Bad Berleburg. Seit 10 Jahren führen Andreas Benkendorf und Silvia Köster-Benkendorf das Hotel „Alte Schule“ in Berleburg. Überlegungen zu einem zweiten Hotel.

Ursprünglich wollte Silvia Köster-Benkendorf eine kleine Pension an der Nordsee aufmachen. Ihr Mann Andreas Benkendorf wollte lieber in der Heimat bleiben. Am Ende sind sie nach Bad Berleburg gekommen und haben ihren Traum verwirklicht: Sie haben ein altes, geschichtsträchtiges Gebäude in ein Hotel verwandelt. Das war vor zehn Jahren. Im Interview erzählen die Hoteliers, wie sie sich in die „Alte Schule“ verliebt haben, vor welchen Herausforderungen sie aktuell stehen und welche Pläne sie noch für ihre Häuser haben.

Was hat Sie damals so an der „Alten Schule“ fasziniert, dass Sie daraus ein Hotelbetrieb machen wollten?

Andreas Benkendorf: Als wir uns damals nach einer Immobilie umgeschaut haben, hat uns immer gestört, dass die Hotels schon fertig waren, dass ihnen immer schon ein Stempel aufgedrückt war. Wir wollten aber etwas Eigenes machen. Als wir dann bei der WeihnachtsZeitreise 2007 auf die „Alte Schule“ aufmerksam wurden, haben wir uns quasi die Nasen an den Scheiben platt gedrückt. Eigentlich wollten wir gar nicht nach Berleburg gehen, aber dieses Gebäude – wie es da so stolz und traurig dastand – hat uns einfach nicht mehr losgelassen.

Was waren Ihre Bedenken beim Hotelstandort Bad Berleburg? Und wieso hat sich das geändert?

Andreas Benkendorf und Silvia Köster-Benkendorf führen seit zehn Jahren das Hotel
Andreas Benkendorf und Silvia Köster-Benkendorf führen seit zehn Jahren das Hotel "Alte Schule" in Bad Berleburg. © Paul Jannik Bald

Andreas Benkendorf: Bis vor einigen Jahren war der Tourismus hier noch ganz schwach ausgeprägt, da waren Hotels natürlich nicht so gefragt. Wir haben zunächst erst mal eine Standortanalyse durchgeführt, um nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit dem Verstand zu entscheiden. Mit dem Wisent-Projekt und auch mit der Öffnung des Schlosses für die Öffentlichkeit konnte man die Region plötzlich touristisch vermarkten. Allerdings gibt es hier bis heute so gut wie keine Ausgehkultur. Die Berleburger sagen immer: „Wir haben doch nicht Schönes hier.“ Dabei hat das Schloss, die Schloßstraße oder das Denkmal mit Brunnen am Goetheplatz so viel Charme für auswärtige Gäste. Und es gibt unglaublich viele schöne Wander- und Radwege in der Region.

Silvia Köster-Benkendorf: Die Menschen, die hierher kommen, mögen das Historisch-Kleinstädtische, die möchten nicht die Anonymität der Großstadt erleben. Wenn man hier auf die Straße geht, grüßt man sich gegenseitig. Das ist das, wonach sich viele unserer Gäste tatsächlich sehnen.

2008 haben Sie sich schließlich für Bad Berleburg und die „Alte Schule“ entschieden. Wie ist aus dem leerstehenden Gebäude schließlich das Hotel geworden? Und welche Schwierigkeiten gab es bei dem Umbau?

Andreas Benkendorf: Wir mussten alles kernsanieren, aus allen Fenstern sind irgendwelche Bauteile geflogen. Das Schöne war: Das Haus hat uns vorgegeben, wie es umgebaut werden wollte. Wenn dort eben ein querstehender Balken stand, konnten wir den nicht einfach herausreißen, sondern mussten ihn in das Zimmer integrieren. Das macht aber auch den Charme aus. Wir wollten ein individuelles Hotel erschaffen; und so ist eben auch das Zimmer mit der freistehenden Badewanne entstanden. In der hat ja auch schon Prinz Gustav Probe gelegen. Nur beim Aufstehen brauchte er wieder Hilfe, weil er es im Rücken hatte. Das sind alles so Anekdoten, die man nie vergessen wird.

http://Berleburger_Hotel_„Alte_Schule“_feiert_zehnjähriges_Bestehen{esc#215098093}[news] Silvia Köster-Benkendorf: Jeder in dem Team – vom Handwerker über den Bauingenieur bis hin zur Innenarchitektin – hat gesprüht vor Ideen. Über viereinhalb Monate haben wir mehr oder weniger in zwei Schichten gearbeitet, von 6 bis 20 Uhr. Keiner hat wirklich geglaubt, dass wir rechtzeitig fertig werden. Wir haben hinten noch die Folie von den Fliesen abgezogen und vorne kamen schon die ersten Gäste rein. Das war irre – aber wir hatten unglaublich viel Spaß bei der ganzen Sache.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Hotelbranche bzw. Gastronomie aus?

Andreas Benkendorf: Wir müssen Arbeitnehmer finden, die die Philosophie unseres Hauses mittragen und bereit sind nach Bad Berleburg zu kommen. Wir haben jetzt zum 1. August einen Kochlehrling eingestellt, das freut uns natürlich sehr. Es geht aber auch darum, die Auszubildenden zum Durchhalten zu motivieren, dass sie langfristig bei uns bleiben wollen. Leider erfahren die Jobs in der Gastronomiebranche nicht mehr so viel Wertschätzung wie früher. Vielleicht sollten die Gäste mal darüber nachdenken, dass man von Menschen bedient wird, die dann arbeiten müssen, wenn alle anderen frei haben. Natürlich müssen wir als Arbeitgeber auch darüber Nachdenken, wie man die Mitarbeiter trotz schlechter Arbeitszeiten halten kann. Da kann ein besseres Gehalt natürlich helfen, damit der Job in der Gastronomie attraktiv genug bleibt. Andererseits müssen die Gäste natürlich auch bereit sein, einen angemessenen Preis für Speisen und Getränke zu zahlen. Gerade in Deutschland, wo Lebensmittel verhältnismäßig günstig sind, ist das nicht immer einfach.

Welche Pläne haben Sie noch für Ihr Hotel, die Sie in der nächsten Zeit realisieren wollen?

http://Bad_Berleburger_Hotel__Alte_Schule__gewinnt_Vox-Showformat{esc#11377772}[news] Andreas Benkendorf: Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, das Alte Museum mit der Alten Schule zu verbinden, dass es quasi einen Durchgang von der Lobby in die Aula gibt.

Silvia Köster-Benkendorf: Über einen Wellness-Bereich denken wir auch schon seit einiger Zeit nach, der gehört für viele Gäste zu einem erholsamen Urlaub einfach dazu. Wir hatten mal überlegt, ob man den Gewölbe-Keller dazu umbauen kann, allerdings wären das Investitionskosten von rund 1,5 Millionen Euro gewesen. Allein die Trockenlegung hätte um die 300.000 Euro gekostet. Da haben wir die Pläne zunächst ad acta gelegt.

Andreas Benkendorf: Wir könnten uns aber vorstellen, aus großen Holzfässern einen Ruheraum oder auch einzelne Saunen zu machen. Vom Garten aus hätten die Gäste dann einen schönen Panoramablick auf die Stadt. Manchmal muss man eben auch mal ein bisschen spinnen, um neue Ideen zu bekommen. Wir würden zum Beispiel auch gerne noch ein zweites Hotel in Berleburg führen, dann aber eher ein Hotel Garni, also mit Übernachtung und Frühstück. Um den Service in der Gastronomie weiterhin auf einem qualitativ hohen Niveau aufrechtzuerhalten, überlegen wir auch, einen gemeinsamen Personalpool zu schaffen, zum Beispiel mit der Schloßschänke. Wir stehen da im engen Kontakt mit der Rentkammer und Prinz Gustav, die gleichermaßen an der Tourismusentwicklung in Berleburg interessiert sind.

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