Bad Berleburg. . Bewohner des Berleburger Altenzen­trums „Haus am Sähling“ braucht viel Eigeninitiative, um per Nahverkehr zum Einkaufen in die Stadt zu kommen.

Wie schafft es eigentlich ein Bewohner des Altenzen­trums „Haus am Sähling“ in Bad Berleburg mit dem Bus zum Rewe-Markt am Nordknoten, um dort seine Einkäufe zu erledigen? Gleich vorweg: Einfach an der Haltestelle „Altenzentrum“ auf den Bus zu warten und dann beim Fahrer die Karte zu lösen -- das reicht oft nicht. Denn: Auf der inzwischen erweiterten Stadtbus-Linie L 190 verkehren sowohl normale Linienbusse als auch Kleinbusse und Taxibusse. Und Letztere fahren auch nur, wenn man die Fahrt mindestens 45 Minuten vorher anmeldet.

Die Anmeldung

Über die ZWS-Infoline 01806/504030 hatte unser Bewohner vorher fristgerecht einen Taxibus geordert – fahrplanmäßige Abfahrt 9.50 Uhr, Ankunft wenig später am Rewe. Soweit, so gut. Schwierig gestaltete sich dann allerdings die Rückfahrt. Erneut wählte der Bewohner die ZWS-Infoline an mit der Frage: Wann fährt der nächste Bus ab Rewe-Markt in Richtung Altenzentrum? Antwort: 12.50 Uhr.

Allerdings scheint dem Mitarbeiter der Infoline die Station „Rewe-Markt“ nicht geläufig zu sein. Bis sich zeigt: Im Fahrplan heißt sie noch „Kontramarkt“, benannt nach dem Rewe-Vorgänger. Doch auf den angesagten Bus wartet unser Bewohner vergeblich. Entnervt ruft er sich ein Taxi. Die Kosten dafür? Möchte er nun vom Verkehrsunternehmen zurück.

Rückfahrt mit Problemen

Haltestelle „REWE-Markt (Kontra)“: Oft sind die ausgehängten Fahrpläne hoffnungslos veraltet.
Haltestelle „REWE-Markt (Kontra)“: Oft sind die ausgehängten Fahrpläne hoffnungslos veraltet. © Eberhard Demtröder

Warum läuft die Rückfahrt für unseren Bewohner nicht reibungslos? Sicherlich auch deshalb, weil er an der Infoline offenbar nicht die korrekte Bezeichnung der Haltestelle laut Fahrplan angegeben habe, schätzt ZWS-Geschäftsführer Padt – also „Kontramarkt“. Deshalb habe die oft nicht ortskundige Fachkraft an der telefonischen Infoline die Bad Berleburger Haltestelle vermutlich nicht im Computer lokalisieren können. Haltestellen nach Läden zu benennen, deren Inhaber ja auch mal wechseln können – das hält Padt ohnehin nicht für zielführend. Hier wolle der Zweckverband demnächst auch noch einmal aktiv werden, kündigt er an.

Vergeblich gewartet

Dass der Bewohner vergeblich auf den Bus gewartet habe, könne verschiedene Ursachen haben, so Padt. Auf jeden Fall hätte die Fachkraft der Infoline dem Anrufer sagen müssen, ob er an der angegebenen Haltestelle einen Linienbus, einen Kleinbus oder einen Taxibus erwarten darf.

Die Taxi-Kosten

Einfach warten reicht oft nicht mehr

Ein Taxibus in Wittgenstein soll auch weiterhin nur nach Voranmeldung mindestens 45 Minuten vor der jeweiligen Fahrt gebucht werden können. Eine Verkürzung der Anmeldefrist auf 30 Minuten, wie oft von Fahrgästen gefordert, sei schlicht nicht realisierbar, sagt Günter Padt, Geschäftsführer Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd in Siegen, unserer Zeitung. Mittlerweile „keine gravierenden Probleme“ mehr sieht er beim Schülerbus-Verkehr.

Oft lange Anfahrt

Binnen 30 Minuten lasse sich gerade im ländlichen Wittgenstein kaum ein Taxibus ordern. „Wir müssen ja auch Rüstzeiten einkalkulieren“, sagt Padt. Im Klartext: Beim Anruf des Fahrgastes bei der ZWS-Infoline oder der Buchung per Internet (www.zws-online.de) müsse kurzfristig erst einmal ein Taxi-Unternehmen in der Region gefunden werden, das die gewünschte Fahrt übernimmt. Es habe auch schon Situationen gegeben, so Padt, bei dem das Taxi für Wittgenstein am Ende aus dem Kreis Olpe gekommen sei.

L 190: Gespräche laufen

Auch die erweiterte Bad Berleburger Stadtbus-Linie L 190 „sollte nach dem neuen Fahrplan laufen“, sagt Padt. Inzwischen habe der ZWS „da auch schon Kunden-Eingaben“ – etwa mit der Frage: Wo fährt denn der Bus ab? Schließlich sind etliche neue Haltestellen im Linienverlauf noch gar nicht eingerichtet. Aber die Gespräche darüber seien im Gange, versichert Padt – „eigentlich hätte das im Vorfeld geregelt werden müssen“. Der Geschäftsführer hofft auf ein Ergebnis spätestens im Februar.

Der „Fahrer-Engpass“

Padt berichtet ferner von einem aktuellen „Fahrer-Engpass“: Busfahrer wechselten oft in andere Regionen. Oder auch als Stapler-Fahrer in die Industrie. Hier gebe es für sie einfach mehr zu verdienen: locker 18,50 Euro statt 13, 14 Euro am Steuer eines Linienbusses. Und: „Eine Bundeswehr ohne Wehrpflicht holt uns jetzt ein“, erklärt Padt – die Zeiten, in denen viele junge Menschen dort den Bus-Führerschein machten und sich später bei Bus-Unternehmen bewarben, seien vorbei.

Stichwort Taxi-Kosten: Da greife „die Mobilitätsgarantie“, erläutert Padt – und verweist dazu auf die Internet-Seiten der ZWS. Wichtig zu wissen: In jedem Fall sollten betroffene Fahrgäste den gültigen Fahrschein für die ausgefallene Fahrt und natürlich die Quittung der ersatzweisen Taxi-Tour bereithalten. Padts Tipp: Einfacher funktioniere die Taxibus-Buchung per Internet unter www.meintaxibus.de. Mehr Infos dazu auf www.zws-online.de, Menüpunkte „Fahrpläne“, „Bus auf Bestellung: TaxiBus“.

„Das Prinzip ist einfach: Kommt das Fahrzeug 20 Minuten zu spät, kann auf eine Alternative umgestiegen werden. Dabei werden Taxikosten in Höhe bei einer planmäßigen Abfahrt zwischen 5 und 20 Uhr bis zu 25 Euro/Person und bei einer planmäßigen Abfahrt zwischen 20:00 und 05:00 bis zu 50 Euro/Person übernommen.“ ... Bei Verspätungen durch Streik, Unwetter, Naturgewalten oder Bombendrohungen können keine Kosten erstattet werden.“
Aus den Erläuterungen des ZWS zur „Mobilitätsgarantie NRW“

Test: Der Bus hält nicht

Ganz offensichtlich halten fahrplanmäßige Linienbusse aber auch sonst nicht an der Haltestelle „Kontramarkt“ in der Sählingstraße. Unsere Zeitung macht den Test: Abfahrt 11.54 Uhr, ein Bus rauscht heran, ausgewiesen als „Schulbus“ – und düst vorbei. War es tatsächlich jener Bus, der eigentlich hätte halten müssen? Oder ist die Verbindung ausgefallen, hatte Verspätung? Pünktlichkeit nach Fahrplan sieht anders aus. Übrigens: Beschildert ist die eigentliche Haltestelle inzwischen mit dem Namen „Rewe-Markt (Kontra)“.