Bad Laasphe/Siegen. . Ein Siegener ist an einem Gehirntumor erkrankt. Die Malteser fahren ihn mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen noch ein Mal an die Nordsee.
Klaus Schmidt* (56) erhielt im März 2015 die niederschmetternde Diagnose: Hirntumor. Seither baut der Siegener gesundheitlich merklich ab. Die epileptischen Anfälle mehren sich – und sie werden immer stärker. Der Tumor kriecht das Rückenmark hinab. Innerhalb kurzer Zeit wächst er um 30 Prozent. Seine Ärzte in Siegen schlagen vor, jetzt noch einmal zu operieren. Doch das würde bedeuten, dass Klaus Schmidt anschließend von der Hüfte ab gelähmt ist. Schnell fällt seine Entscheidung gegen eine OP. Er weiß, dass er bald sterben wird.
Die Kontaktaufnahme
Sein letzter Wunsch: Noch ein mal ans Meer fahren, am liebsten nach Oostkapelle in den Niederlanden. Dort, wo er seit Jahren ein paar Tage Urlaub mit seinen Freunden macht. Ein guter Freund meldet sich daraufhin beim PalliativNetz Siegen-Wittgenstein-Olpe e.V. Dieses vermittelt über eine Schwester im Marienhospiz Wilnsdorf den Kontakt zu den Maltesern in Bad Laasphe. Diese verfügen seit kurzer Zeit nämlich über einen Herzenswunsch-Krankenwagen, der sterbenden Patienten einen letzten Wunsch erfüllen soll. Der Wagen ist der erste seiner Art für die Region Siegen-Wittgenstein und wurde im Rahmen der Spendenlauf-Aktion „Turnbeutel’s Run for Wishes“ finanziert. Im Sommer waren dabei 24.500 Euro zusammengekommen.
Das Ehrenamt
Neuer Wagen ab Januar im Dienst
Klaus Schmidt lebt weiterhin im Marienhospiz in Wilnsdorf.
Anfang Januar soll ein neuer Herzenswunsch-Krankenwagen in den Dienst gestellt werden. Für die Fahrt mit Klaus Schmidt war ein bestehender Malteser-Wagen kurzfristig umfunktioniert worden.
„Wir organisieren die Fahrt“, erzählt Michael Hermann, Stadtbeauftragter der Malteser in Bad Laasphe. „Vorher sprechen wir mit den Patienten, Angehörigen, Ärzten oder Pflegeeinrichtungen die Möglichkeiten und Erfordernisse für den Transport ab. Die Patienten werden zu den Zielen ihrer Wünsche gebracht und unterwegs von gut ausgebildeten Sanitätern begleitet.“ Mit Michael Hermann und Tim Benner, stellvertretender Stadtbeauftragter, stehen derzeit zwei speziell geschulte Ehrenamtliche in Bad Laasphe für solche Fahrten bereit. Die Helfer sind auch für die besonderen Bedürfnisse von Palliativpatienten sensibilisiert. Weitere fünf Ehrenamtliche werden aktuell entsprechend weitergebildet.
Das Erlebnis
Ende November ist es soweit: Nach acht Stunden Fahrt kommt der Wünsche-Wagen endlich in Oostkapelle an. Vor einem Ferienhaus warten schon Klaus Schmidts Freunde. Viele von ihnen kennen sich schon seit 1995, seitdem sie gemeinsam Fußball spielen. Die Wiedersehensfreude ist groß. Abends schauen sie gemeinsam Sportschau, essen Käsefondue – so wie früher, so wie immer. „Es war auch für uns ein sehr emotionales Erlebnis zu sehen, wie dankbar der sterbenskranke Mensch die Fahrt ans Meer aufgenommen hat“, so Hermann rückblickend.
* Der Name wurde redaktionell geändert.
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