Bad Berleburg. . Nach dem Brand in einem Bad Berleburger Wellness-Hotel: Besitzerin Karin Bultink denkt schon an Wiederaufbau – und plant bereits ein Provisorium.

Eigentlich kann es Karin Bultink (66) noch gar nicht fassen: Am Dienstag ist ein Teil ihres Wellness-Hotels, das „Ayubowan Ayurveda Center“ im früheren „Westfälischen Hof“ an der Astenbergstraße, ausgebrannt. Doch für Betroffenheit bleibt nicht viel Zeit. „So als Selbstständige ist man Herausforderungen ja gewohnt“, sagt die Geschäftsführerin. Und der Brand samt seiner weithin sichtbaren Folgen sei zwar „eine große Herausforderung, aber keine unüberbrückbare“. Für Bultink geht es also irgendwie weiter. Und sie denkt auch schon an einen Wiederaufbau.

Heute kümmert sich die Geschäftsfrau aber erst einmal um einige Formalitäten. Am Vormittag ist sie unterwegs zu Banken und Behörden – damit einige ihrer Mitarbeiter, die zu einem großen Teil aus Sri Lanka kommen und im Haus auch gewohnt haben, wieder Zugang zu ihren persönlichen Konten bekommen. Denn deren Bank-Karten sind bei dem Feuer teilweise ebenso verloren gegangen oder derzeit unerreichbar wie Ausweispapiere und Visa. Am Nachmittag trifft Bultink Ansprechpartner ihrer Versicherung, die sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden machen. Von außen, denn „man kann ja nicht in die Brandruine, es droht Einsturzgefahr“, weiß die 66-Jährige. Ein zumindest teilweiser Abriss sei also dringend, das sei auch die erste Einschätzung eines Statikers.

Ersthelfer sind die stillen Helden

Bei dem Brand am Dienstag waren Feuerwehrleute, Rettungsdienstler und Polizisten im Einsatz, um die Flammen zu bekämpfen und Menschen zu betreuen und zu versorgen. Doch bevor sie alle überhaupt erst anrücken konnten, haben aufmerksame und zufällig vorbeikommende Menschen bereits wertvolle Dienste geleistet.

Zum Beispiel der junge Mann aus der Oberstadt, der aus dem Fenster seines Elternhauses schaut und Rauchschwaden bemerkt. Er ist es, der den Notruf absetzt, sich etwas dabei denkt, als er den dichten Qualm sieht – obwohl er nicht weiß, wo genau er eigentlich her kommt.

„Deshalb habe ich Homrighäuser Weg als Einsatzort genannt“, erklärt er. Doch damit nicht genug: „Dann bin ich umgehend dort hin gefahren, um zu sehen, ob ich etwas helfen kann“, erzählt der junge Mann weiter. Und dann der zufällig vorbeikommende Feuerwehrmann, der sofort anhält und in das brennende Haus eilt, um die Menschen heraus zu geleiten: „Die wussten gar nicht, wie ihnen geschah“, erinnert er sich.

Unterstützt wird der Feuerwehrmann von einem Fahrer des DRK-Behinderten-Fahrdiensts, der eben­falls zufällig vorbeikam. „Der war top. Ich würde mich gerne mal mit ihm unterhalten“, ist er voll des Lobes. Auch diese Menschen sind Helden. Ganz bescheiden. Denn namentlich genannt werden möchten sie nicht.

Gäste inzwischen abgereist

„Man denkt, man ist im falschen Film“, schildert Bultink ihr Gefühl, das sie hatte, als sie am Dienstagnachmittag vor dem brennenden Gebäude stand. Sie sei gerade in der Stadt unterwegs gewesen, als das Feuer ausgebrochen sei. Dann sei es vor Ort natürlich „noch etwas wuselig“ gewesen, ehe sie alle ihre Mitarbeiter habe sammeln können.

Viele ihrer Gäste seien naturgemäß „nur leicht bekleidet“ direkt aus einer Therapie ins Freie gekommen, erinnert sich Bultink. „Die sind jetzt aber alle abgereist“, berichtet sie. Leider könne sie jetzt neu anreisende Gäste nicht erreichen, um ihnen abzusagen, bedauert die Hotel-Chefin – schließlich „waren die Unterlagen im meinem Büro“. Und genau das sei vom Brand arg betroffen, erklärt Bultink: Der Fußboden ihrer Wohnung eine Etage höher sei direkt dort hineingestürzt. Dabei habe wohl nicht nur das Feuer, sondern auch das Löschwasser auf die Fachwerk-Konstruktion eingewirkt, vermutet Bultink. Ob sie in dem demolierten Büro-Raum noch retten kann, was zu retten ist, muss ihr der Brand-Sachverständige sagen.

In der Baumrainklinik gut versorgt

Wenn demnächst zwangsläufig das Abriss-Unternehmen anrücke, werde sie die Vorderseite des alten „Westfälischen Hofs“ wohl komplett abreißen lassen, so die Geschäftsfrau. Ihr fester Wille: ein Neubau, sofern ihr das finanziell möglich sei. Anderthalb Jahre, so schätzt die 66-Jährige, werde es wohl dauern, „bis alles wieder hergestellt ist“. Und für die Zwischenzeit „will ich versuchen, Räume in der Baumrainklinik anzumieten“. Denn Bultink will ihr Wellness-Hotel, das seit Ende 2012 in Betrieb ist, auf jeden Fall weiterführen – nicht zuletzt ihren Mitarbeitern zuliebe. Und: „Ich habe ja noch Buchungen bis Dezember“, sagt sie.

In den Trümmern des verkohlten Daches sucht die Hotel-Besitzerin nach Überresten des Inventars.
In den Trümmern des verkohlten Daches sucht die Hotel-Besitzerin nach Überresten des Inventars. © Eberhard Demtröder

Derzeit suche man gemeinsam mit Karin Bultink und der Stadt Bad Berleburg erst einmal eine gute Lösung für das obdachlos gewordene Team des Wellness-Hotels, so Antje Gröpl-Horchler, Sprecherin der Bad Berleburger Helios-Kliniken. Die meisten der 14 Mitarbeiter – ferner zwei kleine Kinder, sechs Monate und vier Jahre alt – und auch die Hotel-Besitzerin selbst sind vorläufig in Räumen der Baumrainklinik am Lerchenweg untergekommen. Dort sei das gesamte Team momentan „gut versorgt“, bedankt sich Bultink bei den Gastgebern dort.

Tipp der Nachbarin: Ferienwohnungen sind frei

Die Geschäftsfrau bedankt sich aber auch bei all ihren Mitarbeitern, die in Bad Berleburg zu einer Art großer Familie zusammengewachsen sind: „Ich habe ein ganz tolles Team.“ Vor allem „meine langjährige Sekretärin versucht, auflaufende Post einzufangen, Firmen anzurufen, die wir jetzt brauchen“. Das helfe ihr sehr „in meinem anfänglichen Stress“, sagt Bultink. Dann kommt zufällig eine nette Nachbarin vorbei – ihr Tipp: Ganz in der Nähe sind Ferienwohnungen frei – vielleicht ja schon ein Zuhause auf längere Zeit für einige aus Bultinks Team.

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