächlich leistet sehr viel in der medizinischen Versorgung leistet, wird er trotzdem nie Profit generieren. Ist es deswegen fair, ihn schlechter zu bezahlen?“

Die Chance

Tobias hat etwas zu sagen. Und seine Stimme wird gehört. Nicht mehr nur in Wittgenstein und Umgebung, sondern bald auch in Berlin. Eine Chance, mit der er selbst nicht gerechnet hätte. Sie aber überglücklich annimmt.

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