Volkholz/Großenbach. . Nach AfD-Ergebnis bei der Europawahl: Ortsvorsteher Rolf Hofmann fordert Bewohner des Dorfes zum „Um- und Weiterdenken“ auf. Viel Zuspruch
In einem Brief an alle „Geheuer, Glashütter und Volkholzer“ hat sich der Ortsvorsteher des Bad Laaspher Dorfes Volkholz mit dem Ergebnis der jüngsten Europawahl vor Ort auseinandergesetzt. Seine Botschaft darin: „Die AfD ist meiner Meinung nach keine Alternative für Deutschland.“ Rund 25 Prozent hatte die rechtspopulistische Partei im Wahlbezirk 014-1 Volkholz/Großenbach geholt.
Der Appell
Hofmanns dringender Appell an die Bürger „in Hoffnung auf ein schnelles Um- und Weiterdenken“: „Macht Euch mal Gedanken, ob wir zurück in die Steinzeit wollen oder ob wir uns vernünftig rüsten für eine spannende Zukunft, zum Wohle und Erhalt der Demokratie, der Meinungsfreiheit und unserer Dorfgemeinschaft.“
Die Zweifel
Am Ende hinter der CDU und vor der SPD
Im Bad Laaspher Wahlbezirk 014-1 Volkholz/Großenbach landete die AfD bei der Europawahl Ende Mai ähnlich wie in der Benfe bei 25 Prozent – hinter der CDU mit 37 Prozent und vor der SPD mit fast 15 Prozent.
Wahlberechtigt waren im gesamten Wahlbezirk 014-1 exakt 244 Personen, die Wahlbeteiligung lag bei 45,49 Prozent.
Zum Vergleich: In den übrigen Bad Laaspher Wahlbezirken kam die AfD auf Ergebnisse zwischen 5,48 Prozent in Puderbach und 17,61 Prozent in Oberndorf.
Bisher sei er als „einer von hier“ stets „stolz auf unser Dorf, deren Bewohner und unsere Vereine“ gewesen, so Hofmann, doch mittlerweile „kommen mir ... Zweifel“. Es gehe „uns doch allen gut“, sagt er – „wir haben, auch in Volkholz, eine megageringe Arbeitslosigkeit, jeder hat sein Häuschen in Schuss, wie haben eine hohe Lebensqualität. Wollen wir das alles wegen ein paar Fanatikern aufs Spiel setzen?“ Rolf Hofmann selbst ist Ratsherr der Bad Laaspher CDU-Fraktion und in mehreren Fachausschüssen politisch aktiv.
Die Argumente
Allein 60 Prozent der Produktion in Deutschlands Auto-Industrie gehe in den Export, so Hofmann. Wolle man nun allen Ernstes nur noch die restlichen 40 Prozent fürs Inland produzieren, „dann frage ich mich, wie es hier bei uns bald aussehen wird“, denn: „In diesen Autos werden Ejot-Schrauben, TG-Cockpit-Teile, Bikar-Metalle ... verbaut“ – und auch „Wagner-Sinto oder Osterrath exportieren einen Großteil ihrer Waren ins Ausland“. Mit so einer Argumentation werde die AfD „uns die Arbeitslosigkeit bringen“. Und auch das Argument mit den Flüchtlingen ziehe nicht, so Hofmann: „Wo sind die denn in unserem beschaulichen Dörfchen oder auch in der gesamten Stadt?“
Die Gesprächsbereitschaft
„Ich kann mir das nur so vorstellen, dass das Protestwähler sind“, so Hofmann im Gespräch mit unserer Zeitung zum Wahlergebnis. Aber damit gebe es eben auch einen guten Ansatz für Diskussionen und offene Gespräche mit dem Ziel, gerade solche Wähler wieder für die Parteien im demokratischen Spektrum zu begeistern. Er stehe für einen Dialog bereit, betont Hofmann – natürlich auch, wenn es Reaktionen der AfD selbst auf seinen Brief geben sollte.
Die Reaktionen
Dieser Brief habe inzwischen viel Zuspruch bekommen, so der Ortsvorsteher, vor allem übrigens aus dem Dorf selbst. Und nicht zuletzt von Markus Dreisbach, Ortsvorsteher im benachbarten Großenbach.
„Ich sehe das ähnlich“, pflichtet der 30-jährige Forstwirt dem Volkholzer Rolf Hofmann bei. Er verdiene großen Respekt für sein Vorgehen. Sicher: In Großenbach ärgerten sich die Bewohner zum Beispiel darüber, dass es in der Streusiedlung kein neues Bauland mehr gebe oder die Stadt Bad Laasphe kaputte Bürgersteige einfach nicht repariere. Aber das alles sei keinesfalls ein Grund, AfD zu wählen. Markus Dreisbach selbst ist „mit 17 in die SPD eingetreten“.
Die Wirkung
Ob Hofmanns Appell Wirkung zeigt? „Das bleibt abzuwarten“, so der Volkholzer. „Zumindest freut es mich, dass jetzt darüber gesprochen wird.“ Der Christdemokrat würde es schon als Erfolg werten, „wenn man sich mit der politischen Situation kritischer auseinandersetzt“ – in der Stadt Bad Laasphe, aber vor allem natürlich im Dorf. Hofmann wünscht sich, dass sich Volkholz und Glashütte mit Hotel und mehreren Pensionen „touristisch besser aufstellt“. Da sei kein Platz für AfD-Argumente.
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