Leimstruth/Erndtebrück. . Rund 300 Feuerwehrleute und Rettungskräfte haben in einem Bahntunnel bei Erndtebrück den Ernstfall geprobt. Hier gibt es viele Fotos und Videos.

Welche Herausforderung war größer: Die Ausarbeitung der Katastrophenschutzübung oder deren Geheimhaltung? Nur sechs Leute wussten Bescheid; bis zu 300 Einsatzkräfte hingegen gingen am Samstagmorgen von einem Ernstfall aus. Den hatten sich u.a. Thomas Tremmel vom Amt für Brand-, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz des Kreises, Kreisbrandmeister Bernd Schneider, die ärztlichen Leiter sowie Erndtebrücks Gemeindebrandinspektor Karl-Friedrich Müller ausgedacht.

Die Groß-Übung simuliert eine Extremlage: Bei Leimstruth ist ein Personenzug der Kur-Hessen-Bahn am Tunnel gegen  illegal entsorgte Ammoniak-Kanister geprallt. Die giftige Chemie entweicht, ein Fahrgast überlebt nicht. Es gibt 20 Verletzte. Die Einsatzkräfte stehen vor großen Herausforderungen.
Die Groß-Übung simuliert eine Extremlage: Bei Leimstruth ist ein Personenzug der Kur-Hessen-Bahn am Tunnel gegen illegal entsorgte Ammoniak-Kanister geprallt. Die giftige Chemie entweicht, ein Fahrgast überlebt nicht. Es gibt 20 Verletzte. Die Einsatzkräfte stehen vor großen Herausforderungen.

Im Tunnel bei Leimstruth stößt ein Zug der Kur-Hessen-Bahn mit Kanistern zusammen, die illegal auf den Gleisen entsorgt worden sind. Die Kanister enthalten eine Ammoniaklösung. Beim Aufprall werden sie beschädigt. Die rund 20 Fahrgäste und der Zugführer sind Ammoniakdämpfen ausgesetzt. Sie greifen die Schleimhäute der Atemwege und der Augen an. Hohe Konzentrationen in der Luft können schon nach 30 Minuten tödlich sein.

Enorme Herausforderung

Diese Extremlage bedeutet eine enorme Herausforderung für die ahnungslos und nacheinander anrückenden Feuerwehrfrauen und -männer. Pilot Markus Scheld landet seinen Rettungshubschrauber „Christoph 25“ sicher wenige Meter neben dem Haltepunkt Leimstruth. Das Heulen der Martinshörner überlagert sich. Aus dem gesamten Kreis rücken immer mehr Spezialfahrzeuge an; Ärzte und Sanitäter, Feuerwehrmänner unter schwerem Atemschutz schwirren aus.

Die Rettung der Verletzten gestaltet sich aufgrund  langer Wege über das Gleisbett bis zum Not-Lazarett sehr schwierig. Dafür werden Draisinen eingesetzt.
Die Rettung der Verletzten gestaltet sich aufgrund langer Wege über das Gleisbett bis zum Not-Lazarett sehr schwierig. Dafür werden Draisinen eingesetzt. © Christoph Vetter

Es ist außerordentlich schwierig, mit schwerem Gerät einige hundert Meter weit über Schwellen und Schotter der Gleise bis zum Unglücksort an der Tunnelöffnung zu gelangen. Dort warten 20, teilweise schwer Verletzte – gemimt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Netphen – auf ihre Rettung. Nach der Erstversorgung müssen sie mit Draisinen bis zum inzwischen eingerichteten Not-Lazarett transportiert werden. Ärzte laufen mit Infusionsbeuteln in der Hand neben den Schienen mit. Es sieht alles sehr real aus, ist es Gott sei Dank aber nicht.

Sieben Beobachter

Sieben Beobachter der Katastrophenschutz-Übung am Bahntunnel in Leimstruth habe ihre Eindrücke von dem Einsatz notiert, der in dieser Größenordnung noch nie in Wittgenstein stattgefunden hat.

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Kreisbrandmeister Bernd Schneider und Thomas Tremmel haben den rund 300 beteiligten Kräften ausdrücklich gedankt. Man habe „einige Lehren aus dieser Übung gezogen“, sagte Schneider, der bei dieser Extremlage auch einige Schwachpunkte notiert hat. Die Analyse des Einsatzes wird in etwa drei Wochen vorliegen. Unter realen Bedingungen hätte es hier ein Todesopfer und 20 Verletzte in der Kur-Hessen-Bahn gegeben.

Kein Funk am Tunnel

Der Erndtebrücker Gemeindebrandinspektor Karl-Friedrich Müller räumt „ganz ehrlich ein, dass einige Dinge nicht rund gelaufen sind.“ Aber das sei „völlig normal bei einer Übung in dieser Größe.“ Mit der Kommunikation habe es Probleme gegeben, das hatte Thomas Tremmel schon während der Übung bemerkt und darauf hingewiesen, dass unmittelbar am Tunnel kein Funk funktioniert habe. Das Netz fürs Handy war ebenfalls nur hauchdünn.

Der stellvertretende Kreisbrandmeister Dirk Höbener (links) ist als Einsatzleiter vor Ort. Er spricht mit dem Erndtebrücker Gemeindebrandinspektor Karl Friedrich Müller.
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Dirk Höbener (links) ist als Einsatzleiter vor Ort. Er spricht mit dem Erndtebrücker Gemeindebrandinspektor Karl Friedrich Müller. © Lars-Peter Dickel

Außer dem Dankeschön bekommen die ausgelaugten Beteiligten gegen 14 Uhr im Erndtebrücker Feuerwehrgerätehaus noch eine leckere Mahlzeit. Die entschädigte dann den ein oder anderen dafür, dass er seine Reifen nicht wechseln oder mit der Familie zum Möbel-Einkauf konnte.

Not-Lazarett neben der Haltestelle

Ziel der Übung war es, die Leistungsfähigkeit der Einheiten zur Gefahrenabwehr zu überprüfen. Zudem sollten die Einsatzeröffnung und Alarmierung durch die Kreisleitstelle, die Zusammenarbeit zwischen der Kur-Hessen-Bahn und der Kreisleitstelle, die Funktionalität der Strukturen bei Ereignissen mit einer großen Anzahl von Verletzten („MANV“) sowie das Zusammenspiel von örtlichen und überörtlichen Kräften der Gefahrenabwehr geübt werden.

Katastrophenschutzübung der Feuerwehr in Erndtebrück

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    Das Übungsszenario bot zudem die Möglichkeit, die Rettung von Menschen in einer außergewöhnlichen Situation zu trainieren, bei der auch größere Wege zurückgelegt werden mussten. So wurde der Container zur Dekontaminierung von Verletzten vor einem fiktiven Not-Lazarett in unmittelbarer Nähe des Bahnsteigs an der Haltestation Leimstruth aufgestellt.

    So lief die Feuerwehrübung an der Kur-Hessen-Bahn

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