Girkhausen/Albrechtsplatz. . Ministerin Ina Scharrenbach will mit Menschen ins Gespräch kommen, die Vielfältigkeit der Heimat kennenlernen und hören, was sie hier stolz macht

„Im Mekka und der Heimat des Nordischen Skisports“, so formuliert der Girkhäuser SC-Vorsitzende Detlef Buchwald, nämlich an der Steinert, ist NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach zu einer weiteren Wanderung auf ihrer Tour durchs Land gestartet. Dass es sich nicht, wie ihrem Büro angekündigt, um einen „Schnadegang“ handelt, machte der Ministerin der Historiker und „ein Girkhäuser Junge“ Dr. Ulf Lückel, bereits nach einem Kilometer Wanderung am Kassenhäuschen des ehemaligen Wildgeheges deutlich.

Dennoch war Ina Scharrenbach nicht unvorbereitet. Sie weiß, dass der Strafraum am Girkhäuser Sportplatz größer ist als normal, und sie begrüßte Timo Florin vom Heimatverein mit den Worten „Ach, Sie sind die mit den Holzschüsseln!?“ Und schwups hatte ihr Timo schon eine überreicht.

SC-Vorsitzender Detlef Buchwald und Bürgermeister Bernd Fuhrmann heißen  Heimatministerin Ina Scharrenbach an der Skihütte auf der Steinert mit einem Bildband willkommen.
SC-Vorsitzender Detlef Buchwald und Bürgermeister Bernd Fuhrmann heißen  Heimatministerin Ina Scharrenbach an der Skihütte auf der Steinert mit einem Bildband willkommen. © Christoph Vetter

Bildband für Düsseldorfer Büro

Auch Bürgermeister Bernd Fuhrmann war mit Geschenk vor Ort: Der Bildband von Wittgenstein soll in Düsseldorf einen Ehrenplatz erhalten, versprach die Ministerin. Sie zeigte sich beeindruckt von der „immensen ehrenamtlichen Arbeit des Skiclubs“, nachdem SC-Vorsitzender Buchwald ihr den Fuhrpark der Loipenspurgeräte und die Hütte erläutert hat. Buchwald sagte später unserer Zeitung: „Die Ministerin ist überzeugt von unserer Arbeit. Sie war wissbegierig und wird uns in Erinnerung behalten. Ein nachhaltiger Besuch.“

"Ach, Sie sind die mit den Holzschüsseln!?" so begrüßt Heimatministerin Ina Scharrenbach auf der Steinert Timo Florin, den Vorsitzenden des Heimatvereins Girkhausen. Sekunden später ist die Ministerin neue Besitzerin eines Souvenirs aus der Drehkoite. © Christoph Vetter

Über den „urpositiven Begriff ,Heimat’“ will die Ministerin mit Menschen vor Ort ins Gespräch kommen, „ich will die Vielfältigkeit Ihrer Heimat kennen lernen und hören, was Sie hier stolz macht.“

Gelegenheit hätte sie zu knapp 70 Gesprächen gehabt – so groß war die Teilnehmerzahl – doch mit ordentlichem Tempo ging’s los; allerdings erst, nachdem der zwölfjährige Johannes Dickel in perfektem Wittgensteiner Platt die lustige Geschichte von der Tour zweier Girkhäuser nach Oberkirchen vorgetragen hatte.

150 Millionen Euro im Fördertopf

Die Ministerin propagiert ihr für den 15. August zur Veröffentlichung geplantes Programm, „mit dem wir Heimatarbeit auch fördern wollen. Die Pflege der Heimat - auch durch das Ehrenamt. Wir wollen Identität stiften!“ Insgesamt 150 Millionen Euro – mit Vergabesummen zwischen 2000 und 100 000 Euro – sollen bis 2022 an Projekte im Land verteilt werden. Unterwegs stecken Vereinsvertreter die Köpfe beisammen, entwickeln erste Ideen, um demnächst an einen der Schecks zu kommen.

Flankiert vom SGV-Präsidenten Thomas Gemke (links) und Bad Berleburgers Bürgermeister Bernd Fuhrmann hört Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei ihrer Wanderung von Girkhausen zum Albrechtsplatz reichlich geschichtliche und forstwirtschaftliche Informationen.
Flankiert vom SGV-Präsidenten Thomas Gemke (links) und Bad Berleburgers Bürgermeister Bernd Fuhrmann hört Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei ihrer Wanderung von Girkhausen zum Albrechtsplatz reichlich geschichtliche und forstwirtschaftliche Informationen. © Christoph Vetter

Steffen Schmidt ist seit 17 Jahren für die Berleburg’sche Rentkammer Leiter im 2300 Hektar großen Revier Girkhausen. „Wir gehen durch mein Revier“, verkündet er bei einer kurzen Rast stolz und berichtet über die Strategie der Waldbewirtschaftung. 60 Prozent Nadelholz, 40 Prozent Laubwald gibt es hier; das Versuchsprojekt der lebend Konservierung, um den Holzmarkt insgesamt zu entlasten, scheint wegen der fehlenden Niederschläge zu scheitern; aber die trocken-resistente Douglasie oder die Lärche können dem Klima-Wandel vielleicht trotzen.

Der Ministerin gibt Steffen Schmidt eine Bitte mit in die Landeshauptstadt: „Um Heimat zu erhalten, müssen Sie auch den örtlichen Betrieben die Möglichkeit zum wirtschaftlichen Arbeiten geben. Das bindet die Menschen in ihrer Heimat.“

Ministerin Scharrenbach nickt und überquert wenige Minuten später am Albrechtsplatz den höchsten Pass Nordrhein-Westfalens. Hier, vor den Höhendörfern, übernimmt jetzt das Sauerland die Regie, was im übrigen die 25 Kinder der Freizeit des Skiclubs und der Feuerwehr Girkhausen keineswegs daran hindert, weiter mitzulaufen. Macht ja Spaß.