Bad Laasphe. . Yannik (17) aus Bad Laasphe ist unheilbar an Krebs erkrankt. Das Palliativteam erfüllt ihm seinen Herzenswunsch: einen Flug über seine Heimat.

„Als Yannik uns seinen heimlichen Herzenswunsch verriet, wussten wir sofort, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen wollen, um ihn in Erfüllung gehen zu lassen.“ Ein Mal mit dem Helikopter fliegen. Die Palliativschwestern im Kinderpalliativ-Team betreuen den schwerst krebskranken 17-Jährigen, seitdem er zuhause in Bad Laasphe versorgt wird. Sie kennen sein Motto „Bleibe ein Kämpfer bis zum letzten Tag“ und bewundern seine Stärke im Kampf mit der Krankheit, den er nicht gewinnen kann. Sein Herzenswunsch – vielleicht sein letzter Wunsch – sollte unbedingt in Erfüllung gehen.

Planung und Schwierigkeiten

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Schnell wurde im Kinderpalliativ-Team mit Recherche und Planung begonnen: Wer kann so einen Helikopterflug durchführen? Wo kann er stattfinden? Wie kann der Transport zum Flugplatz erfolgen? Wer trägt die Kosten? Wer begleitet die Reise? Viele Telefonate später war klar: Heli-Flight GmbH & Co. KG mit Sitz im hessischen Reichelsheim stellt gerne einen Helikopter zur Verfügung. Pilot und Geschäftsführer Ole Gehrmann, der auch den Helikopter der Luftrettung in Gießen fliegt, würde Yanniks Flug ab Standort Reichelsheim kostenlos durchführen. Allerdings verschlechterte sich unterdessen Yanniks Zustand dermaßen, dass an einen Transport von Bad Laasphe nach Reichelsheim nicht zu denken war. Die Zeit drängte.

Konnte der Helikopter auch zu Yannik kommen, um vor Ort einen Rundflug zu unternehmen? Die Reichweite ermöglichte es. Um aber einen Platz zur Landung und für den Start zu haben, brauchte es eine offizielle Genehmigung vom Luftfahrtbundesamt, von der Stadtverwaltung und vom Grundstücksbesitzer.

Wiederum viele Telefonate später wurde die Möglichkeit zu Landung und Start auf einer großen Wiese bei Banfe ermittelt, nur sieben Kilometer von Yanniks Wohnort entfernt. Deren Eigentümer Jörg und Anneliese Weber erteilten ihre Genehmigung ohne zu zögern. Für den Transport dorthin konnte der Malteser Herzenswunsch-Krankenwagen mit den Rettungsassistenten Michael Hermann und Tim Benner gewonnen werden.

Die Vorkehrungen

Aus dem offenen Herzenswunsch-Krankenwagen filmt Yannik den Abflug des Helikopters mit seinem Handy.
Aus dem offenen Herzenswunsch-Krankenwagen filmt Yannik den Abflug des Helikopters mit seinem Handy. © Jutta Koenigsfeld

Dann ist es endlich so weit „Ich kann gar nicht richtig zeigen, wie sehr ich mich freue. Aber ich freue mich so sehr!“, sagt Yannik, als er vom Kinderpalliativ-Team für den Transport vorbereitet wird. Auch die Palliativmedizinerin Vera Vaillant ist an seiner Seite. Die Lieblingssneaker kann er selbst anziehen – an diesem Tag sollen sie ihn erstmalig begleiten. Für die Stabilisierung des Nackens wird eine Halskrause ebenso eingepackt wie Medikamente für etwaige Notfallsituationen. Die Sanitäter tragen den schwachen, aber erwartungsfrohen Yannik schließlich zum Herzenswunsch-Krankenwagen für die Fahrt nach Banfe. Bei strahlendem Sonnenschein und perfekter Sicht lauscht die kleine Ausflugsgesellschaft auf das Geräusch des Helikopters, der auf einem schmalen Asphaltweg landet. Pilot Ole Gehrmann und seine Flugbegleiter begrüßen alle sehr herzlich und fragen Yannik nach seinen Wünschen. Sein Elternhaus würde er gerne von oben sehen. Seine Schule auch und die Umgebung des Sauerlands, wo er früher viel mit dem Mountainbike unterwegs war. Yannik steigt mit Brigitte Schmidt hinter den Piloten ein, alle werden mit Kopfhörern und Mikrofonen ausgestattet und schon starten die Rotorblätter und Turbinen für Yanniks Herzenswunsch-Flug.

Die Euphorie

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„Die Nachbarn haben uns gewunken!“ strahlt Yannik nach der Landung. In seiner Schule ist gerade Pause und alle sind auf dem Schulhof. „Über den Baumwipfeln war es mir etwas unheimlich!“ Brigitte Schmidt beobachtet, wie Yannik bei seinem Ausflug aufblüht. „Ich möchte hinterher ein Foto mit Allen vor dem Helikopter machen und dabei alleine stehen!“, sagt er noch in der Luft und winkt der kleinen, wartenden Gesellschaft bei der Rückkehr aus dem Seitenfenster begeistert zu.

Der Abflug

Strahlend, aber total erschöpft dankt Yannik allen Beteiligten nach der Landung und einem Gruppenfoto, bei dem er allein und ohne zitternde Beine stehen kann. Aus dem offenen Herzenswunsch-Krankenwagen filmt er den Abflug des Helikopters mit seinem Handy und winkt Ole Gehrmann zu, während beim Anheben des Helis ordentlich Wind in den Krankenwagen geblasen wird. „Mir wurde beinahe kalt am Kopf von dem starken Luftdruck!“, bemerkt Yannik und lehnt seinen Kopf an die Kopfstütze. „Der Flug war cool!“

Die Erinnerungen

Nach dem Flug möchte Yannik unbedingt noch ein Foto mit allen Beteiligten vor dem Helikopter machen. Und: Er will dabei alleine stehen. .
Nach dem Flug möchte Yannik unbedingt noch ein Foto mit allen Beteiligten vor dem Helikopter machen. Und: Er will dabei alleine stehen. . © Jutta Koenigsfeld

Damit Yannik sich die schönen Erinnerungen bewahren kann, werden große Poster von den schönsten Bildern für sein Zimmer angefertigt, die Kosten für die Fotos trägt Palliativ Pro. „Das war von vorne bis hinten eine großartige Aktion“, schwärmen Brigitte Schmidt und Vera Valliant, „möglich gemacht und begleitet durch wunderbare Unterstützer! Danke an Alle! Was für ein wunderbarer Tag!“

>>> KINDER WERDEN IN IHREM HÄUSLICHEN UMFELD UNTERSTÜTZT

Das Kinderpalliativ-Team Mittelhessen besteht aus Ärzten und Kinderkrankenschwestern mit Sitz in der Universitätsklinik Gießen. Es versorgt Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen in ihrem häuslichen Umfeld. Hierzu zählen Kinder mit angeborenen Fehlbildungen, Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems, der Lunge, des Darms, des Herzens und Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen. Nach der Kontaktaufnahme, dem ersten Kennenlernen und einer eingehender Beratung ist das Kinderpalliativ Team häufig das Brückenteam zur Unterstützung der Entlassung aus dem Krankenhaus. Zuhause erfolgt die Optimierung der Palliativtherapie inklusive Schmerzbehandlung, Notfallversorgung und Koordination der notwendigen Hilfen. Die Patienten werden mindestens einmal wöchentlich besucht – bei akutem Bedarf auch öfter – und es wird alles dafür getan, dass der Patient und seine Familie auch in dieser sehr speziellen Lebensphase so viel Lebensqualität wie möglich erfahren kann.

Der Förderverein für Palliativmedizin und -pflege in Mittelhessen Palliativ Pro e.V. wurde im Jahr 2006 am Universitätsklinikum Gießen zur Unterstützung der palliativmedizinischen Versorgung in Mittelhessen gegründet. Der Förderverein übernimmt dabei viele Aufgaben und Kosten, die über die Leistungen der Klinik und der Krankenkassen hinausgehen. Dabei finanziert er sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden:
Sparkasse Gießen,
IBAN: DE98 5135 0025 0222 0386 40
BIC: SKGIDE5F

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