Puderbach. . Projekt-Team der Uni Siegen stellt in Puderbach erste Erfahrungswerte der „Digitalen Dorf.Mitte“ vor. Dörfer sollen sich besser vernetzen können.

Digitalisierung ist eine Chance, ein zusätzliches Angebot zu der analogen Dorfrealität. Neu ist dieser Denkansatz nicht; die systematisch und wissenschaftlich begleitete Umsetzung in Wittgenstein schon. Im Rahmen der Initiative „Land Digital“, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ins Leben gerufen wurde, wird seit Sommer letzten Jahres das Projekt „Digitale Dorf.Mitte“ ausgerollt. Die Leitung teilen sich Professorin Hilde Schröteler-von Brandt und Architektin Dana Kurz von der Universität Siegen.

Langfristig planen sie sowohl eine interne als auch eine externe Vernetzung der Dörfer. Analog und Digital. Bislang wurden Puderbach, Arfeld und Raumland als Modelldörfer ausgewählt, Dotzlar, Richstein und Niederlaasphe sollen demnächst folgen. Am Dienstagabend stellten Hilde Schröteler-von Brandt und Dana Kurz die ersten Erfahrungswerte im Dorfgemeinschaftshaus Puderbach vor.

Was ist neu?

Informationen und Hilfestellungen

Die Plattform „nebenan.de“ ist kostenlos, werbefrei und unterliegt den Datenschutzrichtlinien.

Weitere Informationen und Hilfestellungen unter www.digitale-dorfmitte.de/aktuelles/termine oder bei Dana Kurz, 0175/7671284 oder per
E-Mail, dana.kurz@uni-siegen.de

Ein sogenanntes Querschnittsprojekt – also eine Maßnahme, die für alle Modelldörfer umgesetzt werden soll – ist eine digitale und interaktive Kommunikationsplattform. Sie soll im Grunde die schwarzen Bretter in der Ortschaft ins Netz übertragen – um zu informieren, um Gesuche aufzugeben oder Angebote bereitzustellen.

Was ist das Ziel?

Die nachbarschaftliche Hilfe soll dadurch in Zukunft vereinfacht werden. Ein Beispiel aus der Praxis: In Arfeld hat der Verein „Arfeld Aktiv“ das Angebot der Mitfahrer-Bank geschaffen. Daran will die Kommunikationsplattform andocken und Anbieter und Nutzer in Zukunft effizient vermitteln. Statt sich auf die Bank zu setzen und zu hoffen, dass sich möglichst bald eine Mitfahrgelegenheit bietet, kann vorher schon die Fahrt online verabredet werden.

Wie wird es umgesetzt?

Das Forschungsteam der „Digitalen Dorf.Mitte“ ist mit dem bereits bestehenden Online-Netzwerk „nebenan.de“ eine Kooperation eingegangen. Auf dieser Plattform sind schon rund eine Million Bürger in mehr als 6500 Nachbarschaften registriert – jedoch fast ausschließlich im urbanen Raum. Das soll sich jetzt ändern. Die Bewohner von Puderbach, Richstein, Niederlaasphe, Raumland, Dotzlar und Arfeld haben in den vergangenen Tagen einen Flyer per Post erhalten, der auf die Online-Plattform aufmerksam macht. „Obwohl wir noch relativ am Anfang sind, ist der Zuspruch schon enorm“, so Dana Kurz. In Arfeld hätten sich bereits 23 Bürger registriert, in Puderbach und Richstein sogar schon 30 Personen.

Wie sind die Reaktionen?

„Wir haben im Vorfeld mit den Bürgermeistern und den jeweiligen Ortsvorstehern gesprochen, um abschätzen zu können, welche Dorfgemeinschaft wirklich Lust auf dieses Projekt hat und wo es am ehesten auf fruchtbaren Boden stößt“, erklärte Dana Kurz. Im Gegensatz zu dem Vorgänger-Projekt „Cognitive Village“ richtet sich die „Digitale Dorf.Mitte“ nicht nur an Senioren, sondern auch an junge Menschen. „Doch was ist, wenn ich kein Handy, keinen Computer oder noch nicht mal einen Internetanschluss habe?“, gab Niederlaasphes Ortsvorsteherin Waltraud Schäfer zu Bedenken. Das sei tatsächlich die Alltagsrealität für viele ältere, alleinstehende Dorfbewohner.

Hier sieht das Projekt-Team wieder eine Vernetzung zu analogen Angeboten. Man könne zum Beispiel ein „Support-Café“ etablieren, in dem Alt und Jung zusammenkommen, sich austauschen und voneinander lernen. Wenn die Jungen den Älteren spielerisch zeigen, welche Vorteile eine digitale Plattform mit sich bringt, erwachse daraus ein starker Zusammenhalt, ist sich Dana Kurz sicher.

Wichtig sei, dass die Technik nicht als Selbstzweck verstanden werde, sondern als Werkzeug. Für die Bürger werde es dann interessant, wenn sie den konkreten Nutzen für sich im Alltag erkennen.

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